Meinung

Labour als Magnet für Antisemiten

In den vergangenen Monaten hat so mancher britische Labourpolitiker Amt, Job oder Parteibuch verloren: Bob Campbell, Beinazir Lasharie und Khadim Hussain, weil sie glaubten, Israel stehe hinter ISIS; Aysegul Gurbuz, weil sie Hitler großartig findet; Scott Nelson, weil er behauptete, hinter Supermarktketten stecke »jüdisches Blut«; Gerry Downing, weil er von einer zionistischen Verschwörung faselte; und Vicky Kirby, die schon zum zweiten Mal aus der Partei flog, weil sie glaubt, Hitler sei »der zionistische Gott«.

resignation Jüdische Labourmitglieder hingegen sehen sich an den Rand gedrängt. Der Co-Präsident der Labourstudenten der Universität Oxford resignierte, weil zu viele Genossen »ein Problem mit Juden« haben. Die Liverpooler Unterhausabgeordnete Louise Ellman beklagt seit Monaten, dass die Foren ihrer Partei von antisemitischen und aggressiven anti-israelischen Bemerkungen richtiggehend infiltriert werden. Und langjährige jüdische Labour-Unterstützer, wie etwa Michael Foster, Lord Michael Levy oder auch der Vorsitzende des jüdischen Dachverbandes Board of Deputies, Jonathan Arkush, sagen, die Labour-Führung reagiere nicht schnell, nicht gründlich und nicht laut genug.

In der Tat hat das Problem etwas mit der Parteiführung zu tun. Viel sogar. Nicht genug, dass man hinnehmen muss, wie einseitig der Vorsitzende Jeremy Corbyn über den Nahostkonflikt denkt und passend dazu als Schirmherr der britischen »Palestine Solidarity Campaign« fungiert. Nein, Corbyn verkehrte in der Vergangenheit auch mit Islamisten und einem Holocaustleugner. Als Corbyns Bruder Piers auf Twitter verkündete, Zionisten könnten es »nicht aushalten, wenn jemand die Rechte der Palästinenser unterstützt«, verteidigte Jeremy Corbyn ihn: Er habe recht, weil sie ja beide aus einer Familie stammten, die Rassismus bekämpft.

corbyn In Wirklichkeit aber ist Labour seit Corbyns Wahl im September 2015 zu einem Anziehungspunkt für jede Menge Desperados geworden, die sich »die Palästinenser« als Ausrede für ihren Antisemitismus zurechtgelegt haben. Damit jedoch schadet sich Labour nur selbst. Sadiq Khan, der am 5. Mai für Labour Bürgermeister von London werden will, erklärte jüngst vor einem jüdischen Publikum, er schäme sich für den Antisemitismus in seiner Partei und dafür, dass die Parteispitze diesen zumindest dulde.

Der Autor ist freier Journalist in London.

Belgien

Deutsche Botschaft beendet Partnerschaft mit Gent-Festival

Die Deutsche Botschaft in Brüssel hat nach der Ausladung der Münchner Philharmoniker ihre Partnerschaft mit dem Flandern-Festival in Gent eingestellt

von Michael Thaidigsmann  11.09.2025

Debatte

Zentralrat nennt Ausladung Shanis »fatales Signal«

Wer einen Künstler aufgrund seiner Staatsangehörigkeit oder seiner jüdischen Religion ausgrenzt und diskreditiert, trete die Demokratie mit Füßen

 11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025

Urteil

Bundesgerichtshof bestätigt Geldstrafen gegen Höcke

Das Landgericht Halle habe in nicht zu beanstandender Weise festgestellt, dass der AfD-Politiker die verbotene SA-Parole »Alles für Deutschland« und »Alles für« gerufen hat

 11.09.2025

Antisemitismus

Gesetze der Ausgrenzung - Vor 90 Jahren wurden die antijüdischen Nürnberger Gesetze erlassen

Die menschenverachtenden Nürnberger Gesetze bildeten die juristische Legitimation für Entrechtung, Ausgrenzung und Verfolgung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland. Erlassen wurden sie vor 90 Jahren

von Jutta Olschewski  11.09.2025

Berlin

Zentralrat: Empathie mit Juden hat »dramatisch abgenommen«

In seinem Tätigkeitsbericht spricht der Zentralrat von einer neuen Dimension des Antisemitismus in Deutschland

 11.09.2025 Aktualisiert

München/Gent

Entsetzen nach Ausladung von Dirigent Shani

Kurz vor ihrem Auftritt werden die Münchner Philharmoniker wegen ihres Dirigenten aus Israel von einem Festival in Belgien ausgeladen. Deutsche Politiker sprechen von Skandal und Schande

 11.09.2025 Aktualisiert

Ulm/Stuttgart

Nach Angriff auf israelisches Unternehmen: Fünf Tatverdächtige in Haft

Zwei Männer und drei Frauen müssen sich auch wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung verantworten

 11.09.2025

Orem

»Politisches Attentat«: Einflussreicher Trump-Anhänger tot

Der rechtskonservative Podcaster Charlie Kirk spricht an einer US-Universität im Freien. Dann fällt ein Schuss. Der US-Präsident verkündet später Kirks Tod

von Anna Ringle, Franziska Spiecker  11.09.2025