Diskussion

»Mein Kampf« im Unterricht?

Der 8. Januar steht bereits als Auslieferungstermin von Hitler, Mein Kampf: Eine kritische Edition fest. Foto: dpa

Die Diskussion, wie mit Adolf Hitlers Buch Mein Kampf verfahren werden soll, hat eine neue Facette bekommen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, fordert, dass die Schrift, wenn am 1. Januar 2016 das urheberrechtlich begründete faktische Verbot fällt, Eingang in den Schulunterricht findet. »Eine professionelle Behandlung von Textauszügen im Unterricht kann ein wichtiger Beitrag zur Immunisierung Heranwachsender gegen politischen Extremismus sein«, sagte Kraus dem »Handelsblatt«.

Ähnlich äußerte sich der SPD-Politiker Ernst Dieter Rossmann: »Den Propagandamechanismus zu erklären, gehört in einen modernen Schulunterricht von dafür qualifizierten Lehrkräften.«

Konsequenz Widerspruch gegen die Forderung, wie überhaupt gegen die anstehende freie Veröffentlichung des Buches, kommt vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Präsident Josef Schuster fordert, »die Strafverfolgungsbehörden sollten mit aller Konsequenz gegen die Verbreitung und den Verkauf des Buches vorgehen«.

Dieser Einwand, so Schuster, richtet sich aber nicht gegen eine »wissenschaftlich-kommentierte Ausgabe für Forschung und Lehre«, wie sie das Münchner Institut für Zeitgeschichte plant. Der 8. Januar steht bereits als Auslieferungstermin von Hitler, Mein Kampf: Eine kritische Edition fest. Das Buch wird 1948 Seiten umfassen, enthält etwa 3500 Fußnoten, und mit einem Verkaufspreis von 59 Euro wird es nicht zu den Billigbüchern zählen. Für die Startauflage sind nur etwa 4000 Exemplare geplant.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, lehnt die Verwendung von Mein Kampf im Schulunterricht mit dem Argument ab, dass immer noch »das Judentum als Religion sowie das blühende jüdische Leben in Deutschland vor 1933 und die Errungenschaften, die unser Land jüdischen Menschen verdankt, im Schulunterricht, wenn überhaupt, nur stiefmütterlich aufgegriffen werden« – solange dies so sei, habe eine antijüdische Schmähschrift im Unterricht nichts zu suchen.

Der Berliner Gemeinderabbiner Yehuda Teichtal sagte, das Risiko einer Veröffentlichung sei »größer als der Nutzen«.

Meinung

Vereinte Nationen: Alter Wein in neuen Schläuchen

Kommende Woche soll in New York eine Resolution zum Nahostkonflikt verabschiedet werden. Sie ist hochproblematisch. Deutschland sollte dagegen stimmen

von Jacques Abramowicz  18.09.2025

"Times"-Bericht

London vor Anerkennung eines Staates Palästina

Noch vor anderen Weltmächten könnte Großbritannien die formale Anerkennung eines palästinensischen Staates vollziehen. Die Berichte darüber kommen zu einem heiklen Zeitpunkt

 18.09.2025

München

Auschwitz Komitee: Shani-Ausladung ist »schändlich«

Ein Musikfestival in Gent hat die Münchner Philharmoniker ausgeladen, weil das Verhältnis des israelischen Dirigenten zu seiner Regierung nicht klar sei. Das Auschwitz Komitee kritisiert das

 18.09.2025

Berlin

Hardt: Keine Wirtschaftssanktionen gegen Israel

Der CDU-Außenpolitiker befürwortet Sanktionen gegen »radikale Minister«. Die Anerkennung eines Staates Palästina lehnt er ab

 18.09.2025

Flensburg

Antisemitisches Schild löst Empörung aus

»Juden haben hier Hausverbot!« steht im Schaufenster eines Geschäftes. Aus der Lokalpolitik kamen deutliche Reaktionen

 18.09.2025 Aktualisiert

Antrittsbesuch

Merz reist nach Madrid: Differenzen in Haltung zu Israel

Insgesamt läuft es gut in den Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Bei einem Thema gibt es aktuell aber Streit

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Washington D.C./Jerusalem

Trump und Netanjahu: Zerwürfnis nach Doha-Angriff

Hinter den Kulissen soll der amerikanische Präsident einem Zeitungsbericht zufolge über den israelischen Regierungschef geschimpft haben

 18.09.2025

Doha

Nach Schlag in Katar: Hamas-Anführer gibt TV-Interview

Ghazi Hamad, der als Planer der Massaker vom 7. Oktober gilt, gibt sich als Opfer des »zionistischen Feindes«

 18.09.2025