Berlin

Reaktionen auf Schändung des Rosenstraßen-Denkmals

Der »Block der Frauen« von Ingeborg Hunzinger wurde beschmiert. Foto: Natalie Sapir

In Berlin ist das Denkmal zur Erinnerung an die Rosenstraßen-Proteste von 1943 mit antisemitischen Parolen beschmiert worden. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, wurde großflächig in englischer Sprache »Juden begehen Völkermord« und »Freies Palästina« (»Jews are committing Genocide«, »Free Palestine«) darauf geschrieben.

Eine Passantin hatte die Polizei am Mittwochnachmittag auf die Sachbeschädigung aufmerksam gemacht. Die jüdische Adass-Jisroel-Gemeinde, die evangelische Kirche, das Drei-Religionen-Projekt House of One wie auch die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes reagierten entsetzt auf die Beschädigung des Denkmals.

Die 1995 errichtete Skulpturengruppe »Block der Frauen« der Künstlerin Ingeborg Hunzinger erinnert an den Protest nicht-jüdischer Frauen gegen die Verhaftung ihrer jüdischen Ehemänner in der NS-Zeit.

Religionsübergreifendes Entsetzen beim House of One

Die Israelitische Synagogen-Gemeinde Adass Jisroel sprach von einer Schändung des Denkmals. »Für Juden in Berlin scheint es heute keine Ruhe, keine Sympathie, keine Sicherheit mehr zu geben«, betonte die Gemeinde.

Lesen Sie auch

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, erklärte, die »Schändung des Denkmals mit israelfeindlichen und antisemitischen Parolen« sei »schockierend und unerträglich«. Dass dieses Symbol für Mut und Menschlichkeit Ziel von Hass und Hetze wurde, überschreite »ein weiteres Mal das Vorstellbare«, betonte der Bischof. In einer Zeit, in der antisemitische Vorfälle zunähmen, »dürfen wir nicht schweigen, sondern müssen es immer wieder laut und vernehmbar sagen: Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft«, erklärte Stäblein.

Die Beauftragte für Erinnerungskultur in der evangelischen Landeskirche, Marion Gardei, erklärte, die Tat sei neben Hass und antijüdischer Hetze auch ein frauenfeindlicher Akt, weil die Erinnerung an die Zivilcourage der Frauen damit geschändet worden sei. »Menschen aller Religionen, die für Toleranz und Frieden eintreten, müssen dagegen aufstehen«, betonte Gardei.

Protest der Ehefrauen gegen die sogenannte »Fabrik-Aktion«

Am 27. Februar 1943 waren im Zuge der sogenannten »Fabrik-Aktion« der Nationalsozialisten Tausende jüdische Zwangsarbeiter verhaftet worden. Sie sollten in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert werden. Die Verhafteten wurden unter anderem im ehemaligen Wohlfahrtsamt der jüdischen Gemeinde in der Rosenstraße interniert.

Durch den tagelangen Protest der Ehefrauen vor dem Gebäude entgingen die Verhafteten zunächst der Deportation. Die Ereignisse gelten als einer der wenigen öffentlichen Proteste gegen das NS-Regime.

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Berlin reagierte mit »Abscheu« und verurteilte die Beschädigung des Denkmals als geschichtsvergessen. Die muslimische Theologin Kübra Dalkilic vom House of One erklärte, »vor 81 Jahren haben die Frauen in der Rosenstraße gezeigt, wie mutig Frau sein kann«. Diese Art von Courage und von Miteinander werde heute wieder gebraucht. Esther Hirsch, jüdische Referentin beim House of One, zeigte sich »fassungslos«. Die Täter wollten nichts anderes als Hass schüren. epd

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025