27. Januar

Guterres nennt Unwissen über Schoa »beunruhigend«

Antonio Guterres (hier 2018 bei seiner Rede in der Park East Synagogue zum Gedenken an die Opfer des Massakers in Pittsburgh) fordert größere Anstrengungen im Kampf gegen Antisemitismus. Foto: imago/ZUMA Press

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat anlässlich einer von der New Yorker Park East Synagogue ausgerichteten virtuellen Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar mehr Anstrengungen gefordert, um Wissenslücken über den Massenmord an sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten zu schließen.

Gerade unter den Jüngeren sei das ein großes Problem, sagte der Portugiese. »Unsere Antwort auf Unwissenheit muss Bildung sein«, so Guterres. »Regierungen überall auf der Welt haben die Verantwortung, über die Schrecken des Holocaust aufzuklären.«

ANGST Weltweit zögerten junge Juden, sich in der Öffentlichkeit mit einer Kippa auf dem Kopf zu zeigen, »aus Angst, angegriffen zu werden«. Guterres warnte auch vor »äußerst beunruhigenden Versuche, den Holocaust zu leugnen, zu verzerren oder zu verharmlosen«, insbesondere im Internet, und vor antisemitischen Verschwörungserzählungen unter Impfskeptikern und Coronaleugnern.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Er lobte die Verabschiedung einer von Israel und Deutschland entworfenen Resolution durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen vergangene Woche, in der die Leugnung der Schoa verurteilt wird und alle aufgefordert werden, »aktive Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus und der Leugnung oder Verzerrung des Holocaust zu ergreifen«.

Während der Gedenkfeier sprach neben Guterres auch Arthur Schneier, Gründer und Senior Rabbi der Park East Synagogue. Der 91-Jährige gebürtige Österreicher hatte in seiner Heimatstadt Wien die Novemberpogrome 1938 selbst miterlebt. Zahlreiche seiner Angehörigen wurden später in Auschwitz ermordet.

ANGRIFFE Schneier sagte, »Hassprediger« hätten es immer auf Gotteshäuser abgesehen. Er verwies auf den Geiselnehmer von Colleyville, der vor knapp zwei Wochen während eines Schabbat-Gottesdienstes in die dortige Synagoge eingedrungen war und vier Personen zehn Stunden lang als Geiseln genommen hatte.

Seine Hoffnungen und Träume, dass kein anderes Volk die an den Juden verübten Gräueltaten erleiden müsse, seien »durch anhaltenden Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, alle Formen von Hass und Holocaust-Leugnung zunichte gemacht worden.« Dabei gab er auch den Betreibern sozialer Netzwerke eine Mitschuld.  Diese würden Verschwörungstheorien zusätzlich befeuern.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch über das Tragen von gelben Sternen bei Corona-Demonstrationen fand der Rabbiner deutliche Worte: Er sei in der Zeit des Nationalsozialismus gezwungen wurden, den sogenannten »Judenstern« zu tragen. Damit seien er und andere Juden für »Entmenschlichung und Tod markiert« worden. »Für jeden, der nach 1945 einen gelben Stern trägt, ist das nicht Ignoranz, sondern ein Zeichen von bösartigem Hass«, erklärte Schneier. Dem könne man nur mit Liebe und Bildung Einhalt gebieten, fügte er hinzu.

VIRTUELLE ZEREMONIE Die seit 2005 stattfindende Veranstaltung der Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust findet dieses Jahr coronabedingt virtuell statt. Sie wird am Donnerstag um 17 Uhr deutscher Zeit per Livestream übertragen.

Unter dem Motto »Erinnerung, Würde und Gerechtigkeit« soll damit das »unerschütterliche Engagement der Vereinten Nationen für die Förderung der Menschenrechte, die Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus und die Verhinderung künftiger Genozide« zum Ausdruck gebracht werden, heißt es in einer Pressemitteilung.

Der Holocaust-Forscher und Philosoph Professor John K. Roth wird in diesem Jahr die Hauptrede halten. Teilnehmen an der Zeremonie sollen auch Schoa-Überlebende aus Israel, Kanada, Südafrika und den USA. mth

Sachsen

Gedenken an Opfer der Todesmärsche 1945

Ein Zeichen für Demokratie, Frieden und Menschlichkeit wird so gesetzt

 18.04.2024

US-Repräsentantenhaus

»From the river to the sea« als antisemitisch verurteilt

Die Parole ruft zur Vernichtung Israels auf, heißt es in der Begründung

 18.04.2024

Berlin

Frau beleidigt und verletzt

Der Täter soll ein judenfeindliches Lied gesungen haben

 18.04.2024

Capri

Baerbock: Iran muss weiter isoliert werden

»Zugleich darf es zu keiner weiteren Eskalation kommen«, sagt die Außenministerin

 18.04.2024

Kunstbiennale

Yael Bartana: »Wir haben so viel zerstört«

»Es ist eine messianische Zeit, in der wir leben«, so die israelische Künstlerin

 18.04.2024

Brandenburg

Keine Einigung auf Antisemitismusbeauftragten

Nun sollen sich die jüdischen Verbände auf Personalvorschläge einigen

 18.04.2024

Internet

Antisemitismus im Netz: Forscher sehen »riesige Dunkelziffer«

Aber in kodierter Sprache ist Judenhass in Online-Kommentarspalten weit verbreitet

 18.04.2024

USA

Google feuert 28 Mitarbeiter wegen antisemitischer Proteste

Die Mitarbeiter hatten Büros besetzt und Kollegen an der Arbeit gehindert

von Nils Kottmann  18.04.2024

Thüringen

Prozess gegen Höcke: Protest vor Justizgebäude

Hunderte Demonstrierten gegen den Chef der rechtsextremistischen AfD

 18.04.2024