Am Rande eines Protestcamps in einem Frankfurter Park sind jüdische Aktivisten attackiert worden. Die mehr als 1000 Teilnehmer des »System Change Camps« werden dem linken Spektrum zugerechnet. Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass es sich bei den Angegriffenen um Mitglieder der Jüdischen Gemeinde handelt.
»Zunächst kam es zwischen Teilnehmern der Versammlung und einer weiteren Gruppe, die nicht an der Versammlung teilnahm, zu einer verbalen Auseinandersetzung mit Bezug auf den aktuellen Nahost-Konflikt«, berichtete die Polizei über den Vorfall am Freitagnachmittag.
Im weiteren Verlauf seien aus der Gruppe der Versammlungsteilnehmenden »Farbtuben in Richtung der anderen Personengruppe entleert« worden. Hierbei seien drei Personen von der Farbe getroffen worden, hieß es weiter.
Sacha Stawski, Vorsitzender der Vereine Honestly Concerned und ILI (I Like Israel) teilte auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen zum Hergang des Angriffs mit: »Wir wurden körperlich bedrängt, an den Zaun und zur Seite geschoben; man hat versucht uns die Poster aus der Hand zu reißen und hat uns wüst beleidigt. Wir seien Mörder, hätten Blut an unseren Händen.«
Und weiter: »Genau wie in den Tagen zuvor, habe ich nicht-konfrontativ versucht, in Ruhe mit einigen der Personen, die uns eingekesselt hatten, zu sprechen, und noch wenige Sekunden, bevor ich mit Farbe attackiert wurde, hatte ich angeboten, dass wir gemeinsam eine Schweigeminute für alle unschuldigen Opfer (auf beiden Seiten) dieses schrecklichen Krieges abhalten könnten. Daran bestand kein Interesse, stattdessen die bejubelte Farbattacke auf mich. Die Angreiferin kam aus dem Camp und ist unmittelbar danach wieder ins Camp zurückgerannt. Wie die meisten derjenigen, die uns belagert und bedrängt hatten, war auch sie vermummt.«
Von den Organisatoren des Protestcamps hieß es: »Wir bedauern den Vorfall und distanzieren uns von allen Formen von Gewalt gegen Menschen«. Bei Stawski entschuldigt haben sie sich nicht.
Die Frankfurter Polizei hat Strafanzeigen aufgenommen und ermittelt nun wegen Sachbeschädigung. Sie kündigte an, das Einsatzkonzept anzupassen und die Präsenz zu erhöhen.
Das Zeltlager im Grüneburgpark dauert noch bis 26. August. Ziel ist nach Angaben der Organisatoren, einen Raum für Begegnung, Vernetzung, Weiterbildung und Diskussionen zu schaffen: »Unser Antrieb ist ein gutes Leben für alle in einem solidarischen Miteinander und intakten Ökosystemen.«
Schon im Laufe der Woche hatte es mehrere Antisemitismus-Vorfälle gegeben. Gegner des Camps hatten an den Zäunen Bilder der von der palästinensischen Terrororganisation Hamas entführten israelischen Geiseln aufgehängt, die von den Camp-Teilnehmern wieder entfernt wurden.
Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) verurteilte den Vorfall: »Jeder in unserer Stadt kann seine Meinung frei äußern, aber antisemitische Gewalt und Hetze werden wir nicht dulden.« Josef bedankte sich bei der Polizei für das schnelle Eingreifen. Die Grünen im Frankfurter Magistrat forderten Konsequenzen »bis hin zur Auflösung des Camps«. ja/dpa