European Union of Jewish Students

»Mehr Gehör verschaffen«

Elias Dray

Herr Dray, Sie sind vergangene Woche für die nächsten zwei Jahre zum Präsidenten der European Union of Jewish Students (EUJS) gewählt worden. Was steht auf Ihrer Agenda?
Ich möchte den EUJS-Mitgliedsverbänden Schulungen anbieten, zum Beispiel ein Future-Leadership-Seminar. Dort sollen junge jüdische Aktivisten lernen, wie sie Kampagnen starten, Veranstaltungen organisieren, öffentlich reden oder ein Fundraising aufbauen. Außerdem möchte ich der Stimme der jüdischen Studierenden in der Brüsseler NGO-Welt mehr Gehör verschaffen. Dazu will ich unsere Partnerschaften mit nichtjüdischen NGOs ausbauen.

Sie studieren Internationale Beziehungen in Brüssel. Inwiefern kann Ihnen dies helfen, mit anderen europäischen Organisationen enger zusammenzuarbeiten?
Das Wichtigste in Brüssel ist, sich nicht zwischen Institutionen, NGOs und EU-Fachleuten verloren zu fühlen. Das habe ich gelernt. Die EUJS verfügt über ein Netzwerk innerhalb der EU-Institutionen (Europäisches Parlament, Kommission, Rat), darauf will ich aufbauen und es erweitern.

Sie haben sich in den vergangenen zwei Jahren in der französisch-jüdischen Studentenorganisation Union des Étudiants Juifs de France (UEJF) engagiert. Was können Sie aus dieser Arbeit mit einbringen?
Ich habe gelernt, was Kämpfen heißt und wie wichtig es ist, dass unsere Werte universal sind: Wir müssen außer Antisemitismus auch gegen alle Arten von Rassismus und Diskriminierung eintreten.

Vor allem an Hochschulen in Westeuropa nimmt der israelbezogene Antisemitismus zu. Was kann Ihr Verband dagegen tun?
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren den Leitfaden »Supporting Your Jewish Students« entwickelt, der unter anderem auf die breite Übernahme der Arbeitsdefini-tion von Antisemitismus der IHRA drängt. Unser Verband ist zionistisch, wir werden auch in Zukunft gegen anti-israelischen Hass auf dem Campus vorgehen und Antisemiten keinen Raum lassen.

Worin liegen die größten Herausforderungen, vor denen junge Juden in Europa heute stehen, und wie lassen sie sich meistern?
Aus meiner Sicht sind es die jüdische Identität und die Frage, wie wir Nichtjuden dazu bringen, mit uns Antisemitismus zu bekämpfen. Ich glaube an eine europäisch-jüdische Identität, aber ich denke, dass wir mehr darüber nachdenken müssen: schreiben, argumentieren, infrage stellen, debattieren, verteidigen – sonst riskieren wir, dass der Antisemitismus unsere Identität definiert. Wir können stolz auf unseren Widerstand und unseren Aktivismus sein. Aber es kann nicht angehen, dass wir den Kampf gegen Antisemitismus allein führen. Wir können ihn nur gewinnen, wenn wir mit nichtjüdischen Organisationen zusammenarbeiten.

Das Interview mit dem Präsidenten der Europäisch-Jüdischen Studierendenunion (EUJS) führte Tobias Kühn.

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025