Meinung

Leben retten, Organe spenden

Künftig wird jeder Bürger jährlich einen Brief von seiner Krankenkasse erhalten. Neben Informationen zum Thema sollen die Briefe eine Aufforderung enthalten, das Einverständnis für eine Organspende nach dem Tod zu geben.

Auf dieses neue Vorgehen haben sich die Bundesregierung und die Opposition geeinigt, da nicht genügend Menschen bereit sind, zu Lebzeiten oder nach dem Tod ihre Organe zu spenden. Die Aktion, die Bürger nun anzuschreiben, hilft einerseits, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Gleichzeitig schränkt sie aber ihr Selbstbestimmungsrecht nicht ein.

Für die Entnahme von Organen von Verstorbenen gilt in Deutschland entsprechend dem Transplantationsgesetz von 1997 die sogenannte »erweiterte Zustimmungslösung«. Demnach muss zunächst der vollständige Tod des Gehirns festgestellt werden.

Wartelisten Danach dürfen die Organe nur dann entnommen werden, wenn entweder der Verstorbene sich zu Lebzeiten für eine Spende ausgesprochen hat oder die nächsten Angehörigen der Entnahme zustimmen, wobei diese sich am Willen des Verstorbenen orientieren sollen. Indem nun Briefe versandt werden, soll die Anzahl der Spender erhöht werden. Mehr als 10.000 Patienten alleine in Deutschland warten derzeit auf ein Organ, das ihr Leben retten kann. Täglich sterben mehrere Menschen, die auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen.

Nach Ansicht der großen Mehrheit der Rabbiner ist die Organspende, wenn sie in Übereinstimmung mit den Regeln der Halacha durchgeführt wird, eine Erfüllung des höchsten Gebotes, nämlich Leben zu retten. Um Leben zu retten, dürfen alle religiösen Verbote übertreten werden: alle außer Mord, Inzest und Götzendienst.

Im Zentrum der halachischen Diskussion steht somit nicht die Legitimität einer Organspende, sondern die Festlegung des Todeszeitpunkts des Spenders. Doch in diesem Punkt sind sich die halachischen Autoritäten nicht einig. Für einen Teil ist der vollständige Hirntod gleichbedeutend mit dem Tod eines Menschen, für einen anderen Teil erst der irreversible Herzstillstand. Folgt man der letztgenannten Definition, ist Organspende nur sehr eingeschränkt möglich.

Das Oberrabbinat in Israel und der Staat Israel haben sich auf ein genaues Prozedere und auf Kriterien für die Feststellung des Hirntodes geeinigt und akzeptieren »Hirntod« als Definition des Todes eines Menschen. Es ist das Ergebnis einer sehr ernsthaft geführten Diskussion. Ähnliches kann man von der neuen Regelung in Deutschland auch sagen.

Der Autor ist Arzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapie im hessischen Langen und stellvertretender Vorsitzender der B›nai B‹rith Loge in Frankfurt/Main.

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Pogromnacht 1938

Wo die Synagogen schon zwei Tage vorher brannten

In Hessen und Sachsen-Anhalt begann die Gewalt gegen Juden schon bevor Goebbels dazu aufrief

 27.10.2025

Israel-Reise

Karin Prien will Yad Vashem besuchen

Die Bildungsministerin trifft auch ihren israelischen Amtskollegen Joav Kisch

 27.10.2025

Weimar

Gedenkstätte Buchenwald erinnert an homosexuelle NS-Opfer

In dem ehemaligen Konzentrationslager ist am Sonntag an die homosexuellen Männer erinnert worden, die während der NS-Diktatur dort eingesperrt und ermordet wurden. Auch nach der NS-Diktatur erlebten die Überlebenden in Deutschland Diskriminierung

 26.10.2025

Terrorismus

Mossad: Iranischer Kommandeur plante auch Anschläge in Berlin

Israels Auslandsgeheimdienst nennt einen ranghohen iranischen Kommandeur als mutmaßlichen Hintermann vereitelter Anschläge in mehreren Ländern - darunter auch Deutschland

 26.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Zeitdokument

Erstmals Fotos von NS-Deportation aus Hamburg entdeckt

Bislang galten sie als Aufnahmen einer Bomben-Evakuierung. Nun ist klar: Drei historische Fotos zeigen eine NS-Deportation von mehr als 1.000 Juden aus Hamburg. Forscher haben sie erstmals eindeutig identifiziert

 26.10.2025

Wien

Österreichs Kanzler klar für Teilnahme Israels am ESC

Im Mai 2026 soll der 70. Eurovision Song Contest in Wien stattfinden. Doch einige Staaten wie Spanien, die Niederlande und Irland haben im Fall eines israelischen Auftritts mit Boykott gedroht. Was sagt Österreichs Kanzler?

 26.10.2025