Meinung

Holocaust als Requisite

Michael Wuliger Foto: Marco Limberg

Kampfhundbesitzer wollen bei einer Demo gegen den Maulkorbzwang ihren Kötern »Judensterne« umhängen. Der Kölner Kardinal Meisner spricht von Abtreibung als »Babyholocaust«. Eine unzufriedene Siemens-Managerin fühlt sich gemobbt und »schlimmer behandelt als Juden im 3. Reich«. Sag’ keiner, die Deutschen hätten nicht gelernt aus der Geschichte.

Das gilt erst recht für unsere »TheatermacherInnen und Kulturschaffenden«. 80 von denen, darunter so illustre Namen wie Claus Peymann, Sasha Waltz und Kurt Krömer, haben vorige Woche einen Offenen Brief an den Bundestag, das Europaparlament und das Berliner Abgeordnetenhaus geschrieben und »mit Scham, Empörung und Entsetzen« die Situation in einer besetzten Grundschule in Berlin-Kreuzberg kommentiert. Dort haben sich illegal eingereiste Flüchtlinge seit Monaten verschanzt, um außerhalb des Instanzenwegs ein Aufenthaltsrecht in Deutschland zu erzwingen, mit drastischen Methoden bis hin zu Selbstmorddrohungen.

dilemma Sich auf die Seite von Menschen zu stellen, die vor Krieg und Not in Länder flüchten, wo sie sich bessere Lebensbedingungen erhoffen, ist ehrenwert. Ebenso wie es legitim ist, darauf zu verweisen, dass diese Flüchtlingsströme die Zielländer oft überfordern. Das ist ein moralisches Dilemma. Doch darauf lassen die »TheatermacherInnen und Kulturschaffenden« sich nicht ein. Stattdessen argumentieren sie unter anderem damit, dass dieses Land »6 Millionen Juden vernichtet hat«. Das ist hier nicht nur sachlich völlig fehl am Platz. Der Verweis ist angesichts der Dimension des Völkermords auch dreist. Peymann, Waltz et al. instrumentalisieren die Schoa für ihre Selbstinszenierung als moralische Instanzen.

Wahrscheinlich ist das nicht einmal böse gemeint. Im Gegenteil: Die »TheatermacherInnen und Kulturschaffenden« handeln besten Gewissens – und komplett gedankenlos. Dafür gibt es ein Wort: Schamlosigkeit.

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025