Justiz

Jüdische Organisationen fordern von Israel Gesetz gegen weltweiten Antisemitismus

Justizminister Yariv Levin (links) Foto: Flash90

Vier jüdische Organisationen aus Portugal und Spanien haben Israels Justizminister Yariv Levin aufgefordert, ein Gesetz zu erlassen, das Antisemitismus und die Verfolgung israelischer Soldaten auch außerhalb Israels unter Strafe stellt. Das berichtet die israelische Nachrichtenseite »Ynet« unter Berufung auf ein gemeinsames Schreiben der Gruppen.

Zu den Unterzeichnern gehören B’nai B’rith Portugal, das Holocaust-Museum in Porto, die Fundación HispanoJudía und die Organisation Acción y Comunicación sobre Oriente Medio (ACOM) aus Spanien. In dem Brief betonen sie die dringende Notwendigkeit, Juden und Israelis weltweit vor wachsendem Judenhass zu schützen. Levin habe die Initiative zur Prüfung an sein Ministerium weitergeleitet, so Ynet.

Die Organisationen kritisieren, dass auch in Portugal und Spanien, zu wenig gegen Antisemitismus unternommen werde und dieser teilweise durch Untätigkeit begünstigt werde. Insbesondere prangern sie an, dass israelische Soldaten im Ausland – selbst im Urlaub – immer wieder angefeindet werden. So würden etwa anti-israelische Gruppen sie als Kriegsverbrecher diffamieren und zu ihrer Verhaftung aufrufen.

Hassrede und Gewalt

Das vorgeschlagene Gesetz soll Antisemitismus als Straftat definieren, die auch extraterritorial verfolgt werden kann, falls andere Staaten nicht effektiv gegen antisemitische Straftaten vorgehen. Die Organisationen fordern zudem, dass Taten wie Hassrede oder Gewalt gegen Juden, ihre Institutionen oder Israels Existenzrecht unter die Rubrik juristisch relevanter Tatbestände fallen.

Lesen Sie auch

Darüber hinaus soll das Gesetz auch »Gefährdungs«-Straftaten erfassen, etwa wenn Amtsträger antisemitische Taten ignorieren und damit Straflosigkeit fördern.

Als Beleg für die aktuelle Bedrohungslage nennt der Brief mehrere Fälle: 2024 wurden bei Protesten in Porto jüdische Geschäftsleute beschuldigt, für eine Wohnungsnot verantwortlich zu sein, ohne dass Polizei oder Politik einschritten. 2025 wurde ein Giftanschlag auf Israelis bei einem portugiesischen Musikfestival kaum beachtet, und am Flughafen Valencia wurden 44 überwiegend jüdische Jugendliche aus Frankreich und ihre sieben erwachsenen Begleiter aus einem Vueling-Flugzeug geworfen. Auch hier habe die spanische Regierung nicht reagiert.

Die Unterzeichner erklärten, das Gesetz sei zwar zum Teil symbolisch, könne aber abschreckend wirken, weil Israel dann auch im Ausland gegen Täter ermitteln und sie – gegebenenfalls in Abwesenheit – verfolgen könne. Die jüdischen Organisationen hoffen laut »Ynet« auf eine zügige Verabschiedung und einen fortgesetzten Dialog mit dem Justizministerium, um die Sicherheit der jüdischen Gemeinschaft weltweit zu stärken. im

Gazastreifen

US-Sondergesandter besucht GHF-Verteilzentren

Steve Witkoff bezeichnete die Arbeit der Gaza Humanitarian Foundation als »unglaubliche Leistung«

 01.08.2025

Deutschland

Merz will nach Wadephul-Bericht über Israel-Politik entscheiden

Der Bundeskanzler wird am Samstag mit dem Außenminister sprechen

 01.08.2025

Meinung

Linke Solidarität und das Bedürfnis, im richtigen Club zu spielen

Die deutsche Linke ist bemerkenswert selektiv: Während sie der Ukraine zu Recht ihre Souveränität zubilligt und den russischen Angriffskrieg verurteilt, scheint für Israel ein anderes Regelwerk zu gelten

von Serdar Somuncu  01.08.2025

Migration

Psychologe Mansour: Zunächst die Menschen integrieren, die da sind

Mansour spricht sich für eine massive Begrenzung der Migration nach Deutschland bis hin zur vorübergehenden Schließung der Grenzen aus

von Julia Pennigsdorf  01.08.2025

Niedersachsen

Hannover will Kinder aus Gaza und Israel aufnehmen

Getragen wird die Initiative von einer ungewöhnlichen Allianz aus Stadt, jüdischer und palästinensischer Gemeinde

von Kilian Genius  01.08.2025

Nahostpolitik

»Adenauer und Kohl würden sich im Grabe umdrehen«

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter rügt in der ARD die mangelnde Solidarität Deutschlands mit Israel

von Michael Thaidigsmann  01.08.2025

Israel

Freundschaft auf dem Prüfstand

In Jerusalem redet Bundesaußenminister Johann Wadephul den Israelis ins Gewissen: Die humanitäre Lage in Gaza muss sich fundamental verbessern. Andernfalls könnte Deutschland bald Konsequenzen ziehen

von Joshua Schultheis  01.08.2025

Vor 100 Jahren

Als der Ku-Klux-Klan durch Washington marschierte

Vor 100 Jahren sahen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus anders aus als heute in der Ära Trump: Im August 1925 versammelte sich der Ku-Klux-Klan zu seinem größten Aufmarsch in der US-Hauptstadt Washington

von Konrad Ege  31.07.2025

Katar

Strategische Geduld

Der Einfluss des kleinen Emirats am Persischen Golf nimmt zu - vor allem durch seine Milliarden-Investionen im Westen

von Jacques Abramowicz  31.07.2025