Nationalsozialismus

»Eine Zumutung nicht nur für Juden«

Foto: Getty Images / istock

Die Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei (CDU) und Eva Högl (SPD) sowie der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, haben sich für die Abschaffung mehrerer Gesetze ausgesprochen, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Kraft gesetzt wurden und trotz ihres antisemitischen Hintergrunds weiterhin Gültigkeit hätten.

In einem gemeinsamen Gastbeitrag, der am Donnerstag von der Tageszeitung »Die Welt« veröffentlicht wurde, schreiben sie, eine derartige Situation sei gerade »in den heutigen Zeiten des wieder erstarkenden Judenhasses und der wachsenden Bedrohung durch Rechtsextremisten« schwer nachvollziehbar.

namensänderungsrecht So sei das 1938 von den Nazis erlassene Namensänderungsrecht nach wie vor in Kraft. Vor 80 Jahren hat es bei der Entrechtung von Juden eine herausragende Bedeutung gespielt. Unter anderem wurde Juden damals gezwungen, die Vornamen Sara beziehungsweise Israel als Zweitnamen anzunehmen.

Diese besondere Vorschrift wurde zwar nach dem Krieg außer Kraft gesetzt, das Gesetz selbst gilt aber nach wie vor. Es enthalte Begrifflichkeiten wie »Reichsregierung« und »Deutsches Reich«.

Das sei eine Zumutung, »nicht nur für Jüdinnen und Juden«, so die drei Autoren. »Wer heute in Deutschland seinen Vor- oder Nachnamen ändern will, sieht sich mit diesem antisemitisch motivierten Gesetz aus dem Jahr 1938 konfrontiert«, so Frei, Högl und Klein in ihrem Beitrag.

BEREINIGUNG Es gebe eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen, die zwischen 1933 und 1945 erlassen worden seien, einen ähnlich problematischen Kontext hätten, aber trotzdem weitgehend unverändert fortgelten.

Die Autoren fordern: »Die systematisch vom Deutschen Reich übernommenen Gesetze und Verordnungen sollten so bereinigt werden, dass sich die Bundesrepublik Deutschland klar und eindeutig vom gesetzlich legitimierten Antisemitismus der Nationalsozialisten abgrenzt. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich etwa ein Bundesinnenminister in der Nachfolge des NSDAP-Reichsinnenministers und verurteilten Kriegsverbrechers Wilhelm Frick sehen muss.«

Ein Bereinigungsgesetz solle alle überkommenen Begriffe aus der NS-Zeit durch heutige Amtsbezeichnungen ersetzen, so die drei Politiker. »Die Befreiung der Gesetzgebung von den Resten und Schatten des Antisemitismus ist ein wichtiges Zeichen für unsere heutige Demokratie und unseren Rechtsstaat«, argumentieren sie.  mth

Nahost

Begrenzter Drohnenangriff als Signal an Teheran

Welches Ziel verfolgte Israel mit seiner Attacke gegen den Iran?

von Imanuel Marcus  19.04.2024

Nahost

Keine Berichte über Schäden nach Angriff im Iran

Mehrere Flugobjekte am Himmel von Isfahan seien abgeschossen worden, erklärt das Mullah-Regime

 19.04.2024

Justiz

Höcke wegen SA-Parole vor Gericht: So war der erste Prozesstag  

Schon mehrfach testete der AfD-Politiker die Grenzen des Sagbaren - nun muss er sich vor Gericht verantworten. Er sagte am ersten Prozesstag nicht aus. Seine Anwälte scheiterten mit Anträgen

von Stefan Hantzschmann  18.04.2024

München

Schoa-Verharmlosung: Amtsgericht verurteilt Ex-Grünen-Stadtrat

Bernd Schreyer wurde vom Amtsgericht München wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt

von Michael Thaidigsmann  18.04.2024

Sachsen

Gedenken an Opfer der Todesmärsche 1945

Ein Zeichen für Demokratie, Frieden und Menschlichkeit wird so gesetzt

 18.04.2024

US-Repräsentantenhaus

»From the river to the sea, Palestine will be free« als antisemitisch verurteilt

Die Parole ruft zur Vernichtung Israels auf, heißt es in der Begründung

 18.04.2024

Berlin

Frau beleidigt und verletzt

Der Täter soll ein judenfeindliches Lied gesungen haben

 18.04.2024

Capri

Baerbock: Iran muss weiter isoliert werden

»Zugleich darf es zu keiner weiteren Eskalation kommen«, sagt die Außenministerin

 18.04.2024

Kunstbiennale

Yael Bartana: »Wir haben so viel zerstört«

»Es ist eine messianische Zeit, in der wir leben«, so die israelische Künstlerin

 18.04.2024