Meinung

Islamgesetz: Mehr Schaden als Nutzen

Martin Krauß Foto: Stephan Pramme

Ob das nun auch Oster- oder Pessachgrüße waren, lässt sich schwer sagen; ein muslimisches Fest jedenfalls, das Jens Spahn als Anlass zur Forderung eines »Islamgesetzes« hätte nehmen können, stand im April nicht an. Dem CDU-Politiker und seiner Parteikollegin Julia Klöckner geht es darum, den Islam in Deutschland gesetzlich zu regulieren.

Denn, so sagt Spahn, man wisse ja gar nicht, »was in den Moscheen passiert«. Daher müssten künftig die Predigten auf Deutsch gehalten werden. Zudem sollten künftig Moscheegemeinden kein Geld mehr aus dem Ausland bekommen, und die Ausbildung von Imamen und Religionslehrern solle künftig nach staatlichen Vorgaben stattfinden.

schnapsidee Bislang ist sich die politische Öffentlichkeit einig, dass ein solches Gesetz eine Schnapsidee ist. Wenn Spahn und Klöckner von Islam und Muslimen reden, muss man nur den Namen einer anderen Religionsgruppe einsetzen. Nicht zuletzt die jüdische Gemeinde sollte erschrecken, wenn plötzlich die Rabbinerausbildung bundesdeutschen Vorgaben zu folgen hätte.
Droht so etwas denn? Die Initiatoren sagen Nein, aber eine nicht nur juristisch fragwürdige gesonderte Stellung der deutschen Muslime wäre sehr wohl die Folge.

Vorbild für die Initiative des rechten CDU-Flügels ist Österreich, heißt es. Dort gibt es seit 1912 ein Islamgesetz, das damals Rechtssicherheit für die muslimischen Gemeinden in der k.u.k. Monarchie herstellte. Es sorgte auch dafür, dass es bald die überschaubare Zahl von zwei zentralen muslimischen Institutionen gab. Das Ziel waren Integration und rechtliche Gleichstellung der Muslime – ziemlich genau das Gegenteil von dem, was die CDU-Initiatoren jetzt intendieren.

probleme Selbstverständlich wäre es zur Bewältigung der meisten anstehenden Probleme besser, es gäbe verbindliche Ansprechpartner für Fragen an den Islam. Aber welcher der Punkte, die Spahn und Klöckner in einem Gesetz verankert wissen wollen, ist denn dazu angetan, für eine Zentralisierung zu sorgen?

Und dem Wunsch, die deutsche Gesellschaft möge doch mehr über den Islam wissen, mag sich ja niemand verschließen. Völlig unklar ist jedoch, warum dies mit staatlicher Kontrolle der – genau zu diesem Zweck auf Deutsch zu haltenden – Predigten geschehen soll. Die Religionsfreiheit ist ein zu hohes Gut, um sie durch gesetzgeberische Schnellschüsse zu gefährden.

Meinung

Die Schweiz hat die richtigen Konsequenzen aus den Terrorvorwürfen gegen die UNRWA gezogen - anders als Berlin

Ein Kommentar von unserer Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  25.04.2024

Berlin

JSUD fordert Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Teheran

»Ohne den Iran hätte der 7. Oktober nicht passieren können«, sagt die Vorsitzende Hanna Veiler

 25.04.2024

Virginia

Biden: »Dieser unverhohlene Antisemitismus ist verwerflich und gefährlich«

US-Präsident Biden verurteilt antiisraelische Proteste an Universitäten

 25.04.2024

Terror

Argentinien schreibt Irans Innenminister zur Fahndung aus

Er war offenbar 1994 an dem Bombenanschlag 1994 auf das jüdische Gemeindezentrum Amia beteiligt

 25.04.2024

Oranienburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Gedenkstätte Sachsenhausen

»Geschichtsrevisionistische Tabubrüche und Grenzverschiebungen von rechts« werden registriert

 25.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an US-Unis weiten sich aus

Auch in Texas und Kalifornien kommt es zu Festnahmen

 25.04.2024

Berlin

Ausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz beschädigt

Kuratorin: «Auffällig, dass ausgerechnet Plakate zum israelbezogenen Antisemitismus beschädigt wurden«

 24.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024