Rente

Initiative fordert gleiche Rechte für jüdische Zuwanderer

Bei jüdischen Zuwanderern werden bei der Rentenberechnung nur die Arbeitsjahre in Deutschland herangezogen. Foto: dpa

Eine Initiative um den früheren Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck, den Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik und Sergey Lagodinsky, Mitglied der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, fordert eine Gleichstellung jüdischer Zuwanderer mit Spätaussiedlern aus der Sowjetunion.

In einem am Montag in Berlin vorgestellten Aufruf heißt es, die Ungleichbehandlung verursache Altersarmut in jüdischen Gemeinden. Die Diskriminierung von Juden aus den früheren sowjetischen Gebieten müsse beendet werden. Den Aufruf haben rund 90 Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Religionsgemeinschaften unterzeichnet.

Zentralrat Der Zentralrat der Juden begrüßt den Aufruf für eine angemessene Rente für jüdische Zuwanderer sehr. »Es geht darum, dass die jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion einen Lebensabend in Würde verbringen können, ohne auf die Grundsicherung angewiesen zu sein. Wir sind zuversichtlich, dass die neue Bundesregierung einen Weg finden wird, für späte Gerechtigkeit zu sorgen«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.

Schuster betont, dass der Zentralrat dieses Anliegen schon in der vergangenen Legislaturperiode sowie gegenüber Union und SPD während der Koalitionsverhandlungen deutlich gemacht habe.

unterzeichner Zu den Erstunterzeichnern gehören viele jüdische Persönlichkeiten wie Nicola Galliner (Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg), die Kantorin Avitall Gerstetter, die Schriftsteller Lena Gorelik, Olga Grjasnowa, Olga und Wladimir Kaminer, Lala Süsskind (Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus), die Historiker Julius Schoeps, Andreas Nachama und Michael Wolffsohn sowie zahlreiche Vertreter jüdischer Gemeinden: unter anderem Oded Horowitz (Düsseldorf), Ilana Katz (Kassel), Irina Katz (Freiburg) und Galina Jarkova (Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg).

Es fehlen auch nicht die Namen des Liedermachers Wolf Biermann, des evangelischen Bischofs Markus Dröge, des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, der Präsidentin der Akademie der Künste, Jeanine Meerapfel, des Schauspielers Ulrich Noethen, und mit Rita Süssmuth, Wolfgang Thierse, Hertha Däubler-Gmelin, Andrea Fischer und Gerhart R. Baum sind auch einige frühere Spitzenpolitiker darunter.

Grundsicherung Bei jüdischen Zuwanderern werden bei der Rentenberechnung nur die Arbeitsjahre in Deutschland herangezogen. Da die meisten von ihnen bereits im hohen Alter nach Deutschland kamen, leben sie trotz langjähriger Berufstätigkeit im Heimatland deswegen in der Regel von staatlichen Leistungen wie der Grundsicherung im Alter. Bei Spätaussiedlern werden dagegen die Berufsjahre in der alten Heimat angerechnet.

Volker Beck, der heute Lehrbeauftragter am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum ist, sagte, die rentenrechtlichen Konsequenzen seien bei den gesetzlichen Regelungen nicht berücksichtigt worden. In den turbulenten Zeiten der deutschen Wiedervereinigung sei das ein verständlicher, aber dennoch ein historischer Fehler.

alter Sergey Lagodinsky von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin sagte, etwa ein Drittel der zugewanderten Juden sei bereits zum Zeitpunkt der Einreise 65 Jahre oder älter gewesen. Zahlen, wie viele jüdische Zuwanderer genau betroffen sind, gibt es ihm zufolge nicht.

Lagodinsky, der Mitglied der Repräsentantenversammlung der Berliner Gemeinde ist, schätzt, dass eine Gleichbehandlung im Rentengesetz nicht unbedingt hohe Kosten verursacht. Auch die Renten bei Spätaussiedlern seien gedeckelt. Damit bedeute das keine große Belastung für die Rentenkasse, erklärte er. epd/ja

Gedenken

Steinmeier: »Flüchten wir nicht aus unserer Geschichte«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Gedenkstunde im Bundestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs über Gefahren für die Demokratie

 08.05.2025

Gericht

AfD rechtsextrem? Verfassungsschutz gibt Stillhaltezusage ab

Damit können die Verfassungsschützer die AfD nicht beobachten, bis das Verwaltungsgericht Köln ein Urteil gefällt hat

 08.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, weil der Gegner ohne Anstand, Ehre und Verantwortungsbewusstsein kämpft

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Umfrage

80 Jahre Kriegsende – Jeder fünfte Deutsche will mehr Gedenken

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht. Der Zweite Weltkrieg war vorüber. In Berlin und anderswo erinnern die Menschen an die Millionen Opfer. Jüdische Vertreter würdigen die Erinnerungskultur - und warnen zugleich

von Leticia Witte  08.05.2025

Debatte

Schuster: AfD-Regierung wäre für Juden das Signal zur Auswanderung

Die hohen Zustimmungswerte der AfD machen gerade Juden besorgt. Zentralratspräsident Josef Schuster erinnert an die 1930er Jahre: Auch in der NS-Zeit hätten viele Juden lange nicht für möglich gehalten, was dann folgte

von Christoph Schmidt  07.05.2025

Globaler Antisemitismus

J7 beklagen Staatsversagen beim Kampf gegen Judenhass

Ziele sind Einrichtungen wie Synagogen und Schulen - aber auch Menschen. Ein Bericht zeigt erschreckende Zahlen zu Antisemitismus in Deutschland, den USA, Argentinien, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Australien

von Leticia Witte  07.05.2025

Berlin

Weimer: Antisemitismus in der Kultur als erstes großes Thema

Der neue Staatsminister für Kultur und Medien will an seinem ersten Tag ein Zeichen setzen - und empfängt gleich einen besonderen Gast

 07.05.2025