Ökumene

Jüdisches zum Christentreffen

Rabbiner Tom Kucera Foto: Heinz-Peter Katlewski

Wer zu den »Bibelarbeiten« im »Zentrum Juden – Christen« am vergangenen Donnerstag einfach nur pünktlich war, kam schon zu spät. »Wegen Überfüllung geschlossen« stand auf einem Schild. 1400 Besucher wollten den Augsburger Rabbiner Henry G. Brandt auf dem Kirchentag im Münchener Messezentrum hören.

Im Raum nebenan bot sich ein ähnliches Bild: Die Gesprächsrunde mit dem Rabbiner der Liberalen Gemeinde Münchens, Tom Kucera, und dem Wittenberger Professor für praktische Theologie, Alexander Deeg, stieß auf unerwartet großes Interesse. Sieben Kilometer östlich der Messe, im Münchner Stadtzentrum, standen Kirchentagsbesucher Schlange, um durch die Münchner Hauptsynagoge »Ohel Jakob« geführt zu werden.

Messias Weit mehr als 50 Bibelarbeiten, Workshops, Foren, Ausstellungen, Konzerte und Synagogenführungen im »Zentrum Juden – Christen« und beim Gemeindezentrum am Jakobsplatz boten dem Christentreffen vielfältige Möglichkeiten, das Judentum kennenzulernen. Die dialogerprobten Theologen standen den jüdischen Gesprächspartnern nicht allzu fern. Eine der zentralen Fragen war: Glauben Juden an die Auferstehung? Der orthodoxe Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde, Steven Langnas, betonte, es sei sogar eine Pflicht, daran zu glauben, man wisse trotzdem nichts darüber: »Irgendwann, nachdem der Messias gekommen ist.« Auch Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam, beantwortete die Frage nach dem Messias, dass er als liberaler Jude eher eine messianische Zeit erwarte als einen persönlichen Messias. Wenn er aber doch käme, dann wären wir im Reich Gottes, und dann hoffe er, auch den einen oder anderen Kurienkardinal zu treffen. Damit hatte er nicht nur den Beifall, sondern auch die Lacher auf seiner Seite.

Neu in diesem Jahr war, dass die beiden jüdischen Gemeinden Münchens, die liberale und die orthodoxe, den Schabbat zusammen mit den Gästen feierten. Zum Erstaunen der Synagogendiener am Jakobsplatz hatten die meisten der Besucher pünktlich ihre Plätze eingenommen, während die Beter erst nach und nach den Raum füllten.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025

Berlin

Israelisches Schutzsystem soll neue Leopard-2-Flotte sicherer machen

Das »Hard-Kill-Abwehrsystem« Trophy erkennt anfliegende Raketen und macht diese unschädlich

 21.11.2025

Internationales

Europäische Rabbiner nominieren Donald Trump für Friedensnobelpreis

Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, hat sich Forderungen angeschlossen, den US-Präsidenten für seine Bemühungen im Nahen Osten mit dem Preis zu ehren

 21.11.2025

Judenhass

»Wir wollen keine Zionisten«: Mamdani reagiert auf antisemitische Kundgebung vor Synagoge

Die Teilnehmer schrien unter anderem »Tod den IDF!« und »Globalisiert die Intifada!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Weimar

Buchenwald will einzelne Dokumente aus abgesagter Auktion übernehmen

Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, warnt nach der gestoppten Auktion in Neuss vor stillen Verkäufen von KZ-Artefakten. Solche Objekte und Dokumente sollten Gedenkstätten überlassen werden

 21.11.2025

Diplomatie

Bosnien: Diplomatischer Eklat um Nazi-Helm an deutschen UN-Vertreter

Vor 30 Jahren endete der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Jetzt flammt die Debatte um die politischen Nachwehen von Neuem auf. Im Fokus eines skandalösen Angriffs steht ein deutscher UN-Politiker

 20.11.2025