Bayern

Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus gestiftet

Fritz Neuland sel. A. .

Bayern

Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus gestiftet

Ausgelobt hat den Preis der Münchner Michael Frederic Fischbaum

von Barbara Just  01.07.2024 18:05 Uhr

Für besonderes Engagement gegen Antisemitismus ist am Montag in München der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis ins Leben gerufen worden. Die Auszeichnung soll künftig einmal jährlich an zwei Juristen oder Angehörige von Polizei und Justiz vergeben werden, die »mehr tun als ihre bloße Pflicht«, wie das bayerische Justizministerium mitteilte. Sie ist mit je 7.500 Euro dotiert.

Ausgelobt hat den Preis in Zusammenarbeit mit dem Justiz- und Innenministerium des Freistaates der Münchner Michael Frederic Fischbaum. Er widmet ihn dem Rechtsanwalt und langjährigen zweiten Präsidenten der Israelitschen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Fritz Neuland.

Dieser war der Vater der heutigen Präsidentin, Charlotte Knobloch. Sie wird neben Fischbaum, den Ministern Georg Eisenreich und Joachim Herrmann, dem Antisemitismusbeauftragten der Staatsregierung, Ludwig Spaenle, sowie dem Mitinitiator des Preises, dem CSU-Landtagsabgeordneten Josef Schmid, der Jury angehören.

Neuland hat Großmutter vor KZ bewahrt

»Ohne Fritz Neuland wäre ich nicht auf der Welt. Denn er hat durch sein mutiges Verhalten gegenüber den Nationalsozialisten meine Großmutter vor der höchst wahrscheinlichen Deportation in das KZ Dachau bewahrt und somit an ihrem Überleben des Holocaust maßgeblich mitgewirkt«, sagte der 55-jährige Fischbaum. Seine Großmutter Margarete Schreiner wurde nach Erlass der »Judengesetze« in der NS-Zeit in München vor Gericht gestellt, weil sie es unterlassen hatte, mit dem ihr durch die »Rassengesetze« oktroyierten Namen »Sara« zu unterschreiben.

Schreiner sollte noch bei Gericht verhaftet und ins Gefängnis Stadelheim verbracht werden, von dort aus dann ins KZ Dachau. Anwalt Neuland, der als Jude nur noch andere Juden vertreten durfte, habe daraufhin beherzt den Richter angesprochen, seine Mandantin doch wenigstens nach Hause zur Verabschiedung zu lassen. Dem kam der Richter nach, so dass Schreiner zu Hause sofort versteckt und durch andere, auch nichtjüdische, Münchner an wechselnden Orten in Sicherheit gebracht worden sei.

Vater immer noch Vorbild für Knobloch

Die 91-jährige Knobloch nannte es eine große Freude, dass mit diesem Preis das Andenken an ihren Vater lebendig gehalten werde. Als leidenschaftlicher Jurist habe dieser immer an den demokratischen Rechtsstaat geglaubt und sich dafür aktiv, auch als Mitglied des Bayerischen Senats, eingesetzt. Er sei überzeugt gewesen, dass ein demokratisches Deutschland jüdischen Menschen auch nach dem Menschheitsverbrechen des Holocaust wieder Heimat werden könnte.

»In seinen Überzeugungen und diesem Optimismus ist er mir bis heute Vorbild. Heute, da die Demokratie und jüdisches Leben in unserem Land in ernster Gefahr sind, kann er es auch für andere sein«, so die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025