Potsdam

Erster Antisemitismusbeauftragter für Brandenburg vor der Wahl

Brandenburgs Antisemitismusbeauftragter Andreas Büttner Foto: imago images/Christian Spicker

Bekommt das Land Brandenburg am Mittwoch mit Andreas Büttner (Linke) seinen ersten Antisemitismusbeauftragten? Einen Tag vor der entscheidenden Abstimmung erhielt der Landtagsabgeordnete am Dienstag von verschiedenen Parteien im Potsdamer Landtag Rückenwind: Die Fraktionsvorsitzenden der Linken und der SPD, Sebastian Walter und Daniel Keller kündigten an, dass ihre Abgeordneten für Büttner stimmen würden. Grünen-Fraktionschefin Petra Budke sprach von einem »sehr positiven Stimmungsbild der Fraktion« gegenüber Büttner und verwies auf dessen Aktivitäten etwa als Vorsitzender des Freundeskreises Israel im Brandenburger Landtag.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Steeven Bretz, und der Gruppensprecher der Freien Wähler, Peter Vida, erklärten, dass man es den eigenen Abgeordneten freigegeben habe, ob sie für Büttner stimmen.

Für eine Wahl des 50-jährigen Polizisten und Medienexperten, der bereits Mitglied der CDU und der FDP war, wäre eine einfache Mehrheit von 45 Stimmen erforderlich. Im 88 Mandate zählenden Brandenburger Landtag hat die SPD 25 Sitze, die AfD hat 24 Sitze. Die CDU kommt auf 15 Sitze, die Grünen und die Linken auf je 10. BVB/Freie Wähler haben vier Mandate. Sollte Büttner gewählt werden, muss er noch am selben Tag sein Mandat als Abgeordneter niederlegen. Nachrücker in der Fraktion der Linken wäre dann der Landesvorsitzende des BUND Brandenburg, Carsten Preuß.

Langes Verfahren

»Wir haben stark für die Stelle geworben«, sagte der Fraktionschef von BVB/Freie Wähler, Peter Vida. Die personelle Besetzung mit Büttner sei aus seiner Sicht so, dass die persönliche Integrität des Beauftragten außer Zweifel stehe. Es sei aber eine geheime Wahl, bei der jeder nach seiner persönlichen Überzeugung votiere. »Es ist grundsätzlich klug, dass nicht die Koalition einen Vorschlag macht«, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Steeven Bretz.

Das lange Verfahren mit mehr als 30 Bewerbern sei ein Zeichen der Stärke des Landtags. »Wir als CDU werden alles dafür tun, dass dieser Landtag zu der Kraft findet, einen Beauftragten zu wählen«, sagte Bretz. »Wir geben die Abstimmung frei, jeder wird nach seinem Gewissen die Wahl treffen.« Persönlich mache er sich über das Abstimmungsverhalten der CDU aber überhaupt keine Sorgen.

Ablehnung von der AfD

Dagegen erklärte der AfD-Fraktionsvorsitzende Hans-Christoph Berndt, er glaube nicht, dass irgendwer aus seiner Fraktion Herrn Büttner wählen werde. Man halte die Schaffung dieses Postens für falsch. »Was wir wirklich bräuchten, wäre ein Remigrationsbeauftragter«, sagte Berndt. Büttner sei auch persönlich nicht geeignet, und komme nur durch ein »unwürdiges Geschacher« auf diesen Posten. Er habe im Hauptausschuss Kandidatinnen aus der jüdischen Gemeinde erlebt, die besser geeignet gewesen seien. kna

Lesen Sie auch

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025

Buenos Aires

Milei will 2026 Botschaft in Jerusalem eröffnen

Israels Außenminister Sa’ar erklärte in der argentinischen Hauptstadt, »im April oder Mai« werde die Eröffnung erfolgen

 26.11.2025

Montréal

Air Canada prüft Beschwerde über Palästina-Anstecker in der Form Israels

Der Passagier Israel Ellis beschwert sich über das israelfeindliche Symbol an der Jacke einer Stewardess. Sie habe ihn zudem angeschrien, als sie seine Davidstern-Kette gesehen habe

 26.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025