Einspruch

Ideologische Leichtmatrosen

Ein Parteiprogramm ohne Aussage zum Nahostkonflikt. Der neue Chef der Piraten, Bernd Schlömer, hält es für möglich, dass seine Partei zur Bundestagswahl 2013 mit dieser Lücke antritt – und findet das unproblematisch. Recht hat er. Die Aussage des Oberpiraten sollte man als Versprechen deuten.

In deutschen Parteiprogrammen steht so viel wohlfeiles Gesülze und Unsinn zum Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt, und es ist ein derart auffälliges Bedürfnis deutscher Politiker, den Nahen Osten mit dem erhobenen Zeigefinger zu durchbohren und gut gemeinte Ratschläge zu verteilen, dass es geradezu ein Segen wäre, wenn Schlömer es ernst meinte. Eine Partei, die zum Nahen Osten einfach mal den Mund hält. Das wäre was!

Der Haken an der Sache: Sie wird im Alltag der Piraten aller Voraussicht nach nicht dazu führen, dass sich eine Partei weniger um den Nahen Osten kümmert. Vielmehr ist »keine Haltung zu Israel« aus dem Mund des Parteivorsitzenden eine Einladung an weitere Politikanfänger mit krudem Weltbild.

Kompass Zwar haben die Piraten sich in Neumünster gegen jede Holocaustleugnung ausgesprochen – doch der Hang zu antisemitischem und/oder israelfeindlichem Geraune in der Partei beschränkt sich nicht nur auf die typisch rechtsextreme Sphäre. Der Kompass der Piraten ist insgesamt noch nicht kalibriert. Es gibt breiten Raum für extrem libertäre, extrem linke, grundsätzlich antikapitalistische oder esoterische Haltungen – und in all diesen Milieus gedeihen auch einschlägige Verschwörungstheorien und Ressentiments.

Solche ideologischen Leichtmatrosen sollten den Kurs der Piraten keinesfalls bestimmen. Deshalb muss die vernünftige Mehrheit, die Schlömer repräsentiert, eben doch eine Haltung zu Israel entwickeln. Eine, die nach innen und nach außen erkennbar macht, wofür die Partei steht – und wofür nicht. Den Nahostkonflikt zunächst den Menschen im Nahen Osten zu überlassen, wäre aber auch dafür ein lohnender Ansatz.

Der Autor ist Chef vom Dienst beim »Kölner Stadt-Anzeiger«.

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem und trifft Premierminister Benjamin Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025