Berlin

»Ich bin entsetzt«

Wegen Beteiligung am Mord zweier jüdischer Studenten rechtskräftig verurteilt: Rasmea Odeh (M.) Foto: dpa

In Berlin-Kreuzberg soll am Freitag dieser Woche eine Veranstaltung mit Rasmea Odeh stattfinden, einer Jordanierin, der Mitgliedschaft in der »Volksfront zur Befreiung Palästinas« (PFLP) nachgesagt wird und die 1970 wegen Beteiligung am Mord zweier jüdischer Studenten rechtskräftig verurteilt wurde.

Nach Angaben des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) haben das PFLP-nahe Netzwerk »Samidoun« und die »Palästinensische Jugendbewegung« eingeladen. Auch die Berliner Gruppe der antiisraelischen BDS-Bewegung soll zu den Einladenden gehören.

»Die Behörden müssen alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um solche Auftritte zu unterbinden«, fordert Josef Schuster.

KAMPF Odeh soll in der Kreuzberger Dersim-Kulturgemeinde zu dem Thema »Palästinensische Frauen im Befreiungskampf« sprechen. Angekündigt wird Odeh als »befreite palästinensische weibliche Gefangene aus dem besetzten Palästina«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

ENTSETZEN »Ich bin entsetzt, dass eine verurteilte palästinensische Terroristin, die Israelis getötet und verletzt hat, in Berlin auftreten darf. In Zeiten eines wachsenden Antisemitismus sollten die Behörden alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um solche Auftritte zu unterbinden«, betonte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, im Gespräch mit der Berliner Tageszeitung »taz« (Ausgabe vom Donnerstag).

»Bei solchen Veranstaltungen werden die Besucher in ihrem Hass auf Israel und auf Juden allgemein bestärkt und aufgestachelt. Das darf in einem Rechtsstaat nicht toleriert werden«, so Schuster weiter.

Die verurteilte Terroristin Rasmea Odeh soll am Freitag in der Kreuzberger Dersim-Kulturgemeinde sprechen.

Das Jüdische Forum kritisiert die geplante Veranstaltung ebenfalls. Die Vorsitzende des JFDA, Lala Süsskind, sagte: »Es ist unerträglich, dass hier in Berlin eine palästinensische Terroristin für ihren mörderischen Kampf gegen Israel und die Juden als Freiheitskämpferin verklärt und gefeiert werden soll.« Süsskind fordert von der Berliner Politik, »dieser schamlosen Glorifizierung einer antisemitischen Mörderin Einhalt zu gebieten«.

AJC BERLIN Scharfe Kritik kommt auch vom American Jewish Committee (AJC) Berlin. »Dass eine verurteilte palästinensische Terroristin der PFLP ohne Probleme in die EU und nach Deutschland einreisen kann, ist höchst problematisch. Wir hoffen, dass die Berliner Behörden alle Rechtsmittel ausschöpfen, um diese Werbeveranstaltung für den Terror gegen israelische Bürger zu unterbinden«, sagte AJC-Direktorin Deidre Berger.

Die israelische Botschaft in Berlin zeigte sich schockiert über die Veranstaltung.

»Es verwundert uns nicht, dass der Berliner Ableger der BDS-Kampagne eine öffentliche Veranstaltung mit organisiert«, so Berger weiter. »Ganz im Gegenteil unterstreicht es erneut, dass die gegen Israel gerichtete Boykottbewegung keine harmlose Friedensinitiative ist, sondern ein Hort antisemitischer Aktivisten, die sich nicht scheuen, mit Terroristen zu kooperieren, die den jüdischen Staat zerstören wollen. Wir fordern, dass die PFLP in Deutschland endlich verboten wird.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die israelische Botschaft in Berlin zeigte sich schockiert über die Veranstaltung. »Wir sind sicher, dass die deutsche Gesellschaft hier eine rote Linie zieht und sich der Anstiftung zu Hass und der Glorifizierung von Gewalt entschieden entgegenstellt«, so Botschafter Jeremy Issacharoff.

Berlins Regierender Bürgermeister verurteilt die Veranstaltung ebenfalls.

