Berlin

Skandal im Bundestag: Geisel-Angehörige müssen T-Shirts ausziehen

Foto: picture alliance/dpa

Ausgerechnet Familienmitglieder von Geiseln, die seit mehr als 100 Tagen von Terroristen in Gaza festgehalten werden, hatten Probleme, in den Bundestag zu kommen. Das Sicherheitspersonal ließ sie zunächst nicht herein, obwohl die Besucher einen Termin mit CDU-Chef Friedrich Merz hatten. Dies geht aus Berichten in »Welt« und »Bild« hervor.

Da die Israelis T-Shirts mit Bildern von Geiseln und der Aufschrift »Bring them home!« trugen, sowie Buttons mit derselben Forderung, verwehrte ihnen das Sicherheitspersonal den Zutritt. Das Ergebnis des Problems: Der Termin mit Merz, in dem es um die Bemühungen um eine Freilassung ging, musste von 30 auf fünf Minuten zusammengestrichen werden.

Gegenüber »Bild« erklärte Jürgen Hardt, der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion: »Es war erniedrigend für die Angehörigen der israelischen Geiseln.« Sie hätten die T-Shirts ausziehen oder umdrehen müssen, um ins Gebäude gelassen zu werden.

»Verzweifelte Hilferufe«

Für die Besucher, zu denen auch eine überlebende Geisel gehört habe, sei die Situation verstören gewesen, so Hardt. Das Büro von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sei nicht in der Lage gewesen, den »völlig überforderten Kräften an der Pforte auch nur eine Weisung zu erteilen«, sagte Hardt dem Blatt. »Verzweifelte Hilferufe für eigene Verwandte in Todesgefahr sind keine politischen Botschaften, sondern Grundrechte.«

Der Vorfall dürfte für den Deutschen Bundestag unangenehm sein, vor allem nach dem das Parlament sich einstimmig solidarisch mit Israel erklärt hatte. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hatte nach den Massakern der Hamas, in einer Debatte betont, dass die »historische Verantwortung Deutschlands für den Holocaust« sich in konkretem Handeln zeigen müsse. Die Abweisung israelischer Geisel-Angehöriger an einem Gebäude, das eng mit der Herrschaft der Nationalsozialisten verknüpft ist, dürfte damit nicht gemeint gewesen sein.

Der Bundestag reagierte. Laut einer Sprecherin gab es »in Hinblick auf die Zugangs- und Verhaltensregeln des Hauses Rückfragen und einen Abstimmungsbedarf innerhalb des zuständigen Referates«. Eine »inhaltliche Bewertung durch die Beschäftigten am Eingang oder der Sicherheitsstrecke« sei nicht erfolgt. Zudem sei niemand abgewiesen worden. ja

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  04.05.2025

Brandenburg

1200 Menschen gedenken der Befreiung des KZ Ravensbrück

28.000 Menschen wurden in dem Konzentrationslager während der Schoa getötet

 04.05.2025

Umfrage

48 Prozent der Deutschen für AfD-Verbot

61 Prozent der Befragten halten die Partei außerdem für rechtsextrem

 04.05.2025

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Interview

»Deutschlands Vorbildrolle steht radikal infrage«

Oliver von Wrochem über 80 Jahre Kriegsende, eine stärker werdende AfD und NS-Gedenkstätten als gesellschaftspolitische Akteure

von Sebastian Beer  02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Was bedeutet die neue Einstufung für die AfD?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schritt des Verfassungsschutzes, die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen

von Anne-Beatrice Clasmann  02.05.2025