Einspruch

Frankreichs Scheitern

Gila Lustiger Foto: dpa

Vor ein paar Tagen wurde ein junges Paar in Créteil, einem Vorort von Paris, überfallen. Drei vermummte Männer drohten mit einer Pistole und verschafften sich Einlass, dann raubten sie Schmuck und Geld und vergewaltigten die 19-jährige Frau. »Ihr seid Juden, ihr habt Geld, wo steckt es?«, sagte einer der Täter, als er mit einer Schrotflinte auf den Kopf des Mannes zielte.

Antisemitische Attacken, die von Hakenkreuzschmierereien bis hin zu Folter und Mord reichen, haben in Frankreich in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Das Profil der Täter ist fast immer identisch. Sie sind jung, kaum älter als 20. Sie sind Männer. Sie sind arbeitslos. Obwohl Kinder von Immigranten aus Nord- und Schwarzafrika, wurden sie hier geboren und erzogen, empfinden jedoch gegenüber der Gesellschaft Verbitterung. Das hat sie in ihrer Pubertät in die Fänge der Muslimbrüder getrieben, die ihnen zu einer Ersatzidentität verholfen haben, die sie vor allem mit Gewalt ausleben.

banlieues Die meisten Franzosen nordafrikanischer Abstammung sind in der Gesellschaft aufgegangen, sind erfolgreich und zufrieden. Diese wütenden jungen Männer der Banlieues jedoch nicht. Von islamistischer Literatur aufgehetzt, über das Internet verseucht, propagieren sie nicht nur einen Bruch mit der französischen Zivilgesellschaft und den vermeintlich dekadenten Werten des Westens, sondern sind auch auf die Juden fixiert.

Vorurteile gegen Juden sind bei den Muslimen Frankreichs tief verankert, wie eine neue Studie bezeugt. Dies ist erschütternd, aber: Nicht jedes Vorurteil führt zu Raub und Mord. In Frankreich leben etwa eine halbe Million Juden und sechs Millionen Franzosen muslimischer Herkunft. Es ist höchste Zeit, die Gründe dieser Ressentiments zu erforschen, sich der kolonialen Vergangenheit Frankreichs zu stellen, wie auch, sich zu fragen, ob das soziale und kulturelle Modell Frankreichs gescheitert ist. Und natürlich ist es allerhöchste Zeit, die Arbeitslosigkeit in Frankreich in den Griff zu bekommen.

Die Autorin ist Schriftstellerin in Paris.

Berlin

»BILD«: Hinweis auf Ausspähung von deutschen Juden durch den Iran kam vom Mossad

Die Hintergründe

 01.07.2025

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

Frankfurt

Unibibliothek besitzt rund 7.500 mutmaßlich geraubte Bücher

Die Goethe-Universität hatte die Herkunft von insgesamt rund 79.000 Bänden geprüft, die zwischen 1942 und 1945 in den Bestand aufgenommen worden waren

 01.07.2025

Spionage-Skandal

Außenminister Wadephul bestellt iranischen Botschafter ein

Der CDU-Politiker rief außerdem zum Schutz von Juden in Deutschland auf

 01.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Ausstellung »Die Nazis waren ja nicht einfach weg« startet

Die Aufarbeitung der NS-Zeit hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Wendungen genommen. Eine neue Ausstellung in Berlin schaut mit dem Blick junger Menschen darauf zurück

von Lukas Philippi  01.07.2025

Kirchen

Theologe Staffa kritisiert Apartheidsbeschluss des Weltkirchenrates

Der Apartheidsvorwurf sei einfach falsch, sagte der christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

von Stephan Cezanne  01.07.2025

Berlin

Schuster: Vernichtungsfantasien des Mullah-Regimes gegen Israel und Juden nicht mehr kleinreden

In Dänemark wurde ein Spion festgenommen, der für den Iran jüdische und pro-israelische Ziele ausspioniert haben soll - darunter auch den Zentralrat der Juden

 01.07.2025

Festnahme

Spion soll für Iran jüdische Einrichtungen in Deutschland ausgespäht haben

Der Tatverdächtige wurde in Dänemark festgenommen

von Nils Kottmann  01.07.2025 Aktualisiert

USA

82-Jährige stirbt nach Angriff von Boulder

Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen. Die Anklage gegen den Täter soll nun erweitert werden

 01.07.2025