Gaza-Flotilla

Kritik an »Tagesschau«-Bericht zu Greta Thunbergs Gaza-Flotille

Blick in den Newsroom im neuen Nachrichtenhaus von ARD-Aktuell in Hamburg, wo die »Tagesschau« produziert wird Foto: picture alliance/dpa

Die »Tagesschau« der ARD hat mit einem Bericht zur Reise von israelfeindlichen Aktivisten auf der Jacht »Madleen« in Richtung Gaza Kritik auf sich gezogen. In der Sendung war die folgende Schlagzeile zu lesen: »Israel stoppt Schiff mit Hilfsgütern für Gaza«. Moderatorin Susanne Daubner las einen Text vor, wonach die israelische Marine ein Segelschiff enterte, das Hilfsgüter in den Gaza-Streifen bringen sollte.

Die Tatsache, dass es eine Seeblockade gibt, die Israel mit seinem Vorgehen durchsetzte, wurde erwähnt. Den Zuschauern wurden jedoch andere zentrale Aspekte vorenthalten, darunter die Tatsache, dass sich Terrorunterstützer an Bord befanden und dass die Fahrt der »Madleen« offenbar unter Mitwirkung der Hamas organisiert wurde.

Die britische Publikation »Telegraph« schreibt, der Hamas-Mann Zaher Birawi sei ein zentrales Mitglied der Freedom Flotilla Coalition, die die Fahrt des in Israel als »Selfie-Jacht« bezeichneten Bootes mit 100 Kilo Mehl organisiert habe. Birwai war demnach selbst zugegen, als die »Madleen« von Sizilien aus in Richtung Gaza ablegte. Er soll per Livestream über den Beginn der Reise berichtet haben.

DIG-Präsident Beck: Thunberg toppt Jesus

An Bord des Bootes befanden sich neben der Israelhasserin Greta Thunberg auch die Berliner Aktivistin Yasemin Acar, die vor gut einem Jahr einen großen Raketenangriff des Iran auf Israel öffentlich feierte, und ihr brasilianischer Kollege Thiago Ávila, der der Beerdigung des früheren Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah beiwohnte und sich mit der PFLP-Terroristin Leila Khaled ablichten ließ, die wiederum vor Jahrzehnten an Flugzeugentführungen beteiligt war.

Thunberg ist unter anderem dafür bekannt, dass sie auf einer Demonstration in Stockholm rief, der Zionismus müsse vernichtet werden (»Crush zionism!«). Sie und ihre Kollegen auf der »Selfie-Jacht« sollen ihre Smartphones und Laptop-Computer über Bord geworfen haben, bevor die israelische Marine das Boot am Montag enterte. Unklar ist, ob sie weitere Hamas-Kontakte oder andere Geheimnisse verheimlichen wollten.

Die Berichterstattung zur Reise der »Madleen« sei insgesamt ein Ärgernis gewesen, erklärte Volker Beck, der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) gegenüber der Jüdischen Allgemeinen. »Wenn Greta mit 100 kg Mehl zwei Millionen Menschen versorgen kann, toppt sie noch Jesus. Der brauchte für 5000 Menschen fünf Brote und zwei Fische.«

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Beck sprach von einer mangelhaften Berichterstattung. »Die Hintergründe und Terrorsympathien der Crew zu verschweigen und dem Publikum die Mär von der humanitären Hilfe aufzubinden, entspricht nicht dem Informationsauftrag«, so der DIG-Präsident. »Hier hat man das Publikum in die Irre geführt. Eine solche Berichterstattung wird der ernsten Sorge um die Not der Menschen in Gaza nicht gerecht. So verspielt man das Vertrauenskapital als Medium.«

Zuvor hatte »Bild«-Redakteur Filipp Piatov die »Tagesschau« für den Bericht zur Gaza-Flotilla kritisiert: »Es ist mir unbegreiflich, warum die wichtigste Nachrichtensendung des Landes mit keinem Wort erwähnt, dass bekennende Unterstützer terroristischer Organisationen auf dem Schiff waren«, schrieb er auf X. »Bei Rechtsextremen oder pro-russischen Propagandisten wäre dies der ›Tagesschau‹ nie passiert.«

Israel Katz, der israelische Verteidigungsminister, sprach in Zusammenhang von Greta Thunberg und ihren Kollegen von Hamas-Unterstützern. Die Schwedin hatte am Montag in einem Video gesagt, »israelische Besatzungskräfte« hätten sie und die anderen Besatzungsmitglieder des Bootes »abgefangen und entführt«. Sie wurde mit El Al über Paris nach Stockholm zurückgeflogen.

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