Terror

Möglicherweise fünf Deutsche von der Hamas entführt

Foto: imago images/ZUMA Wire

Hamas-Terroristen haben nach Informationen des ZDF beim Überfall auf Israel mindestens fünf Deutsche entführt. Wie der Sender am Dienstag berichtete, wurde eine Deutsche getötet.

Von Seiten des Auswärtigen Amtes in Berlin gab es für diese Informationen keine Bestätigung. Wegen Entführungen und mutmaßlicher Tötungen Deutscher nahm der Generalbundesanwalt Ermittlungen gegen die Hamas auf.

Nach Angaben der israelischen Armee entführte die Hamas etwa 150 Menschen in den Gazastreifen. Die islamistische Hamas ist von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft.

Die Regierungen in Berlin und Paris arbeiten eng mit den Behörden in Israel zusammen, um den Verbleib ihrer Bürger und Bürgerinnen zu klären, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Hamburg in einer Pressekonferenz mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte. Nach Auskunft des Außenministeriums in Paris wurden acht Franzosen getötet, 20 werden vermisst.

Die israelische Armee hat inzwischen rund 300.000 Reservisten einberufen und plant offensichtlich eine großangelege Militäroperation, um seiner Bürger zu schützen.

Der Angriff hatte Israel am jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) am Samstag unvorbereitet getroffen. Bislang zählte das Gesundheitsministerium auf israelischer Seite etwa 900 Tote und 2901 Verletzte.

Wieder Raketenalarm in Tel Aviv

Auch am Dienstag feuerte die Hamas wieder Raketen auf die Küstenmetropole Tel Aviv und das Zentrum des Landes. Es waren Explosionen des Raketenabwehrsystems Eisenkuppel (Iron Dome) zu hören. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Laut Armee gab es wieder Gefechte mit bewaffneten Angreifern aus dem Gazastreifen. Vier Terroristen seien in der Nähe des Zikim-Strandes knapp zwei Kilometer nördlich des Gazastreifens entdeckt und außer Gefecht gesetzt worden.

Israel droht im Norden zweite Front

Israel wurde nicht nur vom Gazastreifen aus angegriffen, sondern auch aus dem Süden des Libanons. Schon am Montag war es dort zu Gefechten mit Bewaffneten gekommen. Dabei seien der Vize-Kommandeur der 300. Brigade, Oberstleutnant Alim Abdallah, sowie zwei israelische Soldaten getötet worden, teilte die Armee mit. Die Sorge ist groß, dass dort eine zweite Front entstehen könne, wenn die ebenfalls mit dem Iran verbündete und hochgerüstete Schiiten-Terror-Organisation Hisbollah Israel aus dem Libanon mit Raketen beschießen sollte.

Terroristen schossen am Dienstag nach Informationen aus libanesischen Sicherheitskreisen erneut Raketen aus dem Südlibanon in Richtung Israel. Die israelische Armee reagierte mit Artilleriefeuer. Nach Angaben der israelischen Armee wurden rund 15 Raketen abgefeuert, vier seien abgefangen und zehn auf offenem Gelände gelandet.

Israel tötet hochrangige Hamas-Mitglieder in Gaza

Bei den Gegenschlägen auf den Gazastreifen tötete Israel nach Armee-Angaben weitere ranghohe Hamas-Mitglieder: Den Wirtschaftsminister Dschawad Abu Schamala sowie ein weiteres wichtiges Hamas-Mitglied, das den Angaben nach an Planungen zahlreicher Terroraktivitäten gegen Israel beteiligt war.

Vereinte Nationen fordern, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten

Es gebe klare Anzeichen für Kriegsverbrechen, betonte eine Kommission des UN-Menschenrechtsrates in Genf. »Zivilisten als Geiseln zu nehmen und als menschliche Schilde zu benutzen, sind Kriegsverbrechen.«

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, sagte in Richtung der Regierung in Jerusalem, die angeordnete Abriegelung des Gazastreifens sei nicht mit dem Völkerrecht zu vereinbaren.

