Berlin

Rechte Trends bei den Piraten

Gute Laune bei der Piraten-Wahlparty Foto: dpa

Nach dem Wahlerfolg der Berliner Piratenpartei hatte ein Funktionär des Parteibezirks Schwaben etwas zu twittern: »Zionisten und Anti-Islamisten schwafeln wieder Amok auf Twitter gegen die Piraten.«

Eine kleine Wortmeldung, nicht repräsentativ. Gleichwohl fällt auf, dass der Jubel über das sensationelle Abschneiden ihrer Partei nicht bei allen Piraten gleich laut ausfällt. Die junge Partei ist bundesweit gespalten, und die Berliner sind unter den Piraten – trotz ihres großen Erfolgs – unbeliebt: Sie gelten als eher links.

volksverhetzung Kurz vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus war es zu einem Eklat gekommen, der zeigt, wie unterschiedlich die Piraten in den einzelnen Bundesländern agieren: Zu einer Parteitagung wollten die Rheinland-Pfälzer ausgerechnet Bodo Thiesen entsenden. Der hatte mehrfach öffentlich den Holocaust relativiert und sich sogar im offiziellen Piratenwiki auf Bücher von Neonazis berufen, die wegen Volksverhetzung verurteilt wurden.

Dass sich Thiesens Ausschlussverfahren immer noch hinschleppt und er sogar als Delegierter berufen werden sollte, liegt daran, dass viele im rheinland-pfälzischen Landesverband seine Äußerungen unter Meinungsfreiheit verbuchen.

Thiesen ist kein Einzelfall: Ein weiteres Parteimitglied hatte auf seinem Blog für die von der NPD gestartete Petition zur Freilassung des Neonazis und Holocaustleugners Horst Mahler geworben.

berlin Von solchen Parteifreunden hat sich der Berliner Landesverband stets distanziert. In die öffentliche Kritik ist er aus anderen Gründen geraten: Die »strikte Trennung von religiösen und staatlichen Belangen« fordert das Parteiprogramm. Vor allem die finanzielle Unterstützung des Staates für Glaubensgemeinschaften soll abgeschafft werden.

Man habe da besonders an die christlichen Kirchen gedacht, sagt Pavel Mayer, einer der neugewählten Berliner Abgeordneten. »Jüdische Gemeinden sind ein Sonderthema, mit dem wir uns, offen gestanden, bisher noch gar nicht befasst haben«, sagt Mayer, der auch Generalsekretär der Berliner Partei ist. »Aber klar ist: Aufgrund der besonderen Geschichte müssen wir die staatlichen Zuschüsse für jüdische Institutionen gesondert betrachten.« Der Staat habe hier eine »besondere Fürsorgepflicht«.

sicherheit Das gelte auch für die Sicherheitsmaßnahmen rund um jüdische Einrichtungen. Obwohl man gegen die exzessive Über- wachung öffentlicher Räume sei, wolle man keinesfalls, dass etwa jüdische Gemeinden ohne Schutz bleiben. »Natürlich dürfen diejenigen, die besonders gefährdet sind, nicht in besonderen Maße mit den Ausgaben für diese Sicherheit belastet werden.«

Ob sich der Berliner Landesverband mit dieser Haltung auf Bundesebene durchsetzt oder ob es rechtsextremen Kräften gelingt, das Bild der Partei zu beeinflussen, wird sich zeigen.

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025

Debatte um Hamas-Nähe

Mitglieder des ZDF-Kontrollgremiums fordern Konsequenzen

Nachdem ein mutmaßlicher Terrorist über eine Partnerfirma an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Senders mitgewirkt hat, soll der Fall nun parlamentarisch aufgearbeitet werden

 27.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025