Der israelische Minister für öffentliche Sicherheit und strategische Angelegenheiten, Gilad Erdan, sagte auf Anfrage zu der Veranstaltung: »Wir werden weiterhin das wahre Gesicht der BDS-Organisationen entlarven und uns für einen Stopp der BDS-Förderung einsetzen«, so der israelische Politiker. »Erst kürzlich habe ich mich an meine Amtskollegen in Europa mit der Bitte gewandt, dem Betrug der BDS-Organisationen ein Ende zu setzen und ihre Aktivitäten – die finanzielle Förderung eingeschlossen – endgültig einzustellen.«

Der Regierende Bürgermeister Berlins, Michael Müller (SPD), verurteilte die Veranstaltung ebenfalls. Erst in dieser Woche habe Berlin als erstes Bundesland ein Konzept verabschiedet, um wirksamer gegen Judenhass und die wachsende Zahl von Übergriffen auf Juden vorzugehen, sagte Müller. »Umso mehr erscheint die Veranstaltung als politische Provokation.« Er rief den Bund dazu auf, ein mögliches Verbot der Veranstaltung zu prüfen; ein entsprechender Vorstoß sei nicht in der Handhabe des Landes.

Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, sagte dem Sender Fox News: »Einer palästinensischen Terroristin, die wegen Mordes, Terrorismus und Einwanderungsbetrugs verurteilt wurde, eine öffentliche Rolle zuzuweisen, legitimiert den Antisemitismus zu einer Zeit, in der wir ihn verurteilen sollten.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

HASSPREDIGERIN Der Grünen-Politiker Volker Beck sagte zu dem geplanten Auftritt der arabischen Terroristin: »Warum ist eine verurteilte Terroristin wie Rasmea Odeh nicht zur Einreise im Schengeninformationssystem SiS gesperrt? Wozu hat man 2005 ins Aufenthaltsgesetz das Hasspredigen als Einreisehindernis benannt, wenn diese Gesetze dann doch nicht angewandt werden?«  ja

Informationen zur Demonstration gegen den Vortrag:

https://www.facebook.com/events/868476320150274/

Gericht

AfD rechtsextrem? Verfassungsschutz gibt Stillhaltezusage ab

Damit können die Verfassungsschützer die AfD nicht beobachten, bis das Verwaltungsgericht Köln ein Urteil gefällt hat

 08.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, weil der Gegner ohne Anstand, Ehre und Verantwortungsbewusstsein kämpft

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Umfrage

80 Jahre Kriegsende – Jeder fünfte Deutsche will mehr Gedenken

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht. Der Zweite Weltkrieg war vorüber. In Berlin und anderswo erinnern die Menschen an die Millionen Opfer. Jüdische Vertreter würdigen die Erinnerungskultur - und warnen zugleich

von Leticia Witte  08.05.2025

Debatte

Schuster: AfD-Regierung wäre für Juden das Signal zur Auswanderung

Die hohen Zustimmungswerte der AfD machen gerade Juden besorgt. Zentralratspräsident Josef Schuster erinnert an die 1930er Jahre: Auch in der NS-Zeit hätten viele Juden lange nicht für möglich gehalten, was dann folgte

von Christoph Schmidt  07.05.2025

Globaler Antisemitismus

J7 beklagen Staatsversagen beim Kampf gegen Judenhass

Ziele sind Einrichtungen wie Synagogen und Schulen - aber auch Menschen. Ein Bericht zeigt erschreckende Zahlen zu Antisemitismus in Deutschland, den USA, Argentinien, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Australien

von Leticia Witte  07.05.2025

Berlin

Weimer: Antisemitismus in der Kultur als erstes großes Thema

Der neue Staatsminister für Kultur und Medien will an seinem ersten Tag ein Zeichen setzen - und empfängt gleich einen besonderen Gast

 07.05.2025

Urteil

Klage von jüdischem Erben gegen Sparkasse Hagen bleibt erfolglos

Der Großvater des Klägers hatte den Angaben zufolge 1932 ein Konto bei der Sparkasse in Hagen eröffnet und darauf Geld eingezahlt. Später floh er mit seiner Ehefrau in die Schweiz

 07.05.2025