Berlin

»Nakba-Tag«: Polizei verbietet Protestzug, Kundgebung darf stattfinden

Der Nakba-Tag 2024 in Berlin Foto: picture alliance/dpa

Die Berliner Polizei hat einen israelfeindlichen Protestzug zum sogenannten »Nakba-Tag« am Donnerstag verboten. Stattdessen solle die Versammlung »Nakba 77« ab 16 Uhr mit 1000 angemeldeten Teilnehmern ortsfest am Südstern im Bezirk Kreuzberg verbleiben, teilte eine Sprecherin der Polizei am Mittwoch mit. Als Grund wurde die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung angegeben. Kundgebungen seien weniger störanfällig, hieß es.

In unmittelbarer Nähe soll gleichzeitig der »No Nakba Marsch« stattfinden. Dieser ist laut den Veranstaltern ein »antifaschistischer Protest gegen den antisemitischen Nakba-Marsch«. Dort werden 50 Teilnehmer erwartet. Zudem soll eine Stunde später eine weitere »pro-palästinensische« Kundgebung am Kreuzberger Oranienplatz starten. Zur Versammlung »77 Jahre Al Nakba« werden demnach 400 Teilnehmer angemeldet.

Im vergangenen Jahr durfte ein Protestzug stattfinden, zu dem mehrere tausend Menschen kamen. Im Jahr 2023 wurde die Veranstaltung komplett verboten.  Der Nakba-Gedenktag am 15. Mai erinnert an die Flucht und Vertreibung von Palästinensern im ersten Nahostkrieg 1948 nach der Staatsgründung Israels und nachdem zahlreiche arabische Staaten Israel angegriffen hatten.

Arabisch und Englisch

Die Organisatoren des »Nakba-Tages« in Berlin posteten Einladungen auf Arabisch und Englisch in einschlägigen sozialen Medien. Sie forderten »alle Kollektive, Gruppen, Organisationen und Personen« auf, für die Versammlung nach Berlin zu kommen.

Lesen Sie auch

Im Vorfeld organisierten sie eine Spendensammlung, um Teilnehmern die Anreise zu ermöglichen, sowie ein angebliches Erste-Hilfe-Training, für das neben Sportmützen auch Kuffieyehs, also sogenannte Palästinensertücher, mitgebracht werden sollten. Eine vermummte Person war auf dem Einladungsplakat für dieses Event zu sehen.

In Ankündigungen für die Demonstration, die aufgrund des Verbotes als Kundgebung am Südkreuz stattfinden soll, sowie für eine »Nakba-Woche« mit mehreren Veranstaltungen, wird der palästinensische Terror, durch den seit 1948 Tausende Israelis ermordet wurden, als »Widerstand« bezeichnet.

»Repressionen des Staates«

Auch gegen »zwei Jahre der brutalen Repressionen von Seiten des (deutschen) Staates« wollen die Planer demonstrieren. Gemeint ist das Vorgehen der Behörden gegen Rufe nach einer Vernichtung des einzigen jüdischen Staates und andere regelmäßig bei entsprechenden Kundgebungen geahndete Vergehen.

Dabei kommt es immer wieder zu Gewalt gegenüber Menschen, die Terror ablehnen sowie Pressevertreter. Vor einer israelfeindlichen Demonstration am 8. März in Berlin-Kreuzberg wurden ein Gewerkschaftsvertreter und ein Journalist von Israelhassern in einem Café angegriffen. Der Geschäftsführer einer prodemokratischen NGO wurde wenig später während des Protests von Teilnehmern mit heißem Tee übergossen.

Bei sogenannten »propalästinensischen« Versammlungen rechnet die Polizei mit Vergehen und Gewalt der Teilnehmer. Daher schickt sie jeweils viele Beamte zum Schutz Berlins und seiner Bürger. im (mit epd)

Kommentar

Deutschland braucht Israels Geheimdienste, Herr Wadephul

Der Außenminister behauptet in einem Interview, die Bundesregierung sei nicht auf Erkenntnisse israelischer Spionagedienste angewiesen. Mit dieser Falschaussage riskiert er das Leben vieler Menschen in Europa

von Remko Leemhuis  11.10.2025 Aktualisiert

Meinung

Warum die Netanjahu-Hasser die ganze Zeit falsch lagen

Wir sollten jenen danken, die eine Rückkehr der restlichen Hamas-Geiseln ermöglicht haben – egal wie unpopulär dies im Fall des israelischen Ministerpräsidenten sein mag

von Imanuel Marcus  10.10.2025

Genf

IKRK bietet bei Rückführung der Geiseln Hilfe an

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz will Verschleppte nach Hause fahren und sich um die Hilfsgüterverteilung kümmern

 10.10.2025

Meinung

Das peinliche Schweigen der Linkspartei zu Trumps Gazadeal

Die Reaktion der Linken auf das absehbare Ende des Kriegs ist ein Offenbarungseid. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Partei den Konflikt mehr braucht als den Frieden

von Jessica Ramczik  10.10.2025

Hamburg

»Die Davidsterne sind eingepackt«

Der Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel gibt auf. Der Grund: Er fühlt sich von der Politik zunehmend alleingelassen

 10.10.2025

Rom

Vor Israel-Spiel in Norwegen: Infantino appelliert an Fans

Die WM-Qualifikation führt Israels Fußballer nach Norwegen und Italien. In beiden Ländern gibt es Kritik am Krieg gegen den Terror. Auch der FIFA-Präsident äußert sich

 10.10.2025

München

Söder fordert Ende des Waffenembargos gegen Israel

Deutschland müsse wieder seinen Beitrag leisten, sagte der bayerische Ministerpräsident

 10.10.2025

Berlin

Merz: Es gibt keinen Grund mehr, jetzt für Palästinenser in Deutschland zu demonstrieren

Der Gaza-Krieg hat auch die politische Stimmung in Deutschland belastet. Der Kanzler hofft nach dem Durchbruch bei den Friedensverhandlungen auch auf einen Rückgang antisemitischer Vorfälle

 09.10.2025

Verhandlungen

Hamas erklärt Gaza-Krieg für beendet

Terror-Chef Chalil al-Haja wendet sich in einer Fernsehansprache an alle Palästinenser

von Eva Krafczyk  09.10.2025