Interview

»Für jedes jüdische Kind«

Ronald S. Lauder über jüdische Bildung und das 25-jährige Bestehen seiner Stiftung

von Detlef David Kauschke  23.10.2012 08:15 Uhr

Ronald S. Lauder Foto: Gregor Zielke

Ronald S. Lauder über jüdische Bildung und das 25-jährige Bestehen seiner Stiftung

von Detlef David Kauschke  23.10.2012 08:15 Uhr

Herr Lauder, die von Ihnen gegründete Ronald S. Lauder Foundation besteht jetzt 25 Jahre. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Wir haben mit unserer Arbeit mehr als 35.000 Kinder in Dutzenden von Gemeinden in 17 Ländern erreicht. Derzeit werden jedes Jahr etwa 3000 Kinder in unseren Kindergärten, Schulen, Ferienlagern und Hochschulen unterrichtet. Hunderte von jüdischen Familien wurden von jungen Menschen gegründet, die sich bei unseren Programmen kennengelernt haben und jetzt ihre eigenen Kinder an unseren Kindergärten und Schulen anmelden. Die jüdische Bildung vieler Führungspersonen, sowohl der beruflich als auch der ehrenamtlich tätigen, wurde geprägt. Aus professioneller und geschäftlicher Sicht ist unsere Bilanz damit voll und ganz zufriedenstellend. Aus spiritueller Sicht ist sie nicht zu beziffern.

Was gab damals den Ausschlag, diese Stiftung ins Leben zu rufen?
Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich das Potenzial erkannt. In den späten 80er-Jahren haben die meisten Menschen in Nordamerika und Westeuropa nicht daran geglaubt, dass jüdisches Leben hinter dem Eisernen Vorhang jemals wieder eine Zukunft haben würde. Sie meinten, dies sei Geschichte und die dort lebenden Juden seien nur die letzten Überbleibsel. Dem habe ich widersprochen. Ich entschloss mich, den Juden in diesen Ländern zu helfen, ihren Kindern die jüdische Bildung zu bieten, die den Eltern verwehrt wurde. Den Eisernen Vorhang gibt es heute nicht mehr, und die Möglichkeit einer jüdischen Zukunft wurde Zehntausenden zurückgegeben.

Das Jubiläum wird in dieser Woche in Berlin begangen. Ist die Stadt wieder eine Art Zentrum jüdischen Lebens geworden?
Berlin ist sicherlich eines der wichtigsten jüdischen Zentren im heutigen Europa, unter anderem wegen der großen Anzahl von Juden in Berlin und in Deutschland überhaupt. Zusammen mit Wien, Budapest und Moskau ist Berlin der Ort, in den wir am meisten investiert haben. Außerdem wurde vor zwei Jahren der Hauptsitz der Foundation nach Berlin verlegt. Dies beweist, wie wichtig uns die Stadt ist.

Sie haben kürzlich davor gewarnt, dass Freiheit und Toleranz in Deutschland gefährdet sein könnten. Beeinflusst die aktuelle Situation die Arbeit der Stiftung?
Wir bleiben zuversichtlich, dass Deutschland und seine Bürger die Probleme der letzten Monate angehen. Es gibt daher keine Änderungen unserer Pläne für die Zukunft.

Welche Zukunftspläne hat die Stiftung?
Wir werden weiterhin Dinge vollbringen, die andere für unmöglich gehalten haben. Unser nächstes Ziel ist es, unseren Einflussbereich regional zu erweitern: Die Schulen, die wir in den Hauptstädten Mitteleuropas eröffnet haben, sollen durch den Einsatz innovativer Technologien und neuer Medien zu Bildungsanbietern für Kinder im ganzen Land werden. Jedes jüdische Kind verdient eine jüdische Erziehung, egal wo es lebt. Wir werden alle zur Verfügung stehenden Mittel dafür nutzen, dies zu ermöglichen.

Die Fragen an den Gründer der Ronald S. Lauder Foundation stellte Detlef David Kauschke.

Comedian

Antisemitismusbeauftragter: Hamburg sollte Auftritte von Nizar absagen

Der Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel hat die geplanten Auftritte des Comedians Nizar Akremi kritisiert

von Carola Große-Wilde  13.09.2024

Umfrage

Umfrage zur Wahl in Brandenburg: AfD liegt deutlich vorn

Wird die rechtsextreme Partei wie in Thüringen die stärkste Kraft?

von Stefan Heinemeyer  13.09.2024

Islamisches Zentrum Hamburg

Deutschland ist Top-Islamisten los

Mohammad Hadi Mofatteh gilt als Stellvertreter des Ayatollah in Deutschland

 12.09.2024

Kultur

Der »King of Klezmer« ist jetzt Deutscher

Er wolle mit diesem symbolischen Akt auch für mehr Völkerverständigung werben, so Feidman

von Leticia Witte  12.09.2024

Fürstenwalde

Brandenburgs Innenminister verbietet Islamisches Zentrum

Das Zentrum sei dem Spektrum der Muslimbruderschaft und der Hamas zuzuordnen

 12.09.2024

Islamismus

Damit es aufhört

Der antisemitische Anschlag von München zeigt einmal mehr, wie stark Juden im Visier sind. Die Politik muss endlich eine wirksame Strategie gegen den Terror entwickeln

von Eren Güvercin  12.09.2024

Meinung

Ich sehe in Deutschland immer öfter, wovor ich aus dem Iran geflohen bin

Nach dem Anschlag von München fragt sich unsere Autorin, ob sie ihre Kinder noch schützen kann

von Shahrzad Eden Osterer  11.09.2024

Frankfurt am Main

Gericht lehnt Eilantrag gegen Rüstungsexporte nach Israel ab

Fünf Palästinenser wollten Waffenlieferungen verhindern

 11.09.2024

Meinung

Baerbocks Bilanz

Viel Täter-Opfer-Umkehr und wenig Verständnis für Israels berechtigte Sicherheitsinteressen: Auf solche selbst ernannten Freunde des jüdischen Staates wie Außenministerin Annalena Baerbock kann Israel getrost verzichten

von Philipp Peyman Engel  11.09.2024