Berlin

Israelin angegriffen

Foto: imago

In Berlin-Charlottenburg ist am Montagvormittag eine Israelin von einem bislang Unbekannten angegriffen worden. Wie die BILD-Zeitung berichtete, sagte die 54-Jährige dem israelischen Nachrichtenportal »Walla« nach ihrer Rückkehr, sie sei mit ihrem Mann für acht Tage in Berlin gewesen und habe am letzten Tag noch einmal einkaufen gehen wollen.

»Wir haben ein ganz bestimmtes Geschäft gesucht. Ich bin stehen geblieben und habe auf dem Handy nachgesehen. Plötzlich kommt ein Mann von vorn – oder von der Seite – und schlägt mir ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht.« Anschließend soll sich der Schläger unerkannt entfernt haben.

Polizeiangaben zufolge rief die Frau später die Polizei in die Karl-Liebknecht-Straße, wohin auch ein Rettungswagen alarmiert wurde. Die Sanitäter versorgten die im Gesicht verletzte Frau vor Ort.

HEBRÄISCH Wie die BILD-Zeitung meldet, zeigen Fotos massive Blutergüsse im Gesicht der Frau. »Wenn ich die Situation rekonstruiere, dann hat er gehört, wie ich Hebräisch geredet habe, und hat gewartet, bis sich mein Mann ein wenig entfernt. Das ist mein Gefühl. Welchen anderen Grund sollte er gehabt haben?«

Die Berliner Polizei teilt mit, dass die Ermittlungen zum genauen Hergang sowie zu den Hintergründen der Tat andauern. Es werde geprüft, ob es sich um eine antisemitisch motivierte Tat gehandelt hat. Der Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen.

»Das ist einfach beängstigend.«

Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

»Wie viel Hass muss in einem Menschen stecken, der einer erwachsenen Frau aus dem Nichts mit der Faust ins Gesicht schlägt, sodass sie sich die Nase bricht? Wie viel Hass muss in einem Menschen stecken, um einem friedlich durch die Gegend spazierenden Menschen die Kippa vom Kopf zu schlagen und ihn verbal zu attackieren?« Das sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.

»Das ist alles für einen normal denkenden Menschen kaum nachvollziehbar«, so Joffe. Er könne sich gar nicht in eine Person hineinversetzen, die solche Gewalttaten begehe. »Nie würde ich auf die Idee kommen, einem anderen Menschen ins Gesicht zu schlagen, weil er eine Kippa trägt, einen Turban, einen Tschador oder was auch immer. Das ist einfach beängstigend.« Man müsse »gemeinsam Strategien entwickeln und die Kraft der Zivilgesellschaft stärken, sodass diese Täter nicht einfach flüchten, untertauchen und sich freuen können, einem Menschen Gewalt angetan zu haben«, forderte Joffe.

rias »Aus der Umgebung des Bahnhofs Zoo werden uns jedes Jahr antisemitische Vorfälle jeglicher Art gemeldet – von antisemitischen Inhalten auf Versammlungen bis hin zu Gewalt«, erklärte Alexander Rasumny von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS).

In mehreren Fällen seien Menschen angegriffen worden, die anhand von Symbolen oder Sprache als jüdisch oder israelisch identifiziert wurden. So etwa im Juni 2018, als Täter eine Gruppe von Jugendlichen angriffen, die auf tragbaren Boxen Omer Adams Partyhymne »Tel Aviv« abspielten. Im Oktober 2021 spuckte ein Mann einen Kippa tragenden Juden in der Nähe des Bahnhofs Zoo an. »Im gesamten Ortsteil Charlottenburg wurden uns in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 192 antisemitische Vorfälle bekannt, darunter 14 physische Angriffe.«

NASENBeinBRUCH Die am Montag angegriffene Israelin flog nach Angaben der BILD-Zeitung am Dienstag wieder zurück nach Tel Aviv und ließ sich im Krankenhaus behandeln. Dort hätten die Ärzte festgestellt, dass ihre Nase gebrochen sei.

Wie BILD weiter meldet, glaubt die Frau nicht, dass der Angreifer sie habe ausrauben wollen, denn sie habe ein iPhone 13 in der Hand gehabt, und er habe es nicht an sich gerissen, sondern nur zugeschlagen. Die Frau ist überzeugt: »Das war auf jeden Fall ein antisemitischer Angriff! Er wollte Juden oder Israelis verletzen.« ja

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin sagte in einem Hintergrundgespräch, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  25.11.2025