Die nordrhein-westfälische Landesregierung wirbt für Köln als Standort für ein vom Bund geplantes Holocaust-Bildungszentrum. »Diese Stadt, in der jüdisches Leben seine tiefsten Wurzeln in ganz Deutschland hat, wäre der richtige Standort, um Bildungsarbeit zum Thema Holocaust zu betreiben«, sagte Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU). Im NRW-Etat habe man bereits finanzielle Mittel für eine Machbarkeitsstudie für das »Yad Vashem Education Center« reserviert.
Auf Bundesebene haben die Unionsparteien und die SPD in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel formuliert, in Deutschland ein solches Zentrum zu gründen. Der Name knüpft an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem an, die in einem normalen Jahr von etwa einer Million Menschen besucht wird. Damit sich das Erinnern nicht mit einer aufwendigen Reise verbinden muss, entstand die Idee, ein »Yad Vashem Education Center« zu etablieren.
Machbarkeitsstudie
Eine Machbarkeitsstudie sieht nach Informationen der »Rundschau« Potenzial an vier Standorten. Interesse bekundet hätten neben NRW auch zwei ostdeutsche Bundesländer sowie Hamburg. Die grundsätzliche Entscheidung liege aber bei Yad Vashem in Jerusalem.
Dem Präsidenten dieser Einrichtung, Dani Dayan, hat Liminski nach eigenen Worten bereits vor zwei Jahren die Bereitschaft von NRW zur Unterstützung mitgeteilt. Bereits vor zwei Jahren habe er auch in Berlin deutlich gemacht, dass das Land für eine solche Einrichtung bereitstehe. Eine wichtige Rolle spielten in diesem Zusammenhang auch der deutsche »Freundeskreis Yad Vashem« und der Zentralrat der Juden.
Angebot für Lehrkräfte
Dessen Vizepräsident Abraham Lehrer, der zugleich Vorstandsmitglied der Kölner Synagogen-Gemeinde ist, sagte der »Rundschau«, die Zusage der NRW-Landesregierung zur auch finanziellen Unterstützung sei in der Argumentation gegenüber der Bundesregierung und auch den in Israel Verantwortlichen sehr hilfreich. Mit dem Bildungszentrum verbinde er »die Hoffnung, dass wir die Zahl der Menschen, die nach dem Konzept von Yad Vashem informiert werden können, deutlich erhöhen können«. Unter anderem könnte ein solches Zentrum auch Fortbildungen für Lehrkräfte anbieten, die so den Umgang mit antisemitischem Mobbing an Schulen lernen könnten.
In Köln lebt nicht nur die älteste jüdische Gemeinschaft Deutschlands, sondern auch die älteste nördlich der Alpen. Erstmals erwähnte der römische Kaiser Konstantin in einem Edikt aus dem Jahr 321 eine jüdische Gemeinde dort. Das 1.700-Jahr-Jubiläum wurde im Jahr 2021 deutschlandweit gefeiert. In Köln entsteht auch das jüdische Museum Miqua über den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Viertels - mit einem archäologischen Rundgang durch eine 6.000 Quadratmeter große unterirdische Ebene.