Iran-Deal

Eine Frage des Vertrauens

Wenige Themen haben amerikanische Juden in den letzten Jahrzehnten so sehr entzweit wie gegenwärtig das Atomabkommen mit dem Iran: Es wird heftigst darüber gestritten. Es führt zu familiären Reibereien. Es ruiniert sogar enge Freundschaften. Der Grund für die Debatte kann in einem Wort zusammengefasst werden – Vertrauen. Viele jüdische Organisationen fragen verständlicherweise, bis zu welchem Grad man dem Iran trauen kann.

Einige israelkritische jüdische Organisationen sind der Überzeugung, dass das Abkommen den Iran davon abhalten wird, eine Atombombe zu entwickeln, um Israel zu bedrohen. Andere befürchten eher, dass – sollte der Deal im Kongress aufgrund einer »jüdischen Opposition« torpediert werden– dies eine antisemitische und anti-israelische Gegenreaktion auslösen könnte. Auch wenn die innerjüdischen Debatten die angespannten Auseinandersetzungen zwischen Kongress und Weißem Haus widerspiegeln, gibt es Befürchtungen, dass die amerikanischen Juden und Israel für das Ergebnis der Abstimmung verantwortlich gemacht werden könnten.

glaubwürdigkeit
Präsident Obama und seine Regierung sind sich der Bedeutung der jüdischen Wähler bewusst und haben sich daher direkt an die Community gewandt. Dennoch gibt es Befürchtungen, dass die Glaubwürdigkeit der organisierten jüdischen Gemeinschaft innerhalb der Demokratischen Partei schwinden könnte. Trotz dieser Zweifel haben jüdische Organisationen die Kampagnen für und gegen das Abkommen ausgeweitet – viele betrachten es schlichtweg als die wichtigste politische Entscheidung unserer Generation. Denn die Ängste vieler, auch des AJC, sind groß, dass der Iran trotz des Abkommens nuklearwaffenfähig wird – wenn auch mit einer kleinen Verzögerung.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass nicht genug Senatoren gegen das Abkommen stimmen werden, um ein Veto Obamas zu überstimmen. Doch die Gegner der Nuklearvereinbarung – jüdische wie nichtjüdische – sind überzeugt davon, dass eine erkennbare Anzahl von Nein-Stimmen auch ein Signal sendet: dass die iranische Regierung ein gefährliches und tyrannisches Regime bleibt, das seine eigene Bevölkerung unterdrückt, seine Nachbarn terrorisiert und Israel mit Auslöschung droht. Die Botschaft ist klar: Nur durch die uneingeschränkte Befolgung der internationalen Vorschriften wird der Iran das nötige Vertrauen gewinnen können.

Die Autorin ist Direktorin des American Jewish Committee (AJC) Berlin.

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025