Meinung

Purim und die Stillen Tage

Vor einigen Wochen rief mich Joni, der zur Zeit in Tel Aviv arbeitet, an: »Steven, bald ist Purim, hier wird die Hölle los sein. Buch dir ein Ticket und komm. So was erlebst du nur hier!« Die Verlockung war groß, doch für einen Abstecher nach Israel hatte ich keine Zeit.

Purim in München ist sicher nicht vergleichbar mit dem Fest in Tel Aviv. Aber der Verband Jüdischer Studenten in Bayern hat mehrfach bewiesen, wie man eine gute Party organisiert. Dieses Jahr lädt er zur »Purim Athletics Party«. In der Einladung lese ich: »Tanzverbot!? Nicht mit uns, wir haben eine Sondergenehmigung der Stadt München.« Gefeiert werde die ganze Nacht.

party Tanzverbot, Sondergenehmigung? Was hat es damit auf sich? Tanzverbot herrscht an den »Stillen Tagen«. Diese sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Wie so oft hat es uns Bayern (gefühlt) mal wieder besonders schwer getroffen: Neun Tage zählen hier als »still« (zum Vergleich: in Berlin sind es nur drei). Schlimmer hat es nur die Hessen mit 15 (!) erwischt, wo am Wochenende ja auch der Jugendkongress stattfindet.

Der Karfreitag ist so ein stiller Tag. In Bayern sind dann musikalische Darbietungen jeder Art in Räumen mit Schankbetrieb verboten. Zudem sind öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen nur dann erlaubt, wenn ein angemessener ernster Charakter gewahrt wird. Das heißt Ruhe, Besinnung und Reflexion, aber wohl nicht Hora und Hamantaschen, Bass, Bier und Maskerade sowie Wodka und Whisky. Wie passen also die Stillen Tage und eine Party zu Purim zusammen?

polizei Ausgezeichnet, denke ich. Nicht etwa, weil stille christliche Tage nicht mehr zeitgemäß wären. Sonst könnte man ja auch über die Purim-Tradition diskutieren, immerhin ist Haman schon seit etwa 2372 Jahren besiegt. Nein, vielmehr gilt ja, dass private Feiern vom Tanzverbot ausgenommen sind. So braucht es keine Sondergenehmigung für Purim, sondern eine nicht-öffentliche Feier. Alle Münchner, die der Stille dieser Tage entgehen wollen, können dies dann, LeChaim prostend und verkleidet tanzend, tun. Ich gehe wohl als Läufer, falls die Polizei doch kommen sollte ...

Nächste Woche werde ich Joni anrufen und ihm wohl von einer gelungenen Purimfeier erzählen, die stattfand, als im Rest von München Boxen schwiegen und Tanzflächen leer standen. Er wird mir vermutlich vom bunten Treiben in Tel Aviv berichten und wie man wohl nur in einer christlichen Einrichtung ein wenig Stille erfahren hätte.

Der Autor ist Rechtsreferendar in München und Vorsitzender des Vereins Mitzwe Makers.

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025