Interview

»Kommunistische Provokation«

Richard Prasquier Foto: Rolf Walter

Herr Prasquier, die Kleinstadt Bezons bei Paris hat Majdi al-Rimawi, einen der Mörder des israelischen Tourismusministers Rehawam Zeewi, zum Ehrenbürger ernannt. Warum wird ein Mann, der in Israel zu lebenslänglich plus 80 Jahren Haft verurteilt wurde, in Frankreich geehrt?
Das ist schrecklich, aber leider nicht das erste Mal, dass kommunistische Bürgermeister bei uns eine solche Entscheidung treffen. Auch der Fatah-Aktivist Marwan Barghuti, der in Israel zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt wurde, ist in mehreren kommunistisch regierten Vororten von Paris zum Ehrenbürger ernannt worden.

Warum jetzt Bezons?
Bezons ist – wie viele dieser Vorstädte – ein schwieriger Ort mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil. Aber es geht diesen kommunistischen Politikern nicht nur darum, sich bei ihren Wählern beliebt zu machen. Sie haben eine Ideologie. Der Bürgermeister von Bezons, Dominique Lesparre, ist als Unterstützer palästinensischer Organisationen bekannt. Und die kommunistische Partei Frankreichs ist leider häufig an vorderster Front zu finden, wenn es um Forderungen nach Boykotten gegen Israel geht.

Rehawam Zeewi war ein scharfer Kritiker des Oslo-Friedensprozesses und ein Befürworter der Ausweisung von Arabern aus Israel. Soll die »Ehrung« seines Mörders die 2001 verübte Tat etwa nachträglich rechtfertigen?
Ich kann nicht in die Gehirne der Leute schauen, die diese Entscheidung gefällt haben. Aber die »Volksfront zur Befreiung Palästinas« (PFLP) ist eine säkulare, linke Organisation, die den Kommunisten nahesteht. Gleichzeitig ist sie eine der mörderischsten palästinensischen Terrorgruppen, die es je gegeben hat. Und ja, diese Ehrung soll offenbar Verständnis für den Mord an einem Politiker und den »Widerstand« der PFLP gegen Israel wecken.

Wie bewerten Sie, dass der Bürgermeister von Bezons die PFLP in der Tradition der Résistance gegen die Nazis sieht?
Ich habe mich bei ihm in einem Brief darüber beschwert. Aber ich hatte noch keine Zeit, mich ausführlich in meinem Büro mit dem Vorgang zu beschäftigen, denn ich komme gerade aus Toulose zurück, von der Gedenkveranstaltung für Imad Ibn-Ziaten, einen französischen muslimischen Soldaten. Er war das erste Opfer des Terroristen Mohamed Merah, der zunächst drei Fallschirmjäger und am 19. März vergangenen Jahres drei Kinder und einen Lehrer vor einer jüdischen Schule erschossen hat. Die Mutter des Soldaten leistet großartige Arbeit, um die junge muslimische Bevölkerung in Frankreich über die Hintergründe der Anschlagsserie aufzuklären. Und es ist tragisch, dass eine Provokation wie die Ehrenbürgerschaft für Majdi al-Rimawi ausgerechnet an einem solchen Tag Thema wird.

Sehen Sie eine Chance, vor Gericht dagegen vorzugehen?
Soviel ich weiß, wird das nicht funktionieren.

Mit dem Präsidenten der französisch-jüdischen Dachorganisation CRIF sprach Ayala Goldmann.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025