Meinung

Feuerprobe in der Wüste

Die Islamisten, die in der Nacht zum Montag 16 ägyptische Soldaten töteten und danach Israel angriffen, haben geglaubt, es gebe keinen besseren Zeitpunkt für ihre Tat. Schließlich ist Muhammad Mursi, der von den Muslimbrüdern gestellte ägyptische Präsident, ihr Mann, wie sie glauben. Doch der Angriff hat nicht bewirkt, was die Attentäter wollten.

Statt Ägypten in Auseinandersetzungen, möglichst sogar einen Krieg mit Israel zu ziehen, wie es islamistische Organisationen, seien es Hamas, Al Qaida oder Anhänger des Iran, seit Monaten im Sinai versuchen, stellt sich immer mehr heraus, dass Mursi in erster Linie Ägypter ist – und erst danach Muslimbruder. Vergangene Woche noch empfing er Hamas-Premier Ismail Haniyah und versprach die Öffnung des Grenzübergangs in Rafah. Jetzt, nach dem mörderischen Anschlag, machte Mursi die Grenze dicht, ägyptische Medien sprechen von Vergeltungsschlägen gegen Gaza.

Dankesbrief Als Präsident entdeckt Mursi die Wichtigkeit des Friedensvertrags mit Israel und die zentrale Rolle, die die Armee für Ordnung und Sicherheit in Ägypten spielt. So schickte er vergangene Woche einen Dankesbrief an seinen Amtskollegen Schimon Peres in Jerusalem, auch wenn sein Büro das sogleich dementierte. Der Pragmatismus irritiert seine Bewegung, die Muslimbrüder. Schließlich haben die jahrzehntelang den gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak als Kollaborateur der Zionisten beschimpft und nach ihrem Wahlerfolg mit der Annullierung des Friedensvertrags gedroht, gleichzeitig wurde der Hamas Hilfe versprochen.

Vor diesem Hintergrund findet seit über einem Jahr der Terror auf dem Sinai statt. Schließlich bietet der Friedensvertrag den Terroristen Schutz vor israelischen Präventiv- und Vergeltungsschlägen. Vergangenen Sommer stürzte ein Vorfall, bei dem israelische Soldaten, die Terroristen verfolgten, auch ägyptische Soldaten töteten, die Beziehungen in eine tiefe Krise. Wenn aber die Angreifer vom Sonntag dasselbe Ziel verfolgten, gingen ihre Schüsse nach hinten los.

Der Angriff auf Soldaten, die gerade den Ramadan feierten, bewirkt in Kairo ein Gefühl nationalen Zusammenhalts. Der Zwist zwischen Muslimbrüdern und der Armee ist vorerst vergessen. Wenn Mursi und seine Muslimbrüder auf dem Sinai für Ruhe sorgen wollen, kann dies nur in Zusammenarbeit mit der Regierung in Jerusalem geschehen.

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025