Berlin

»Er wird irritieren«

Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt Foto: imago

»Ich glaube, dass Joachim Gauck als Bundespräsident zahlreiche spannende und innovative Diskussionen anstoßen und damit zugleich einen frischen Wind in die deutsche Politik bringen wird«, erklärte Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, zur Wahl des Nachfolgers von Christian Wulff.

Vor dem Hintergrund der Debatte über Rechtsterrorismus in Deutschland sagte Graumann, er sei »davon überzeugt, dass sich der neue Bundespräsident als moralische Instanz mit großem, aber auch sehr persönlichem Engagement überall in unserem Land gegen Antisemitismus und Rassismus einsetzen wird«.

Engagement Er sei sich daher sicher, so Graumann weiter, dass Gauck erfolgreich dazu beiträgt, »unsere facettenreiche Gesellschaft zusammenzuführen und zusammenzuhalten«. Der Zentralratspräsident hofft auf ein Eintreten Gaucks gegen Rechtsextremismus. »Ich bin zuversichtlich, dass sich der künftige Bundespräsident klar für die freiheitliche Demokratie, gegen Diskriminierung und Antisemitismus positionieren sowie ein Engagement des Herzens für das Existenzrecht und die Sicherheit Israels zeigen wird«, sagte er.

Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, vermutete, Gauck werde »Diskussionen ins Rollen bringen, die einen Einfluss auf das öffentliche Leben haben werden, was nicht heißt, dass jeder sie gut finden wird. Ich denke, er wird viele Leute irritieren.«

Die Gauck unterlegene Kandidatin um das Amt, Beate Klarsfeld, gratulierte dem Rostocker Pfarrer nach der Wahl. Ein wichtiges politische Ziel, bei dem sie auch auf Unterstützung des neuen Bundespräsidenten hofft, ist das Verbot der NPD, »die Arbeit geht weiter«.

Efraim Zuroff vom Simon Wiesenthal Center hingegen schrieb in der »taz«, dass er Gauck wegen dessen Unterzeichnung der umstrittenen »Prager Erklärung« für die »falsche Person« im Amt hält. In dem Papier aus dem Jahr 2008 wird der 23. August als Gedenktag für die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus gefordert – aus »Respekt für sämtliche Opfer totalitärer und undemokratischer Regime in Europa«.

Das, so Zuroff, »ehrenwerte Ziel«, den Verbrechen im Namen des Kommunismus größere Beachtung zu schenken, werde von ihm aber »auf Kosten der historischen Wahrheit« verfolgt. ja

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025