Meinung

Paris: Schuld sind immer die Opfer

Diesmal muss man nicht in Internetforen, Blogs oder sozialen Medien suchen – die Attentate in Paris sind von so großer Bedeutung, da genügt ein Blick auf die Großen der Medienbranche, auf CNN, BBC oder ZDF, um erzählt zu bekommen, warum vier jüdische Kunden eines Koscherladens, neun Mitarbeiter der Zeitung »Charlie Hebdo«, ein Gast der Redaktion sowie drei Polizisten erschossen wurden: Wenn es schon nicht eine böse Schmähung des Propheten gewesen sein soll, dann war’s doch immerhin der Nahostkonflikt, also Israel, hört man da. Irgendwie sind es letztlich immer die Juden, die die Schuld tragen.

palästinser Als eine französische Jüdin von dem britischen Journalisten Tim Willcox interviewt wurde, wies sie darauf hin, dass die Supermarktkunden ermordet wurden, weil sie Juden waren. Der BBC-Mann unterbrach sie: »Viele Kritiker der israelischen Politik werden nun aber einwenden, dass Palästinenser unter Juden zu leiden haben.« Bitte? Die leiden unter Juden, die am Freitagmittag in Paris ihre Schabbat-Einkäufe tätigen?

Der CNN-Anchorman Jim Clancy wurde auf Twitter kritisiert, weil er die Morde als Folge von Mohammed-Karikaturen erklärte. Seinen Kritikern schleuderte er »Hasbara« entgegen – das Wort, das Israel zur Erläuterung seiner Politik dient und andere das für Propaganda halten. Bitte? Andere Deutungen des Terrors sind israelische PR?

Und als die »heute«-Nachrichten des ZDF von dem Trauermarsch in Paris berichteten, rückten sie das angebliche historische Novum in den Vordergrund, dass Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas »gemeinsam gegen Terror« demonstrierten. Bitte? War der Protest nach den Morden auch ein Versuch, den Friedensprozess im Nahen Osten wieder in Gang zu bringen?

generalverdacht So klingt manche mediale Botschaft – freilich nicht jede. Manchmal dominiert auch die Deutung, dass die Morde von Paris vor allem der Pressefreiheit galten. Ständig ist die Rede von – hier zitiert von der ZDF-Website – »Anschlägen auf die Büros des französischen Satiremagazins ›Charlie Hebdo‹, einen Supermarkt und eine Druckerei«. Eine nähere Beschreibung, etwa dass es ein jüdisches Geschäft war, würde wohl die zu simple Erklärung erschüttern.

Wer Lehren aus Paris ziehen möchte, sollte sich die Morde, die Täter und ihre Opfer genau anschauen. Gewiss ist es nicht richtig, wenn Muslime künftig unter dem Generalverdacht des Terrors leben müssen. Das ist schlimm, aber sie leben. Schlimmer als der Verdacht ist der Mord. Und der traf Juden.

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