Israel reagierte scharf auf die Kritik Türks. Angesichts der vielen Opfer könne sich der Hochkommissar nicht durchringen, »diese barbarischen Taten als Terrorismus zu bezeichnen«, teilte die Vertretung Israels in Genf mit.

Baerbock fordert Distanzierung von Führung der Palästinenser

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte die Führung der Palästinenser auf, sich von den Angriffen der Hamas zu distanzieren.

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, warb für Solidarität mit der militärischen Antwort Israels. Die Armee werde zurückschlagen, sagte er nach einem Auftritt in der Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag. Er bedankte sich für die Solidarität und hofft, dass diese erhalten bleibe, »wenn sie wahrscheinlich auch andere Bilder sehen (..), wenn wir zurückschlagen«.

»Washington Post«: Angriff mit Unterstützung des Irans vorbereitet

Laut einem Bericht der »Washington Post« wurde der Angriff seit mindestens einem Jahr und mit Unterstützung des Irans vorbereitet. Die Planungen hätten mindestens schon Mitte 2022 begonnen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Erkenntnisse von Geheimdienst-Analysten aus dem Westen und dem Nahen Osten. Iranische Verbündete hätten militärisches Training, logistische Hilfe und Dutzende Millionen Dollar für Waffen bereitgestellt.

Die USA haben keine eindeutigen Beweise für eine direkte Beteiligung des Irans an den Angriffen der Hamas auf Israel, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, dem Sender CNN. dpa

Belgien

»Ruf unseres Landes beschmutzt«: Premier rügt Gent-Festival

Premier Bart de Wever kritisiert die Leiter eines belgischen Festivals dafür, die Münchner Philharmoniker und ihren Dirigent Lahav Shani ausgeladen zu haben

 12.09.2025

Berlin

Humboldt-Universität will gegen Antisemitismus vorgehen

Präsidentin Julia von Blumenthal sieht ihre Hochschule für künftige Auseinandersetzungen rund um den Nahost-Konflikt gut vorbereitet

von Lukas Philippi  12.09.2025

Gaza

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  12.09.2025

Nachkriegsjustiz

Verhandlung über Massenmord: Vor 80 Jahren begann der Belsen-Prozess

Fünf Monate nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erhob ein britisches Militärgericht in Lüneburg Anklage gegen die Täter. In einer Turnhalle begann damit vor 80 Jahren der erste große NS-Kriegsverbrecherprozess in Deutschland

von Karen Miether  12.09.2025

Belgien

Deutsche Botschaft beendet Partnerschaft mit Gent-Festival

Die Deutsche Botschaft in Brüssel hat nach der Ausladung der Münchner Philharmoniker ihre Zusammenarbeit mit dem Flandern-Festival in Gent eingestellt

von Michael Thaidigsmann  11.09.2025

Debatte

Zentralrat nennt Ausladung Shanis »fatales Signal«

Wer einen Künstler aufgrund seiner Staatsangehörigkeit oder seiner jüdischen Religion ausgrenzt und diskreditiert, trete die Demokratie mit Füßen

 11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025

Urteil

Bundesgerichtshof bestätigt Geldstrafen gegen Höcke

Das Landgericht Halle habe in nicht zu beanstandender Weise festgestellt, dass der AfD-Politiker die verbotene SA-Parole »Alles für Deutschland« und »Alles für« gerufen hat

 11.09.2025

Antisemitismus

Gesetze der Ausgrenzung - Vor 90 Jahren wurden die antijüdischen Nürnberger Gesetze erlassen

Die menschenverachtenden Nürnberger Gesetze bildeten die juristische Legitimation für Entrechtung, Ausgrenzung und Verfolgung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland. Erlassen wurden sie vor 90 Jahren

von Jutta Olschewski  11.09.2025