Meinung

Ghettorenten: Zahlen! Jetzt!

Der Bundestag erledigt letzte Aufräumarbeiten, der Wahlkampf für die nächste Legislaturperiode kann beginnen. Doch was nach geregeltem Betrieb in einer Demokratie klingt, weist etwas auf, das weit mehr ist als ein Schönheitsfehler: Alle Bemühungen, den noch lebenden früheren Ghettoarbeitern endlich die ihnen zustehenden Renten mit der im Gesetz formulierten Rückwirkung auszuzahlen, sind erst einmal auf Eis gelegt.

Entsprechende Anträge von SPD, Grünen und Linken waren jüngst von der Regierungskoalition abgeschmettert worden, und die Versuche etwa seitens der Claims Conference, des Zentralrats der Juden und des Bundesverbands Information & Beratung für NS-Verfolgte, für die hochbetagten Rentner wenigstens ein bisschen zu retten, sind gescheitert. Derzeit versucht der Bundesverband noch, auf dem Weg einer Online-Petition das Thema wieder auf die politische Agenda zu setzen, und mit Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat sich sogar ein Kabinettsmitglied für eine deutliche Nachbesserung ausgesprochen.

kräfteverhältnisse So verdienstvoll das Engagement ist, man muss doch konstatieren, dass nicht nur bis zur Bundestagswahl im September keine Bewegung mehr in die Sache kommt, sondern auch darüber hinaus. Denn im Falle einer Bestätigung der bisherigen Kräfteverhältnisse ist auch von einer neuen Abstimmung im Bundestag nichts zu erwarten. Und im Falle eines rot-grünen Wahlsieges nähme sich eine neue Regierung erst etliche andere Projekte vor. Kurz gesagt: Mehr als ein Jahr wurde verloren, und wenn nicht ganz schnell etwas passiert, geht noch mehr verloren – die Überlebenden der Ghettoarbeit sterben langsam weg.

Zu sagen, hier wirke der brutale Wille gefühlloser Haushaltspolitiker, die bloß darauf warteten, dass Rentenberechtigte endlich sterben, wäre falsch. Vielmehr zeigt sich, dass alle Menschen, die sich mit dem schwierigen Thema beschäftigen – zuletzt Sabine Leutheusser-Schnarrenberger –, auf sofortiges Handeln drängen. Doch der Rest, die Mehrheit sowohl im Parlament wie in der Öffentlichkeit, nimmt gar nicht zur Kenntnis, wie groß der Druck ist, dass Menschen, die in von den Nazis errichteten Ghettos gearbeitet hatten – wofür fast in allen Fällen auch Sozialabgaben entrichtet wurden –, immer noch nicht die ihnen zustehende Rente erhalten.

Be'eri

Nach dem 7. Oktober

Daniel Neumann hat den Kibbuz Be’eri besucht und fragt sich, wie es nach all dem Hass und Horror weitergehen kann. Er weiß, wenn überhaupt, dann nur in Israel

von Daniel Neumann  31.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  31.12.2025

Deutschland

Bildungszentrum von Yad Vashem soll Leerstelle füllen

Das in Deutschland geplante Bildungszentrum der Gedenkstätte Yad Vashem soll ein größeres Bild in den Dialog der Erinnerungskultur bringen

 31.12.2025

Rohstoffe

Wandel durch Handel

Der Erdgasdeal zwischen Israel und Ägypten hat auch eine sicherheitspolitische Dimension

von Sabine Brandes  31.12.2025

Arlington (Virginia)

USA genehmigen Milliardenauftrag: Neue F-15-Kampfjets für Israel

Der Vertrag umfasst die Entwicklung, Integration, Erprobung, Produktion und Lieferung von zunächst 25 neuen Maschinen

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Meinung

Für mich heißt Neujahr Nowy God

Das Neujahrsfest hat mit dem Judentum eigentlich nichts zu tun. Trotzdem habe ich warme Erinnerungen an diesen Feiertag

von Jan Feldmann  30.12.2025

London

Vorwurf gegen Facebook: Beiträge feiern Mord an Juden und bleiben online

»Die Beiträge, die den Anschlag von Bondi feiern, sind schlicht widerwärtig«, sagt Dave Rich von der jüdischen Organisation CST in England

 30.12.2025

Berlin

Tagung »Digitale Horizonte«: Wie sich Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter wandelt

Wie verändert die Digitalisierung das kollektive Erinnern? Welche Chancen eröffnen neue Technologien – und wo liegen ihre Grenzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Konferenz

 30.12.2025