Berlin

Mützenich kritisiert Merz’ Weigerung, Netanjahu in Deutschland verhaften zu lassen

Rolf Mützenich, bisheriger Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion Foto: picture alliance/dpa

Der SPD-Außenexperte Rolf Mützenich fordert den wahrscheinlichen künftigen Kanzler Friedrich Merz (CDU) zur Einhaltung internationalen Rechts beim Haftbefehl gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auf.

»Friedrich Merz muss endlich klarstellen, dass Deutschland den Haftbefehl gegen Netanjahu vollziehen würde, sollte der israelische Ministerpräsident unser Land besuchen wollen«, sagte der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende der »Süddeutschen Zeitung«.

Gegen Netanjahu sowie gegen den damaligen israelischen Verteidigungsminister Joav Gallant waren vom Internationalen Gerichtshof (IStGH) vergangenes Jahr Haftbefehle erlassen worden – wegen angeblicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Gaza, wo sich Israel gegen eine Terrororganisation wehrt, die den jüdischen Staat vernichten will und zugleich die dortige Zivilbevölkerung schützt und versorgen lässt. Auch gegen Hamas-Anführer waren Haftbefehle erlassen worden.

Netanjahu in Ungarn

Merz hatte Netanjahu im Falle eines geplanten Deutschlandbesuchs zugesagt, dass Mittel und Wege gefunden würden, ihm eine Ein- und Ausreise ohne Festnahme zu ermöglichen. Von Netanjahu hieß es, Merz habe eine Einladung ausgesprochen.

Lesen Sie auch

Am Mittwoch reist Netanjahu nach Ungarn - die erste Reise nach Europa seit der Verhängung des Haftbefehls. Die Einladung hatte sein ungarischer Amtskollege Viktor Orban demonstrativ nach dem Erlass des IStGH ausgesprochen. Ungarn hat das Rom-Statut als Grundlage des Strafgerichtshofs ratifiziert und wäre damit eigentlich verpflichtet, seine Haftbefehle zu vollstrecken - kündigte aber bereits an, dies nicht vorzuhaben.

Man dürfe nicht zulassen, dass Vertreter des deutschen Staates mit Orban auf eine Stufe gestellt werden, betonte Mützenich. Die Regierung in Budapest mache sich der Strafvereitelung schuldig. Deutschland habe sich von Anfang an für den unabhängigen Gerichtshof und die Ahndung gegen Kriegsverbrechen eingesetzt, daher müsse die Institution legitimiert werden.

»Semantischer Dualismus«

»War bereits die Erklärung des damaligen Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, den Haftbefehl gegen Premierminister Netanjahu nicht zu vollstrecken, rechtswidrig, so bekommt der Vorgang mit dem Besuch in Budapest eine weitere Brisanz.«

Die Haftbefehle waren zuvor scharf kritisiert worden. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden, bezeichnete sie als »Absurdität«. Er verurteilte auch den »semantischen Dualismus«, der Israel auf eine Stufe mit der Hamas stelle, und bezeichnete dies als »Unverfrorenheit«.

Volker Beck, der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, sprach in Zusammenhang mit den Haftbefehlen von einem »politischen Akt zur Isolierung Israels«. Es handle sich um »kein juristisch begründbares Vorgehen«. dpa/ja

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Riad/Istanbul

Scheinbar doch kein Treffen zwischen Witkoff und Hamas-Führer

Es geht um die Umsetzung der nächsten Schritte des Trump-Plans. Den zentralen Punkt der Entwaffnung der Hamas lehnt die Terrororganisation ab

 19.11.2025 Aktualisiert