UNRWA

»Nicht reformierbar«

Uwe Becker, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Foto: dpa

Herr Becker, Sie fordern, dass Deutschland seine finanzielle Förderung der UNRWA, des UN-Flüchtlingshilfswerks für palästinensische Flüchtlinge, einfriert. Warum?
Weil die UNRWA sich längst von ihrem Ursprungsauftrag entfernt hat und heute den Graben zwischen Palästinensern und Israelis eher vergrößert als schließt. Aus Sicht der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) sollte UNRWA aufgelöst werden, zumindest jedoch sollte Deutschland dem Beispiel anderer europäischer Staaten folgen und seine finanzielle Förderung einfrieren. Notwendige humanitäre Aufgaben können so lange wie notwendig zielgerichteter über das allgemeine Flüchtlingswerk UNHCR wahrgenommen werden.

Wie schätzen Sie den Rücktritt von UNRWA-Chef Pierre Krähenbühl ein?
Der erzwungene Rücktritt Krähenbühls und die vorangegangenen Vorwürfe des Missmanagements und der Vetternwirtschaft sind nur Symptome einer nicht reformierbaren, israelfeindlichen Struktur. UNRWA stärkt zumindest mittelbar die Machtstrukturen der Hamas und ermöglicht so, dass die Terrororganisation ihre Rolle festigen und kräftig in Terror-Infrastruktur investieren kann.

Die Bundesrepublik hat die finanzielle Unterstützung im vergangenen Jahr von 81 auf 100 Millionen erhöht. Warum?
Weil man sich wohl an der Illusion festklammert, dass die UNRWA die Region stärken und den Palästinensern helfen würde. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Unter der Fahne der UNRWA findet die Verbreitung von Israelhass statt, und in deren Windschatten vollzieht sich der bewaffnete Kampf gegen den jüdischen Staat. Wenn Deutschland es mit seiner Staatsräson ernst meint, dann muss sich dies auch in der praktischen Politik zeigen. Die Aufstockung der Mittel war das gänzlich falsche Signal und stärkt nur die Gegner jeglicher UNRWA-Reform.

Außenminister Maas sieht die UNRWA vor allem für den Gazastreifen als »Schlüsselfaktor für Stabilität«. Was denken Sie?
Was einst zur Betreuung jener Palästinenser eingerichtet wurde, die im Rahmen des Angriffskrieges der arabischen Staaten auf Israel 1948 ihre vorherige Heimat verloren hatten, ist über die Zeit von einem Hilfswerk zu einem Friedenshindernis geworden. UNRWA hält die Palästinenser klein, denn sie sorgt dafür, dass sie auch über Generationen hinweg nicht zu mündigen Bürgern heranwachsen, sondern in ihrem Flüchtlingsstatus gehalten werden. Gleichzeitig ist ein Geflecht aus undurchsichtigen Strukturen entstanden, in das die Terrororganisation Hamas eingewoben ist und kräftig mit dafür sorgt, dass UNRWA zum Instrument im Kampf gegen Israel missbraucht wird. Die Beispiele der engen Verstrickungen reichen von judenfeindlichen Schulbüchern über Israelhass als Erziehungsinhalt bis hin zur Nutzung von UNRWA-Schulen als Raketenverstecke und Abschussorte für den bewaffneten Angriff auf den jüdischen Staat.

Das Gespräch mit dem DIG-Präsidenten führte Katharina Schmidt-Hirschfelder.

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Anti-Judaismus

Friedman: Kirche hat »erste globale Fake News« verbreitet

Der gebürtige Pariser warnte zudem vor weltweiten autokratischen Tendenzen und dem Verlust der Freiheit

 02.09.2025

München

Bayerische Staatsgemäldesammlungen geben vier Gemälde zurück

Die »Süddeutsche Zeitung« hatte berichtet, dass Nachfahren von enteigneten jüdischen Kunstbesitzern nicht über NS-Raubkunst im Besitz der Staatsgemäldesammlungen informiert worden seien

 02.09.2025

Berlin

Senatorin fordert konsequentere Strafverfolgung bei Uni-Besetzungen

Freie Universität wie Humboldt-Universität und Technische Universität in Berlin waren wiederholt Schauplatz zum Teil gewalttätiger Proteste »pro-palästinensischer« Aktivisten

 02.09.2025

Rechtsterror

»Der Schmerz wird immer größer« - 25 Jahre nach dem ersten NSU-Mordanschlag

Vor 25 Jahren begann die Mordserie der rechtsextremen Terrorgruppe NSU. Bis heute leiden die Hinterbliebenen der Opfer an dem Verlust, aber auch an mangelnder Aufarbeitung und einem Fokus auf die Täter

von Julia Riese, Jutta Olschewski  02.09.2025

Brüssel

Auch Belgien will Palästina anerkennen

Israel sieht in diesem Schritt zu diesem Zeitpunkt eine Belohnung des Terrors. Dennoch folgt die belgische Regierung dem Beispiel Frankreichs, Kanadas und Australiens

 02.09.2025

Faktencheck

Es gibt keine politischen Morde an AfD-Kandidaten

Nachdem in NRW vier Lokalpolitiker der rechtsextremen Partei vor den Kommunalwahlen gestorben sind, wird im Internet spekuliert, dass es sich um Verbrechen handeln könnte. Doch das stimmt nicht

 02.09.2025

Washington D.C.

Trump: Israel büßt im Gaza-Krieg an Ansehen ein

Der amerikanische Präsident zeigt inmitten des Krieges erneut seine Solidarität mit dem jüdischen Staat - spricht aber auch von kritischen Stimmen in den USA

 02.09.2025

Barcelona

Nach Sturm-Unterbrechung: Gaza-Flottille wieder auf See

Israelfeindliche Aktivisten wollen erneut versuchen, Israels Gaza-Blockade zu durchbrechen. Nach ersten Fehlschlägen soll es nun mit vielen kleinen Booten klappen. Zum Start gibt es aber Probleme

 02.09.2025