Großbritannien

Nigel Farage bezeichnet jüdischen Innenminister als »Globalisten«

Nigel Farage, einst Chef der UK Independence Party und Anführer der Brexit-Kampagne, steht erneut wegen eines Tweets in der Kritik, den viele als antisemitisch ansehen.

Farage hatte den neuen britischen Innenminister Grant Shapps als »Globalisten« bezeichnet – ein Begriff, der oft im rechtsextremen politischen Spektrum in Zusammenhang mit dem jüdischen Finanzier und Philanthropen George Soros verwendet wird und als Code für Antisemitismus gilt.

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Auch Shapps ist Jude. Er war als Nachfolger der zurückgetretenen Suella Braverman am Mittwoch von Premierministerin Liz Truss ernannt worden. Diese kündigte gestern selbst ihren Rückzug aus dem wichtigsten Regierungsamt an.

»PUTSCH« Nigel Farage bezeichnete Bravermans Rücktritt am Mittwochabend und den wenige Tage zuvor erfolgten Wechsel im Amt des Schatzkanzlers von Kwasi Kwarteng zu Jeremy Hunt als einen »Putsch« und stellte den Vorgang als Komplott der Brexit-Gegner hin. Diese strebten wieder an die Schalthebel der Macht. Shapps sei ein »Remainer und Globalist«, twitterte Farage.

Der frühere Labour-Parlamentarier und Antisemitismusbeauftragte der Regierung John Mann – er ist selbst Brexit-Befürworter - kritisierte den langjährigen Europaabgeordneten scharf und forderte den rechten Sender »GB News« auf, den dort tätigen Farage zu entlassen.

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Auch Marie van der Zyl, Präsidentin des Board of Deputies of British Jews, betonte, der Begriff ›Globalist‹ werde weithin als antisemitisches Schlagwort angesehen und beruhe auf Verschwörungstheorien über die angebliche jüdische Macht. »Politiker sollten die Verwendung des Begriffs vermeiden, insbesondere wenn sie sich auf jüdische Personen beziehen«, wurde van der Zyl vom »Guardian« zitiert.

Dave Rich vom Community Security Trust der jüdischen Gemeinschaft ist derselben Ansicht: »Ich habe diese Tweets gestern gesehen, und sie haben mir einen Schauer über den Rücken gejagt.« Farage sei bekannt dafür, dass er eine Sprache verwende, die an antisemitische Verschwörungsdiskurse erinnere, wenn die Person jüdisch sei. Irgendwann, so Rich, könne man nicht mehr von Zweifel reden.

KOSCHER Farage selbst sagte dem Guardian: »Ich hatte keine Ahnung, dass Herr Shapps jüdische Wurzeln hat. Angesichts dieser geheuchelten Empörung kann ich nur annehmen, dass die Leute Angst haben, ich könnte in die Politik zurückkehren.«

Der neue Innenminister, der in früheren konservativen Regierungen bereits andere Ämter bekleidete, hatte 2010 in einem Interview mit der jüdischen Wochenzeitung »Jewish Chronicle« gesagt, er sei zu »100 Prozent jüdisch«. So esse er kein Schweinefleisch, kaufe nur koscheres Fleisch und achte in der Küche auf die in der Kaschrut vorgeschriebene Trennung von Milch- und Fleischprodukten.

Grant Shapps weiter: »Ich mag es, Jude zu sein, und ich habe eine Jüdin geheiratet. Es ist wie eine Lebenseinstellung, und es ist gut, wenn man seinen Kindern etwas von diesem Lebensgefühl vermitteln kann.«

Ob Shapps aber Ende kommender Woche noch im Amt sein wird oder womöglich einen anderen Posten bekommt, ist unklar. Ein Nachfolger von Liz Truss soll bis Ende nächster Woche feststehen. Der neue Hausherr in der Downing Street hat auch das alleinige Sagen, was die Besetzung des Kabinetts angeht.

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