Hohenzollern-Chef Georg Friedrich Prinz von Preußen sieht zeitweilige Sympathien seines Urgroßvaters Wilhelm Kronprinz von Preußen (1882-1951) für die Nationalsozialisten, mehr aber nicht. »Auch wenn ich selbst weder Historiker noch Jurist bin, lässt sich aus meiner Sicht nicht nachweisen, dass mein Urgroßvater dem Regime erheblichen Vorschub geleistet hat, selbst wenn er dies vielleicht gewollt hätte«, sagte der 46-Jährige am Donnerstag in Berlin. »Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Kronprinz Wilhelm zeitweise mit den Nationalsozialisten sympathisiert hatte.«
Die Frage ist wichtig im jahrelangen Streit um Entschädigung in Millionenhöhe zwischen der öffentlichen Hand und den Nachfahren des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. (1859-1941). Der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin verhandeln mit den Hohenzollern seit 2014 über die Rückgabe von zahlreichen Kunstobjekten und über Entschädigungen. Nach dem Gesetz bekommt keinen Ausgleich, wer dem NS-System »erheblichen Vorschub geleistet hat«.
Laut Generalverwaltung des Hauses will von Preußen die Klagen in zwei Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Potsdam zurückziehen. Dazu äußerte er sich am Donnerstag wie zuvor in der »Welt« zunächst nur indirekt in einem Fall.
Er verwies auf ungeklärte Eigentumsverhältnisse von Kunstwerken und Objekten, die abschließend geregelt werden sollten. »Für die Zuordnung von 4000 dieser mehr als 10.000 Objekte ist das Handeln meines 1951 verstorbenen Urgroßvaters relevant«, sagte von Preußen. Er habe entschieden, auf die Rückgabe von jenen 4000 Kunstwerken und damit verbundene Entschädigungen zu verzichten. »Damit möchte ich den Weg freimachen für eine unbelastete Debatte in der Geschichtswissenschaft zur Rolle meiner Familie im 20. Jahrhundert.«
Keine Angaben machte er während einer Historikerdebatte zunächst zu einem seit 2015 laufenden Prozess um enteignete Immobilien wie das Schloss Rheinsberg, das Krongut Bornstedt und etliche Villen in Potsdam. In diesem Verfahren geht um 1,2 Millionen Euro. dpa