Proteste

Hass auf dem Hermannplatz

Protest am 18. April auf dem Hermannplatz
Protest am 18. April auf dem Hermannplatz Foto: RechercheNetzwerk.Berlin

In Berlin ist es bei israelfeindlichen Demonstrationen zu zahlreichen antisemitischen Zwischenfällen und Gewaltausbrüchen gekommen. Rund um den sogenannten Tag der palästinensischen politischen Gefangenen am 17. April und vor dem Hintergrund der Ausschreitungen auf dem Jerusalemer Tempelberg sowie der islamistischen Terrorwelle in Israel fanden in ganz Deutschland Demonstrationen statt. Die größten Kundgebungen gab es in der Hauptstadt.

Der Journalist und Demonstrationsbeobachter des Vereins »Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus«, Levi Salomon, beschreibt gegenüber der Jüdischen Allgemeinen die Stimmung auf den Protesten, die zwischen dem 16. und 24. April mit mehreren Hundert Teilnehmern schwerpunkmäßig im Berliner Bezirk Neukölln stattfanden, als »äußerst aggressiv«. Er stellte auf den Kundgebungen »eine Enthemmung in Bezug auf Antisemitismus und Israelhass« fest.

Beobachter wurden als »Zionistenpresse« und »Drecksjuden« diffamiert.

Neben antisemitischen Parolen wie »Kindermörder Israel« und Transparenten, auf denen dem jüdischen Staat indirekt das Existenzrecht abgesprochen wurde, gab es auf den Protestzügen auch Gewalt gegen Polizisten und Journalisten. Beobachter wurden als »Zionistenpresse« und »Drecksjuden« diffamiert. Die Polizei teilte mit, dass mehrere Ermittlungsverfahren wegen Landfriedenbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Volksverhetzung eingeleitet worden seien.

»Palästina spricht« Zu den Protesten aufgerufen hatten neben einer Gruppe namens »Palästina spricht« auch die Gruppierung »Samidoun«, die vom israelischen Staat als Terrororganisation angesehen wird. Es gelte, »genau hinzusehen, wer solche Kundgebungen anmeldet und organisiert«, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Und Uwe Becker, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, forderte ein künftiges »Verbot anti-israelischer Demonstrationen«.

Von vielen Politikern wurden die antisemitischen Proteste verurteilt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf Twitter: »Für Judenfeindlichkeit gibt es in unserer Gesellschaft keinen Platz.« Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) ließ wissen, dass Straftaten im Rahmen der Proteste mit voller Härte verfolgt würden.

Über den Umgang der Behörden mit den antisemitischen Protesten gab es auch Kritik. Kai Wegner, Landesvorsitzender der CDU Berlin, sieht eine besorgniserregende »Häufung solcher Geschehnisse in jüngster Zeit«, der Rechtsstaat müsse »mit aller Konsequenz durchgreifen«. Auch Levi Salomon hätte sich gewünscht, dass die Polizei bei eindeutig antisemitischen Vorfällen energischer eingeschritten wäre.

flaggen Der Generalsekretär der Bundes-CDU, Mario Czaja, empörte sich zudem darüber, dass auch zwei Tage nach den Protesten noch Flaggen und Slogans der Demonstranten auf dem zentralen Hermannplatz zu sehen waren. Das sei »ein verheerendes und trauriges Zeichen«, sagte er gegenüber der Jüdischen Allgemeinen.

Auf Anfrage entgegnete Martin Hikel (SPD), Bezirksbürgermeister von Neukölln, daraufhin am Dienstag, er habe die Entfernung der Symbole bereits persönlich initiiert. Er versicherte: »Das Bezirksamt Neukölln steht an der Seite aller Jüdinnen und Juden«. Dennoch hätten die Proteste der vergangenen Tage gezeigt, »dass unsere Bemühungen noch lange nicht ausreichen«.

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025