27. Januar

»Ich spürte, dass meine Heimat in Israel ist«

Die Schoa-Überlebende Sarah Goodman spricht über ihre Familiengeschichte. Foto: JA

Viele Wunder begleiteten Sarah Goodmans Familie auf ihrer Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland. »We had a lot of miracles«, sagte die in Israel lebende Schoa-Überlebende bei der digitalen Gedenkveranstaltung »Zikaron BaSalon« (Erinnerung im Wohnzimmer) am Dienstagabend.

Goodman schilderte ihre Familiengeschichte vor Studenten der Universität Haifa, die per Zoom dabei waren. Die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender, die deutsche Botschafterin in Israel, Susanne Wasum-Rainer, und der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, nahmen ebenfalls an der Zoom-Veranstaltung anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages teil.

DORTMUND Sarah Goodman erzählte zunächst von ihren Eltern, die aus Polen stammten. Sie wurde 1936 in Dortmund geboren, wo ihr Vater ein Textilgeschäft geführt habe. In der »Reichspogromnacht« 1938 sei das Geschäft verwüstet worden. Der Vater sei mitten in der Nacht verhaftet und in ein Gefängnis gebracht worden.

Heute lebt Sarah Goodman in einer betreuten Wohnanlage in Jerusalem.

»It was a big big mess, in Hebrew we say Balagan«, sagte Goodman über die Pogromnacht. Daraufhin habe ihre Mutter sie und ihre ältere Schwester zu Verwandten nach Belgien gebracht, erinnerte sich Goodman. Nachdem es der Mutter gelang, ihren Mann aus dem Gefängnis zu holen, seien ihre Eltern erst unter einem Zug und anschließend in einem Lastwagen versteckt ebenfalls nach Belgien gelangt.

SCHIFF Die Familie sei anschließend nach Frankreich und dann weiter nach Portugal geflohen. Ihren Eltern sei es gelungen, ein Visum für Kuba zu erhalten. »Sie fuhren zum Hafen mit dem Schiffstickets nach Kuba«, berichtete Goodman. Aber sie durften das Schiff nicht besteigen und müssten auf ein anderes warten. Ebendieses verpasste Schiff sei bombardiert worden und samt aller Passagiere gesunken, so Goodman.

Botschafterin Susanne Wasum-Rainer betonte die Verpflichtung, gegen jeden Antisemitismus und Hass zu kämpfen.

1945 sei ihre Familie von Kuba nach New York weitergereist. »Die Staaten waren gut zu uns«, erinnerte sich Goodman, und ergänzte: »Aber ich spürte, dass meine Heimat in Israel ist.« Sie kam im Alter von 19 dorthin. Heute lebt sie in einer betreuten Wohnanlage in Jerusalem. »Ich habe eine sehr große Familie«, sagte Goodman. Ihre Enkel hätten bereits geheiratet, sie habe auch schon Urenkel.

MUT Nach Goodmans eindrücklichem Bericht trug der in London lebende Violinist Bar Markovich zwei Musikstücke vor. Anschließend dankte Elke Büdenbender Sarah Goodman: »Es ist atemberaubend, Ihre Geschichte zu hören.« Sie bat Goodman, mit ihrer Familie nach Deutschland zu kommen, um jungen Menschen zu erzählen, was ihnen geschehen ist. Büdenbender würdigte zudem den Mut von Goodmans Eltern.

Auch Susanne Wasum-Rainer stellte den Mut Goodmans und ihrer Eltern heraus. Die Veranstaltung zeige, wie die Erinnerung gewahrt werden könne, sagte die deutsche Botschafterin in Israel. Sie betonte die Verpflichtung, gegen jeden Antisemitismus und Hass zu kämpfen.

»Ich bin stolz, dass wir heute zusammenkommen können, um zu gedenken«, sagte Jeremy Issacharoff. Er betonte den Stellenwert von Gesprächen mit Überlebenden. Er habe wirklich das Gefühl, dass dies kein Abend wie jeder andere sei, sagte der Botschafter Israels in Deutschland.

Gaza-Krieg

Israelische Außenministerium reagiert auf massive Kritik von Großbritannien

»Das britische Mandat (für Palästina) endete vor genau 77 Jahren. Externer Druck wird Israel nicht von seinem Weg abbringen, seine Existenz und Sicherheit gegen Feinde zu verteidigen, die seine Vernichtung anstreben«, betont das Außenministerium

 20.05.2025

Berlin

Statistik: Antisemitische Vorfälle in der Hauptstadt verdoppelt

Antisemitische Botschaften online wie offline sind gewaltvoller und enthemmter geworden

 20.05.2025

Berlin

Treiber Israelhass

Schon die erste Kriminalitätsstatistik, die Innenminister Dobrindt (CSU) vorstellt, zeigt, dass er ein schwieriges Amt übernommen hat. Bei Straftaten mit politischem Hintergrund gibt es eine alarmierende Entwicklung

von Anne-Béatrice Clasmann  20.05.2025

Erfurt

Antisemitismus-Beschluss: Thüringer Linke geht auf Distanz zur Bundespartei

Der Erfurter Co-Parteichef Christian Schaft hält den Antisemitismus-Beschluss der Bundespartei für fatal und fordert eine kritische Auseinandersetzung

 20.05.2025

Israel

Deutscher Tourist in Tel Aviv festgenommen

Die Hintergründe

 19.05.2025

NS-Raubkunst

Doch keine Einsicht

Noch vor kurzem versprach Bayerns Kunstminister Markus Blume »Transparenz und Tempo«. Jetzt verweigert er den Erben des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim die Akteneinsicht

von Michael Thaidigsmann  19.05.2025

ESC

Israel im Visier: Debatte um Publikumsvoting bei ESC entbrannt

Eine Musikshow wird zur Staatsaffäre: In Spanien schlagen die Wellen nach dem ESC-Finale hoch. Es geht unter anderem um das Publikumsvoting. Fragen kommen aber auch aus einem anderen Land

von Marek Majewsky  19.05.2025

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  19.05.2025

Berlin

Hologramme gegen Judenhass

Nach den Massakern und Geiselnahmen der Hamas in Israel organisierte Nicolai Schwarzer eine Solidaritätsdemo für jüdisches Leben. Nun startet der Unternehmer sein nächstes Projekt

von Verena Schmitt-Roschmann  19.05.2025