Einspruch

Kreuzlingen ist überall

Sie sind an einer Hand abzuzählen: die jüdischen Kleinstgemeinden der Schweiz, von denen sich erst jüngst wieder eine aufgelöst hat, nämlich Kreuzlingen. Ein paar wenige übrig gebliebene, meist sehr motivierte, Mitglieder versuchen, einen Trend aufzuhalten, der nicht aufzuhalten ist. Wir beobachten eine Entwicklung, die auch in Deutschland droht.

Dabei stellt sich auch die Frage, was eine jüdische Gemeinde ist. Muss sie aus mindestens zehn Männern, die es für einen Minjan braucht, bestehen? Oder genügen auch einige wenige Männer und Frauen, ja, vielleicht sogar eine Einzelperson? Braucht eine Gemeinde einen Versammlungsort, ein Betlokal, oder genügt sogar eine Postadresse?

gleichgewicht Eine klare Antwort auf alle diese Fragen gibt es nicht. Und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) als Dachverband der jüdischen Gemeinden hat sich bisher aus guten Gründen gehütet, in die Diskussion einzugreifen. Dies wohl auch aus politischen Gründen, nicht zuletzt, um das fragile Gleichgewicht zwischen den Großgemeinden in Basel, Zürich und Genf einerseits und den Kleingemeinden andererseits nicht aufs Spiel zu setzen.

So ist es diesen selbst überlassen, Überlegungen anzustellen, ob und, wenn ja, wie sie weiter existieren wollen und wo sie die kritische Größe festlegen. Die Praxis fällt dabei unterschiedlich aus. Solothurn hat sich etwa für eine Annäherung an Bern entschieden: Es gibt dort nun einige reservierte Synagogenplätze, aber noch ein eigenes Gemeindeleben. In Städten wie Biel, St. Gallen oder La Chaux-de-Fonds mit historischen Synagogen versucht man auf eigene Faust, das religiöse Leben aufrechtzuerhalten. Hingegen hat die Kleinstgemeinde Bremgarten nahe Zürich keine Option mehr: Sie wird sich wohl auch bald auflösen.

Denn das ist jenseits aller Diskussionen klar: Eine gewisse Infrastruktur und eine gewisse Anzahl von Mitgliedern braucht es einfach, um zu überleben. In der kleinen Schweiz wie im großen Deutschland.

Der Autor ist Journalist in Basel.

Meinung

Sánchez missbraucht ein Radrennen für seine Israelpolitik

Dass Spaniens Regierungschef die Störer der Vuelta lobte, ist demokratieschwächend und gehört zu seinem Kalkül, Israel weltweit zu isolieren

von Nicole Dreyfus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

Zentralrat

Schuster: Zwei-Staaten-Lösung nach Friedensverhandlungen mit Israel

Ein jeweils selbstständiger Staat Israel und Palästina - dafür spricht sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland aus. Unter bestimmten Voraussetzungen

von Leticia Witte  17.09.2025

Köln

Antisemitische Ausschreitungen bei Kreisliga-Spiel

Spieler des Vereins Makkabi wurden offenbar beschimpft, bespuckt und körperlich attackiert

 17.09.2025

Antisemitismus

Berliner Treitschkestraße wird am 1. Oktober umbenannt

Der Straßenname erinnert künftig an die im KZ Theresienstadt gestorbene ehemalige Direktorin des früheren jüdischen Blindenheims von Steglitz, Betty Katz (1872-1944)

 17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025

Berlin

Ahmetovic: Berlin muss Weg für Israel-Sanktionen freimachen

Der SPD-Politiker fordert, dass die schwarz-rote Koalition ihre »Blockadehaltung« beendet und die Vorschläge von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für konkrete Maßnahmen gegen den jüdischen Staat unterstützt

 17.09.2025

München

Dirigent Shani kritisiert Konzertabsage durch Festival in Belgien

Der israelischen Dirigent hat zu dem Vorfall geschwiegen - bis jetzt

von Britta Schultejans  17.09.2025

Kommentar

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  16.09.2025