Nordrhein-Westfalen

Projekt gibt Holocaust-Überlebenden »Stimme für Ewigkeit«

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl wird in einem Studio der TU Dortmund für das Projekt befragt. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool

Persönliche Geschichten und Erfahrungen von Überlebenden des Holocaust sollen für nachkommende Generationen auf Dauer als »Stimme für die Ewigkeit« gesichert werden. Dazu entsteht in Essen auf dem Unesco-Welterbe Zollverein ein neuer Ort der Erinnerung - mit moderner Hologramm-Technik und Künstlicher Intelligenz (KI), wie das nordrhein-westfälische Kulturministerium ankündigte.

Originalaufnahmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen werden demnach fotorealistisch als dreidimensionales Hologramm dargestellt. Eine »direkte Begegnung« und »lebendige Interaktion« mit ihnen soll ermöglicht werden, schilderte das Ministerium.

Aufwändige Hologramm-Technik

Voraussetzung für das Projekt von Kulturministerium und Uni Dortmund sind umfangreiche Interviews - zunächst wurde dafür die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (90) befragt. Studierende der Uni Dortmund und Historiker haben zudem einen Fragenkatalog für weitere Holocaust-Überlebende erstellt. Zudem werden aufgezeichnete Gespräche genutzt, die das Deutsche Exilarchiv 1933 bis 1945 der Deutschen Nationalbibliothek bereits vor einigen Jahren mit zwei Zeitzeugen geführt hat.

Mit Hilfe von KI können Besucherinnen und Besuchern laut Ministerium den interviewten Personen Fragen stellen. Die KI ermittele dann »die passende Original-Antwort« aus allen Antworten, die die Zeitzeugen zuvor im Interview gegeben haben, »sodass es zu einer lebendigen Interaktion zwischen Fragesteller und Holocaust-Überlebendem kommt.«

Lesen Sie auch

Eröffnung am 27. Januar

Im kommenden Jahr eröffnet Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) den Planungen zufolge am 27. Januar - dem offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus - den Ort der Erinnerung und Bildungsarbeit. Das Ministerium sprach von einem europaweit einzigartigen Projekt.

Die Zeitzeugen leisteten einen »unschätzbaren Dienst gegen das Vergessen«, betonte Kulturministerin Ina Brandes (CDU) in einer Mitteilung. »Wir brauchen ihre authentischen Schilderungen, um eine Ahnung davon zu bekommen, welches Leid sie erfahren mussten und welche Schuld die Mitläufer und Schweiger auf sich geladen haben.«

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, sprach von einem »Leuchtturm«-Projekt, das »die Erinnerungen der Schoa-Überlebenden auch für kommende Generationen erhalten und hautnah erlebbar« mache. In Zeiten, in denen der Antisemitismus in beunruhigendem Ausmaß erstarke, sei das ein leuchtendes Zeichen für Dialog und Zusammenhalt der Gesellschaft, zitierte das Ministerium Abraham Lehrer. dpa

Terror

Netanjahu: Israels Kampf gegen Feinde noch nicht vorbei

Laut Ministerpräsident Netanjahu beabsichtigen die Hamas und die Hisbollah weiterhin, Israel zu vernichten. Die Waffenruhe-Abkommen mit beiden will Israel demnach durchsetzen - solange diese gelten

 11.11.2025

Diplomatie

Al-Schaara schließt normale Beziehungen zu Israel aus

Der syrische Staatschef wurde von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Bei dem historischen Treffen ging es auch um die Abraham-Abkommen

 11.11.2025

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  10.11.2025 Aktualisiert

Würzburg

Zentralrat der Juden fordert mehr Zivilcourage gegen Hass

Beim Gedenken an die Novemberpogrome in Würzburg hat Juden Schuster die grassierende Gleichgültigkeit gegen Judenhass kritisiert

 10.11.2025

Gedenken

Bundespräsident Steinmeier fordert Widerstand gegen Rechtsextreme

Die Demokratie sieht der Bundespräsident so bedroht wie nie seit der Wiedervereinigung. Das Staatsoberhaupt erklärt, was nun aus seiner Sicht passieren muss

von Martina Herzog  10.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Marbach am Neckar

Schillerrede: Soziologin Illouz vergleicht Trump mit »König Lear«

Statt Selbstbeweihräucherung empfiehlt die Soziologin Eva Illouz in der Schillerrede 2025 den Zweifel und das Zuhören - nur das helfe aus der eigenen Echokammer heraus

 10.11.2025