Gedenken

In Erinnerung an Mary Pünjer

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) während des Gedenkens Foto: picture alliance/dpa

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat bei einem Besuch auf dem Gelände des Fachklinikums Bernburg in Sachsen-Anhalt an die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Programme erinnert.

Im Bereich des ehemaligen Krematoriums der Gedenkstätte legte sie am Samstag einen Kranz nieder. In dem Klinikum wurden rund 14.000 Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten sowie Häftlinge aus den Konzentrationslagern ermordet.

Bei dem Besuch in der Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie Bernburg erklärte Bas, es gehe auch um die Frage, »wie wir an die Opfer erinnern wollen, wenn keine Zeitzeugen mehr da sind«. Auch heute gebe es in Deutschland Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. In diesem Zusammenhang wies die Bundestagspräsidentin auf die Bedeutung der Jugendarbeit der Gedenkstätte hin.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auf einer Bilderwand von NS-Opfern im ehemaligen Krematorium wurde in Anwesenheit von Bas ein Foto der im Frühjahr 1942 in Bernburg ermordeten Mary Pünjer enthüllt. Die aus einer jüdischen Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Frau wurde 1940 unter dem Vorwand der »Asozialität« als »Lesbierin« verhaftet.

Nach ihrer Verurteilung wurde sie im KZ Ravensbrück interniert. Dort wurde sie Anfang 1942 offenkundig aufgrund der ihr unterstellten lesbischen Neigung und ihrer jüdischen Herkunft für die Mordaktion »Aktion 14f13« eingeteilt. Im Frühjahr 1942 wurde Pünjer in der als Gasmordanstalt genutzten Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg ermordet.

Auf dem Gelände des heutigen Fachklinikums Bernburg befand sich ab 1940 eine der sechs zentralen sogenannten Euthanasie-Anstalten, in denen vermeintlich kranke oder behinderte Menschen mit Gas ermordet wurden. Patientinnen und Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten sowie Häftlinge aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg, Groß-Rosen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen starben in Bernburg. Im Spätsommer 1943 wurde die Anstalt geschlossen. Die baulichen Überreste der Vernichtungsanlage blieben zum Teil erhalten, darunter die Gaskammer.

Seit 1989 befindet sich dort eine Gedenkstätte. Nach Angaben von deren Leiterin Ute Hoffmann wurden in der Gaskammer im Keller bis zu 75 Menschen pro Tag mit Kohlenmonoxid getötet und anschließend verbrannt.

Anlass für den Besuch der Bundestagspräsidentin war der bevorstehende Holocaust-Gedenktag am 27. Januar. Die in Bernburg ermordete Pünjer wird im Mittelpunkt der Gedenkstunde des Bundestages stehen. Bei der Gedenkstunde wird es vor allem um Menschen gehen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu sexuellen Minderheiten im Nationalsozialismus verfolgt wurden. epd

Interview

»Geiseln nach Hause – Gazakrieg beenden«

Dalia Cusnir, Schwägerin von Iair und Eitan Horn, spricht über den Kampf für die Angehörigen in der Gewalt der Hamas, während der Krieg gegen den Iran tobt

von Sabine Brandes  24.06.2025

Meinung

Nichts als Fußball spielen!

Wie das Grümpelturnier von Maccabi Schweiz in Zürich für Ablenkung sorgt: Betrachtungen einer jüdischen Amateur-Fußballerin

von Nicole Dreyfus  24.06.2025

Meinung

Europa fehlt bei seiner Iran-Politik der Kompass

Wenn wir Israel jetzt allein lassen, riskieren wir nicht nur dessen Zukunft, sondern auch unsere eigene, meint Oliver Rolofs

von Oliver Rolofs  24.06.2025

Asyl

Protest gegen drohende Abschiebung von Hamza Howidy

Der Gazaner soll nach Griechenland zurückgeschickt werden, wo er erstmals Asyl beantragte. Er hat namhafte Unterstützer, die sich für seinen Verbleib in Deutschland einsetzen.

von Imanuel Marcus  24.06.2025

Meinung

Hamza Howidys Stimme braucht das Land

Dem Friedensaktivisten Hamza Howidy aus Gaza droht die Abschiebung nach Griechenland. Doch dort wäre er in Gefahr. Deutschland sollte dem Hamas-Gegner daher Schutz gewähren

von Sabine Brandes  24.06.2025

Reaktion auf Irans Bruch der Waffenruhe

Israel greift Radarstation in Iran an

US-Präsident Donald Trump soll Ministerpräsident Netanjahu gedrängt haben, den Angriff abzusagen

 24.06.2025

Washington D.C.

Trumps Traum vom Friedensnobelpreis

Für den amerikanischen Präsidenten ist der Nato-Gipfel ein Grund zum Feiern. Die Alliierten beugen sich seiner Forderung nach mehr Geld. Die von ihm verkündete Waffenruhe zwischen Iran und Israel bröckelt allerdings bereits

von Anna Ringle, Luzia Geier  24.06.2025

Washington D.C.

»What the fuck« - Trump sauer über Bruch der Waffenruhe

Nur Stunden zuvor hatte der Iran die Waffenruhe mit einem Raketenangriff auf Israel gebrochen

 24.06.2025 Aktualisiert

Kommentar

Antisemitismus hat leider schon lange einen Platz in Deutschland

Vernichtungsfantasien gegen Juden scheinen konsensfähig zu sein, wie die Ereignisse vom Wochenende in Berlin wieder einmal zeigen

von Sigmount A. Königsberg  24.06.2025