Meinung

NPD: Kein Grund zur Entwarnung

Nora Goldenbogen Foto: ddp goldenbogen

Nur rund 800 Stimmen fehlten der NPD in Sachsen am Ende, um zum dritten Mal hintereinander in den Sächsischen Landtag einzuziehen. Lange Zeit lag die Partei am Sonntagabend nach Schließung der Wahllokale bei fünf Prozent. Das änderte sich erst, als das Auszählen der Wahlkreise in den Großstädten, insbesondere in Leipzig und Dresden, begann. In ihren Hochburgen, etwa in der Sächsischen Schweiz und im Erzgebirge, erzielte die NPD jedoch wiederum hohe, teilweise zweistellige Ergebnisse.

eintagsfliege All das zeigt, dass die rechtsextreme NPD mit ihren nationalistischen, fremdenfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Positionen im Freistaat Sachsen seit mindestens zehn Jahren ein stabiles Wählerpotenzial hat, das sie in Wahlzeiten zu aktivieren vermag. Als die Partei im Jahr 2004 mit 9,2 Prozent, dem zweitbesten Ergebnis, das sie je bei einer Landtagswahl erreicht hatte, erstmals in den Sächsischen Landtag eingezogen war, sprachen viele noch von einer »politischen Eintagsfliege«.

Wer sich schon damals etwas näher mit der Entwicklung der rechten Szene und ihres Gedankenguts in Sachsen beschäftigt hatte, wusste es besser. Bereits in den 90er-Jahren war der Boden dafür bereitet. Und er reichte schon damals bis in die Mitte der Gesellschaft. Überall in Sachsen begannen viele Initiativen und Bündnisse, sich dieser besorgniserregenden Entwicklung entgegenzustellen. Später wurden auch Förderprogramme des Bundes und des Freistaats aufgelegt, um zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechts zu unterstützen – nicht nur in den Großstädten, sondern auch im ländlichen Raum. Manches wurde in den vergangenen Jahren erreicht, beispielsweise das Ende der lange Zeit von der NPD maßgeblich unterstützten rechten Großdemonstrationen in Dresden anlässlich des Gedenkens an die Bombennacht am 13. Februar.

populismus Die Wahl vom Sonntag macht deutlich: Es gibt eine Wählergruppe in Sachsen, die nicht nur stabil für rechte Parteien votiert, sondern sich auch zu deren Inhalten und Zielen bekennt. Die Aufgabe, dem deutlich entgegenzutreten, bleibt für Zivilgesellschaft und Politik bestehen, auch wenn die NPD selbst nicht mehr im Landtag vertreten sein wird. Sie bleibt es umso mehr, als mit der AfD jetzt eine Partei im sächsischen Parlament sitzen wird, die bereits mit rechtspopulistischen Positionen aufgefallen ist.

Die Autorin ist Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden.

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025

Deutschland

Waffen für Anschläge besorgt: Weiteres Hamas-Mitglied festgenommen

Der Mann soll ein Sturmgewehr, mehrere Pistolen und Munition für Anschläge auf jüdische und israelische Einrichtungen besorgt haben

 12.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025