Einspruch

Klare Kante zeigen

Detlef David Kauschke Foto: Stephan Pramme

In Brüssel geht es jetzt um Posten und Positionen, in Berlin wird über die doppelte Stimmabgabe des ZEIT-Chefredakteurs diskutiert. Nach der Europawahl haben Politiker und Kommentatoren schon wieder ihre eigenen Themen, denen sie sich widmen. Noch ein Blick auf die politischen Erdbeben in Frankreich und Großbritannien – das war’s. Ach ja, der Wahlerfolg der Rechtsextremisten könnte weiterhin eine Rolle spielen. Aber die sind doch unbedeutend, sie werden sich im parlamentarischen Betrieb ganz von selbst erledigen, heißt es. Zurück zur Tagesordnung?

Dass mit der griechischen »Goldenen Morgenröte« nun Neonazis ins EU-Parlament einziehen, die offen antisemitisch sind und sogar den Holocaust leugnen, ist erschreckend. Ebenso wie die Tatsache, dass die ungarische Jobbik wieder und die deutsche NPD erstmals in Straßburg vertreten sind.

bluttat
Sie feiern Wahlerfolge kurz nach einer Bluttat, bei der am Tag vor der Wahl im Jüdischen Museum Brüssel vier Menschen kaltblütig getötet wurden. Wenige Stunden danach wurden in einem Pariser Vorort zwei Synagogenbesucher fast totgeschlagen. Ja, es waren wohl wie immer Einzeltäter. Es braucht nur Einzelne, um solch schreckliche Gewalttaten zu verüben. Aber es gibt auch ein Klima, in dem diese Ereignisse geschehen. Ein Klima von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.

Dies drückt sich eben auch in konkreten Prozentzahlen und Parlamentssitzen aus. Wenn sich rechte Populisten und Extremisten in der Mitte des kriselnden Europas breitmachen können, ist das ein Weckruf an alle etablierten politischen Parteien. Klare Kante ist gefragt. Es darf nicht dazu kommen, dass eine braune Fraktion die Agenda in Europa bestimmt.

Wir können jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen. Demokraten sind gefordert, den rechten Anti-Europäern Einhalt zu gebieten. Behörden müssen sich endlich auf effektive Maßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen verständigen. Und Europa braucht ganz dringend eine Strategie gegen Extremismus.

Interview

»Die Genozid-Rhetorik hat eine unglaubliche Sprengkraft«

Der Terrorismusforscher Peter Neumann über die Bedrohungslage für Juden nach dem Massaker von Sydney und die potenziellen Auswirkungen extremer Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  16.12.2025

Wirtschaft

Hightech-Land Israel: Reiche sieht Potenzial für Kooperation

Deutschland hat eine starke Industrie, Israel viele junge Start-ups. Wie lassen sich beide Seiten noch besser zusammenbringen? Darum geht es bei der Reise der Bundeswirtschaftsministerin

 16.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

IS-Gruppen

Attentäter von Sydney sollen auf den Philippinen trainiert worden sein

Die Hintergründe

 16.12.2025

Hamburg

Mutmaßlicher Entführer: Mussten im Block-Hotel nichts zahlen

Der israelische Chef einer Sicherheitsfirma, der die Entführung der Block-Kinder organisiert haben soll, sagt im Gericht aus. Die Richterin will wissen: Wer zahlte für die Unterbringung im Luxushotel der Familie?

 16.12.2025

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Anschlag geplant? 21-Jähriger reiste legal ein

Mit einem Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem in Vorbereitungshaft genommenen Mann werden Details bekannt

 16.12.2025

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025