Boykott

Koalition der Verlegenen

Dirk Niebel auf dem Weg nach Ramallah, 2012 Foto: dpa

Die Bundesregierung sorgt bei den Koalitionsparteien derzeit für Irritation. Die Grünen hatten im April in einer Kleinen Anfrage wissen wollen, ob Waren aus dem Westjordanland noch länger als »Made in Israel« gelten dürften. Die Regierung hatte geantwortet, das dürfe nicht sein: Allein »für Produkte aus dem israelischen Staatsgebiet innerhalb der Grenzen von vor 1967« gelte diese Herkunftsbezeichnung.

Vor der Regierungsantwort hatte es Vorwürfe gegen die Grünen gehagelt. »Hinter der Multikulti-Öko-Fassade« der Grünen, sagte Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP), zeige sich ein »hässliches Gesicht, das schlimme Erinnerungen weckt«.

Philipp Mißfelder, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, sprach von einem »Boykottaufruf«, der Ausdruck von »Geschichtsvergessenheit« sei. Auch CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sah in der Anfrage die Forderung, gegen Produkte aus Israel vorzugehen: »Mit dieser Anfrage kommen offensichtlich antiisraelische Ressentiments bei den Grünen zum Ausdruck.«

Rhetorik Seit die Bundesregierung jedoch mitgeteilt hat, dass sie die Rechtsposition der Grünen teilt, herrscht verlegenes Schweigen in der Koalition. Alexander Dobrindt war zu einer Stellungnahme nicht mehr bereit, »aus Termingründen«. Dirk Niebel lässt aus seinem Ministerium verlauten, er sei ja Teil der Bundesregierung, deshalb sei in Sachen Etikettierung von Waren aus dem Westjordanland alles gesagt. Keine Spur mehr von der deutlichen Rhetorik nur wenige Wochen zuvor.

Und Philipp Mißfelder betritt lieber gleich ganz andere Schauplätze: »Die politische Diskussion sollte sich statt auf die Kennzeichnungspflicht auf die Lösung der wesentlichen Fragen des Nahostkonfliktes konzentrieren: Sicherstellung des Existenzrechts des jüdischen Staates Israel, ein Ende des Terrorismus und fundamentalistischer Gewalt sowie die Schaffung von Grundlagen für eine Zweistaatenlösung.«

Dass sich die von seiner Partei geführte Bundesregierung die zunächst als »Boykottaufruf« gescholtene Forderung der oppositionellen Grünen zu eigen gemacht hat, ficht Mißfelder nicht an: »Eine Diskriminierung Israels durch eine Kennzeichnungspflicht, wie sie von den Grünen angestrebt wird, ist dabei in keinster Weise zielführend.«

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Berlin

Jüdisches Paar in U-Bahn geschlagen und beleidigt

Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen

 15.09.2025

Interview

»Björn Höcke ist die prägendste Figur für die AfD-Ideologie«

Der Journalist Frederik Schindler hat ein Buch über Björn Höcke geschrieben. Wie wurde aus dem rechtsextremen Politiker das, was er heute ist?

von Nils Kottmann  15.09.2025

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

Essen

Islamist plante Mord an Juden

Der 17-jährige Erjon S., ein kosovarischer Staatsangehöriger, soll aus einer islamistisch-jihadistischen Ideologie heraus gehandelt haben

 15.09.2025

München

Alte Synagoge feiert Wiedereröffnung

Nach jahrelanger Restauration soll die Bauhaus-Synagoge wieder im Glanz von 1931 erstrahlen

 15.09.2025

Madrid

Israelfeindliche Demonstranten blockieren Vuelta á España erneut

60 Kilometer vor dem Ziel steht eine Gruppe von Protestierern mit einem Banner auf der Straße. Das Rennen musste abgebrochen werden

 15.09.2025