Einspruch

Geschlossene Gesellschaft

Nathan Gelbart Foto: pr

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat eine neue Wahlordnung verabschiedet, die signifikant die Kandidatur für neue Kandidaten erschwert. So dürfen Mitglieder ab dem 70. Lebensalter sowie Mandatsträger bei diversen anderen jüdischen Organisationen wie zum Beispiel Makkabi, Lauder oder Chabad nicht mehr für die Repräsentantenversammlung der Gemeinde kandidieren.

Bewerber haben nur noch zwölf Tage ab Bekanntgabe der Wahl Zeit, ihre Kandidatur einzureichen. Es sind 65 schriftliche Befürworter zu besorgen, ferner ein polizeiliches Führungszeugnis sowie eine amtliche Meldebestätigung. Eine in dieser kurzen Frist faktisch nicht zu bewältigende Aufgabe.

Das urdemokratische und allseits übliche Prinzip der persönlichen Stimmabgabe wurde abgeschafft.

Nicht betroffen von diesen Einschränkungen ist hingegen das Touro College Berlin. Auch aktuell bereits amtierende Repräsentanten dürfen, auch wenn sie älter als 70 Jahre alt sind, dennoch zur neuen Wahlrunde antreten. Der Ausschluss von Aktiven in jüdischen Vereinen durch die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist deutschlandweit einzigartig und dürfte, wie auch die Altersbeschränkung, einer rechtlichen Prüfung kaum standhalten.

Das urdemokratische und allseits übliche Prinzip der persönlichen Stimmabgabe wurde abgeschafft. Die Abgabe des vom Wähler nachweislich selbst ausgefüllten und in die Wahlurne einzuwerfenden Wahlzettels soll nunmehr ausschließlich durch eine Briefwahl ersetzt werden. Eine bislang für Kranke und Gebrechliche vorgesehene Ausnahme wurde zum Grundprinzip erklärt.

Der Ausschluss von Aktiven in jüdischen Vereinen durch die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist deutschlandweit einzigartig und dürfte einer rechtlichen Prüfung kaum standhalten.

Ehemalige Mitarbeiter der Gemeinde dürfen zwei Amtsperioden, also zwölf Jahre lang, ebenfalls nicht als Repräsentanten kandidieren. Eine Einschränkung, die in anderen Gremien derselben Gemeinde, insbesondere für die Mitglieder des Schiedsausschusses, nicht vorgesehen ist. Personelle Kontinuität ist in jedem Führungsgremium wichtig. Doch hierbei sind die Wähler angemessen, persönlich und fair zu beteiligen. Es ist fraglich, ob die neue Wahlordnung diesen Anforderungen gerecht wird.

Der Autor ist Anwalt und lebt in Berlin.

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025