Ron Prosor

»Mehrheit der Neuköllner ist anständig«

Der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, hat am Montag die Sonnenallee in Berlin-Neukölln besucht. Empfangen wurde der Diplomat vom Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Neukölln steht in Zusammenhang mit israel- und judenfeindlichen Vorfällen immer wieder in den Schlagzeilen.

Samidoun Der Anlass für den Besuch Prosors waren israelfeindliche Plakate, die vergangene Woche rund um die Sonnenallee gesichtet wurden und deutschlandweit für Empörung sorgten. Auf mindestens einem der Plakate wurden Raketenangriffe auf Israel begrüßt, auf anderen Spenden für palästinensische »Märtyrer« gesammelt. Einige der Poster gehen auf die Gruppe Samidoun zurück, die in Israel als Terrororganisation gilt. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung.

»Worte sind nicht mehr genug, man muss jetzt handeln!«

ron prosor

»Terrorunterstützer überschreiten jede rote Linie - das muss jetzt aufhören!«, schrieb Prosor daraufhin auf Twitter und forderte, Samidoun müsse auch in Deutschland auf die Terrorliste gesetzt werden. Bei seinem Besuch in der Sonnenallee bekräftigte er dies noch einmal: »Samidoun nutzt und missbraucht die deutsche Demokratie wie ein trojanisches Pferd«, sagte er im Beisein von Bürgermeister Hikel und Pressevertretern. »Worte sind nicht mehr genug, man muss jetzt handeln!«, so Prosor. Gleichzeitig betonte er: »Die Mehrheit der Neuköllner ist anständig.«

Hikel schloss sich der Forderung Prosors nach einer Terrorlistung und einem Verbot Samidouns an. Er beschrieb Neukölln als »Einfallstor« für die Aktivitäten der Gruppe. Hikel fügte aber hinzu, die meisten Menschen in seinem Bezirk lehnten die Positionen Samidouns ab. Das Vorgehen gegen Antisemitismus in Neukölln nannte Hikel einen »sehr langen Kampf«.

Serviette Nach kurzen Pressestatements gingen Hikel und der Botschafter gemeinsam durch die Sonnenallee und ließen sich anschließend für ein Gespräch in einem Café nieder. Drei Gäste am Nachbartisch nutzen die Gelegenheit für einen spontanen Protest.

Sie schrieben »Free Palestine« auf eine Serviette. Prosor sprach zum Abschluss dennoch von einer »angenehmen« Zeit, die er in Neukölln verbracht habe. Er wolle bald wiederkommen. js

Lesen Sie mehr dazu in der kommenden Print-Ausgabe.

Gericht

AfD rechtsextrem? Verfassungsschutz gibt Stillhaltezusage ab

Damit können die Verfassungsschützer die AfD nicht beobachten, bis das Verwaltungsgericht Köln ein Urteil gefällt hat

 08.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, weil der Gegner ohne Anstand, Ehre und Verantwortungsbewusstsein kämpft

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Umfrage

80 Jahre Kriegsende – Jeder fünfte Deutsche will mehr Gedenken

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht. Der Zweite Weltkrieg war vorüber. In Berlin und anderswo erinnern die Menschen an die Millionen Opfer. Jüdische Vertreter würdigen die Erinnerungskultur - und warnen zugleich

von Leticia Witte  08.05.2025

Debatte

Schuster: AfD-Regierung wäre für Juden das Signal zur Auswanderung

Die hohen Zustimmungswerte der AfD machen gerade Juden besorgt. Zentralratspräsident Josef Schuster erinnert an die 1930er Jahre: Auch in der NS-Zeit hätten viele Juden lange nicht für möglich gehalten, was dann folgte

von Christoph Schmidt  07.05.2025

Globaler Antisemitismus

J7 beklagen Staatsversagen beim Kampf gegen Judenhass

Ziele sind Einrichtungen wie Synagogen und Schulen - aber auch Menschen. Ein Bericht zeigt erschreckende Zahlen zu Antisemitismus in Deutschland, den USA, Argentinien, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Australien

von Leticia Witte  07.05.2025

Berlin

Weimer: Antisemitismus in der Kultur als erstes großes Thema

Der neue Staatsminister für Kultur und Medien will an seinem ersten Tag ein Zeichen setzen - und empfängt gleich einen besonderen Gast

 07.05.2025

Urteil

Klage von jüdischem Erben gegen Sparkasse Hagen bleibt erfolglos

Der Großvater des Klägers hatte den Angaben zufolge 1932 ein Konto bei der Sparkasse in Hagen eröffnet und darauf Geld eingezahlt. Später floh er mit seiner Ehefrau in die Schweiz

 07.05.2025