Köln

Neuer NRW-Ministerpräsident sagt Juden seine Solidarität zu

Hendrik Wüst vor der 1010. Sitzung des Deutschen Bundesrates im Bundesratsgebäude (5. November 2021) Foto: imago images/Future Image

»Vor ihnen steht zwar ein neuer Ministerpräsident, aber die Haltung der Landesregierung hat sich nicht geändert: Wir stehen fest an der Seite der Jüdinnen und Juden und ihren Gemeinden in unserem Land.« Mit diesem klaren Bekenntnis hat sich der seit knapp zwei Wochen amtierende Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht vor 83 Jahren zu Wort gemeldet.

VERSCHWÖRUNGSTHERORIEN Der CDU-Politiker ergänzte mit Blick auf die aktuellen antisemitischen Vorfälle und Übergriffe: »Antisemitismus scheint wieder salonfähig zu werden.« Bei der Gedenkveranstaltung unter dem Motto »Verschwörungstheorien gestern und heute« in der Kölner Synagoge mahnte der Landesvater eindringlich: »Jeder einzelne von uns ist auch im Alltag gefordert, gegen Antisemitismus vorzugehen.«

Der 47-Jährige nannte es ein Geschenk, dass es 83 Jahre nach der Reichspogromnacht während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wieder ein so vielfältiges und lebendiges jüdisches Leben in Deutschland gebe. Als Beispiel nannte er die vielfältigen Verflechtungen von jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen und Vereinen. »Wir können darauf stolz sein, dass die meisten Jüdinnen und Juden in Deutschland bei uns in Nordrhein-Westfalen leben.«

Der Gedenktag wird in Köln von der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ausgerichtet. Neben den Redebeiträgen, Musik sowie den Gebeten El Male Rachamin und Kaddisch gestalteten die Gedenkveranstaltung mit zahlreichen hochrangigen Vertretern aus Stadt und Land auch Schulen mit. In diesem Jahr beteiligten sich Schülerinnen und Schüler der Kaiserin-Augusta-Schule, der Liebfrauenschule sowie der Jüdischen Religionsschule der Synagogen-Gemeinde Köln. In ihren Beiträgen ließen sie sich auch von einem Spruch aus dem Talmud leiten:

RUNDER TISCH »Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.« Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln regte einen breit gefächerten runden Tisch zum Thema Antisemitismus an, denn: »Wir haben mit unseren bisherigen Maßnahmen und Projekten unsere Ziele nicht erreicht.«

Ministerpräsident Wüst zeigte sich dafür offen und machte deutlich, dass das Gedenken an einen der »schlimmsten und beschämendsten Momente der deutschen Geschichte« die Verpflichtung beinhalte, dass jüdisches Leben in Deutschland sicher sein müsse. Da es bald keine Zeitzeugen mehr geben werde, stelle das Erinnern an den 9. November 1938 zudem die Frage nach dem Erinnern und Gedenken an sich: »Die Erinnerung an die Vergangenheit ist entscheidend für ein gutes Zusammenleben in der Gegenwart und Zukunft.«

Antisemitismus ist nach seinen Worten vielfältig und habe sich seiner Zeit immer wieder angepasst. So hätten in der Corona-Pandemie »die selbst ernannten Querdenker« bei Demonstrationen den Davidstern mit der Aufschrift »ungeimpft« getragen und damit zeigen wollen, dass sie wie Juden in der NS-Zeit verfolgt würden. »Diese Verharmlosung der nationalsozialistischen Judenverfolgung und damit des Holocaust ist unerträglich«, so Wüst. Selbst vergessen geglaubte Verschwörungstheorien von der jüdischen Weltherrschaft fänden bei manchen wieder Anklang.

FESTJAHR Wüst nannte es einen »Grund zu großer Freude«, dass wieder eine vielfältige jüdische Gemeinschaft in Deutschland existiere. Er erinnerte auch an das derzeit begangene Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Diese Geschichte habe neben vielen Tiefen auch Höhen umfasst. Jüdische Persönlichkeiten hätten Wissenschaft und Kultur in Deutschland mitgeprägt, auch den Karneval. (mit kna)

Nahost

Israels Luftwaffe greift erneut im Jemen an

Immer wieder feuern die Huthi im Jemen Raketen und Drohnen in Richtung Israel. Der jüdisch Staat regiert mit Gegenschlägen

 10.09.2025

Berlin

Francesca Albanese bei Tagung an der Freien Universität

Der umstrittenen UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese wird immer wieder Antisemitismus vorgeworfen. Am Mittwoch war sie zu Gast an einer Berliner Universität

 10.09.2025

Berlin

Israel-Vorstoß: Wadephul und Dobrindt widersprechen von der Leyen

Während der Bundesaußenminister nochmal über eine Aussetzung der Unterstützungszahlungen der EU sprechen will, wird der Innenminister deutlicher

 10.09.2025

Washington D.C.

Brisanter Scheck: Epstein-Foto heizt Debatte um Trump an

Seit Monaten schwelt die Debatte über Verbindungen des Straftäters zum Präsidenten. Nach einem angeblichen Brief von letzterem wirft nun das Foto eines Schecks Fragen auf

 10.09.2025

Meinung

Eskalation in Katar?

Es ist heuchlerisch, Katar als Friedensvermittler zu bezeichnen. Wer die Hamas in Gaza unterstützt, in Doha Terroristen hofiert und mit Al Jazeera weltweit den Hass auf den jüdischen Staat befördert, sollte sich nicht wundern, wenn Israel zurückschlägt

von Philipp Peyman Engel  10.09.2025

Generalbundesanwaltschaft

Anklage gegen »Sächsische Separatisten«

Ihnen werde »die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens« vorgeworfen, hieß es

 10.09.2025

Analyse

Ursula von der Leyen macht Israel zum Bauernopfer

Vor dem Europaparlament schlägt die EU-Kommissionspräsidentin harte Töne gegen Israel an - wohl wissend, dass die notwendige Mehrheit für Sanktionen womöglich nie zustande kommt. Eine Analyse

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Düsseldorf

Höchststrafe für Messeranschlag von Solingen

Bei dem islamistischen Terroranschlag starben drei Menschen. Der Attentäter Issa al Hasan ist geständig. Nun ist das Urteil gefallen

 10.09.2025

Tunis

Gaza-Flottille: Teilnehmer melden angeblichen zweiten Drohnenangriff

Die Aktivisten hatten schon einmal behauptet, von einer israelischen Drohne attackiert worden zu sein. Doch der Brand wurde wohl eher von einer Leuchtrakete ausgelöst, die einer der Teilnehmer abgefeuert hatte

 10.09.2025