Einspruch

Mit Trump reden

Gunda Trepp kritisiert Rabbiner, die Gespräche mit dem US-Präsidenten absagen

von Gunda Trepp  28.08.2017 18:11 Uhr

Gunda Trepp Foto: Karin Salathé

Gunda Trepp kritisiert Rabbiner, die Gespräche mit dem US-Präsidenten absagen

von Gunda Trepp  28.08.2017 18:11 Uhr

Die liberalen Rabbinerorganisationen in den Vereinigten Staaten haben die traditionelle Telefonkonferenz mit dem Präsidenten zu den Hohen Feiertagen abgesagt. Damit reagieren sie auf die Äußerungen von Donald Trump nach den Ausschreitungen in Charlottesville, wo er nach dem Tod einer Gegendemonstrantin kundtat, es habe auf beiden Seiten »gute Menschen« gegeben.

Wirklich? Wenn Demonstranten mit Waffen durch die Straßen laufen und schreien »Juden werden nicht unseren Platz einnehmen«, kann man ohne jeden Zweifel davon ausgehen, dass sie keine guten Menschen sind. Punkt.

Weisses haus Die Frage ist, wie man mit der moralischen Ambivalenz von Donald Trump umgeht. Klar, man kann ihn ächten, wie es die Organisationen nun tun. Doch wem soll das nützen? Man stehe sich gegenseitig bei, sagte einer der Rabbiner. Die Vorfälle hätten die Juden verängstigt und entsetzt. Das ist wahr. Und das Entsetzen kann und muss man äußern, wie es die orthodoxe Rabbinerorganisation getan hat, als sie die moralische Gleichsetzung von Neonazis und Gegendemonstranten verurteilte. Doch zugleich wollen die Orthodoxen den Gesprächskanal ins Weiße Haus offenhalten.

Das ist produktiver, als Gespräche zu verweigern. Erstens weiß man von Trump eines mittlerweile gewiss: Wer nicht gerade Reporter des TV-Senders Fox ist, braucht den persönlichen Kontakt, um ihn überhaupt zu erreichen. Wichtiger aber noch: Fundierte sachliche Kritik, von anerkannten Rabbinern allemal, kann die Position derjenigen im Weißen Haus stärken, die versuchen, auch mit diesem Präsidenten einen gewissen moralischen Anspruch aufrechtzuerhalten.

Wenn man liest, dass Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn seine Kündigung schon geschrieben hatte, und dass selbst der orthodoxe Rabbiner von Ivanka Trump das Verhalten ihres Vaters scharf rügt, kann man nur ahnen, wie sehr einige Menschen um den Präsidenten herum sich solche Hilfe von außen wünschen.

Die Autorin lebt als Publizistin in San Francisco.

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024

Vereinte Nationen

»Whitewash«: UNRWA-Prüfbericht vorgelegt

Eine Untersuchung sollte die schweren Vorwürfe gegen das UN-Hilfswerk aufklären - vorab sickerten erste Details durch

von Michael Thaidigsmann  22.04.2024

Berlin

Ausstellung will Leben in Geiselhaft simulieren

In der Fasanenstraße werden in einem Container die Bedingungen der Geiseln in Gaza simuliert

von Pascal Beck  22.04.2024

Rechtsextremismus

»Höckes Sprachgebrauch ist ein klarer Angriff - und erfolgreich«

Der Soziologe Andreas Kemper zu Strategien des AfD-Politikers

von Nils Sandrisser  22.04.2024

Frankreich

Französischer Bürgermeister zeigt Hitlergruß - Rücktrittsforderungen

Die Präfektur Val-de-Marne will die Justiz einschalten

 22.04.2024

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Österreich

Vier Deutsche nach Gedenkbesuch bei Hitlers Geburtshaus angezeigt

Die Verdächtigen waren nach Braunau gefahren, um dort weiße Rosen niederzulegen

 22.04.2024

Berlin

Große KZ-Gedenkstätten gegen Schüler-Pflichtbesuche

Die Unionsfraktion hatte sich dafür ausgesprochen

 22.04.2024

Meinung

Erinnert euch an Ägypten

Nur eine Handvoll Mitglieder zählen die Gemeinden in Kairo und Alexandria heute. Jedoch haben die wenigsten Juden ihre Heimat aus religiöser Sehnsucht verlassen – sie wurden gewaltvoll vertrieben

von Mascha Malburg  22.04.2024