Einspruch

Ein Lichtblick

Sabine Brandes Foto: privat

Einspruch

Ein Lichtblick

Sabine Brandes verspürt erstmals seit dem Hamas-Massaker ein Gefühl von vorsichtiger Hoffnung

von Sabine Brandes  23.11.2023 08:11 Uhr

Ich habe den Vater von Amit umarmt, der nicht mehr schlafen kann, seit sein Sohn verschleppt wurde, dem Großvater von Yahel und Nave zugehört, der seine kleinen Schätze schmerzlich vermisst, mit der Mutter von Yagil und Or geweint. Ihre Kinder und Enkel sind Geiseln in Gaza.

Schon in den nächsten Tagen könnten sie sie wieder in die Arme schließen, wenn eine Vereinbarung zwischen der Hamas und Israel in die Tat umgesetzt wird – nach 50 oder mehr Tagen und Nächten des Wartens und der grauenvollen Ungewissheit.

Geiseln zu nehmen, ist ein Verstoß gegen die Genfer Konvention. Kinder als Gefangene in Tunneln zu halten, entbehrt jeglicher Menschlichkeit. Man sagt, der Schmerz, den die Angehörigen durchmachen, ist nicht vorstellbar. Doch Eltern ahnen, wie es sich anfühlen würde, wenn den eigenen Kindern etwas Schreckliches zustößt. Es ist unsere größte Angst. Meine Kinder sind 23, 14 und zehn Jahre alt. Mädchen und Jungen, die in Gaza festgehalten werden, sind genauso alt wie sie.

Kinder dürfen niemals Kriegspfand sein

Dass jetzt vor allem die Verletzlichsten unter den Gekidnappten freikommen sollen, ist ein Lichtblick, weil Kinder niemals Kriegspfand sein dürfen. Es ist richtig, dass sich Israel auf diesen Deal einlässt – so schwer es auch fällt. Denn es sind nicht nur 50 Geiseln in Gaza, sondern mindestens 240.

Auch auf die anderen 190 warten Angehörige voller Angst. Wie die Schwester von Evyatar, einem jungen Mann, der auf einer Party in der Wüste gekidnappt wurde. Oder die Mutter von Omer, dem 21-Jährigen, der unter Asthma leidet. Ihre Liebsten werden wahrscheinlich noch nicht nach Hause kommen.

Ich erinnere mich, wie die Familien vor einigen Tagen verzweifelt riefen, dass »nur alle gemeinsam befreit werden dürfen«. Es war der Ruf von Menschen, die bereits wussten, was kommen könnte. Ihr Flehen hallt schmerzvoll in meinem Kopf. Ich sehne mich für jede einzelne Geisel nach dem Licht am Ende des Hamas-Tunnels.

Die Autorin ist Israel-Korrespondentin der Jüdischen Allgemeinen.

Medien

Eurovision künftig ohne Israel?

Die Regierung droht mit der Schließung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan. Das könnte das Aus für die Teilnahme am weltgrößten Gesangswettbewerb sein

von Sabine Brandes  04.07.2025

Berlin

Russland steuert Hetzkampagne gegen Nicholas Potter

Das Propaganda-Portal »Red« ist Treiber der Diffamierungskampagne gegen den Journalisten. Das Auswärtige Amt ist sich nun sicher, dass Russland hinter dem Portal steht

 04.07.2025

USA

Edan Alexander bedankt sich bei Donald Trump

Die freigelassene Geisel Edan Alexander trifft erstmals US-Präsident Trump. Um sich zu bedanken und auch, um darauf zu drängen, alle verbleibenden Geiseln so schnell wie möglich nach Hause zu holen

 04.07.2025

Rassistischer Polizist bleibt im Dienst

Gericht »nicht auf rechtem Auge blind«

Der Verwaltungsgerichtshof München steht in der Kritik, weil er einen ehemaligen Personenschützer von Charlotte Knobloch im Dienst belassen hat - obwohl dieser Juden in KZs wünschte. Jetzt wehrt sich das Gericht

 04.07.2025 Aktualisiert

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025

Janusz-Korczak-Preis

»Eine laute Stimme für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt«

Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wurde mit dem Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit ausgezeichnet. Die Laudatio hielt der Professor für Internationale Politik und Konfliktexperte Carlo Masala. Die Rede im Wortlaut

von Carlo Masala  03.07.2025

Ravensbrück

KZ-Gedenkstätte erhält 207 Interviews mit Überlebenden

Grimme-Preisträgerin Loretta Walz führte über 30 Jahre Gespräche mit den Überlebenden, nun übergab sie den letzten Teil der Sammlung

von Daniel Zander  03.07.2025